TEST: Der Mountainbike-Helm Awake 1.0 von 720protections ist aus einer neuartigen Wabenstruktur konstruiert. Das verspricht eine sehr gute Belüftung. Außerdem soll der Schutz bei Einschlägen im Vergleich zu herkömmlichen Helmen deutlich erhöht sein. Wir haben den neuen Wunderhelm getestet.
720protections Awake 1.0 im Test
Wer den Awake 1.0 zum ersten mal in der Hand hält, mag sich fragen: Wie soll dieses luftige Konstrukt meinen Kopf besser schützen, als klassische Helme aus Schaumstoff? Inspiziert man aber die Wabenstruktur etwas genauer, so verfliegt dieser Eindruck recht schnell. Die Struktur besteht aus einem festen, aber verformbaren Elastomer. Dieses kann augenscheinlich sowohl Einschläge dämpfen, als auch Rotationen abfangen. Außerdem ist es schwimmend in der Hartschale des Helmes gelagert, was den Effekt der Rotationsdämpfung ähnlich wie beim MIPS-System unterstützen sollte. Interessant ist dabei auch, dass sich der Helm mit Handkraft verformen lässt – man kann ihn etwas zusammendrücken, er nimmt seine Form dann wieder an.
Für das innovative Produkt hat 720protections übrigens 2020 den Red Dot Design Award erhalten. Es ist der erste Mountainbike-Helm des jungen Unternehmens aus Bozen in Südtirol. Neben dem neuartigen Material kommt der Helm ansonsten in recht modernem Look eines typischen Mountainbike-Helmes daher. 720protections wirbt damit, dass der Helm mehr als den doppelten Schutz des EN 1078 Standards und damit auch deutlich mehr Schutz als ein herkömmlicher Helm bieten soll. Das können wir an dieser Stelle natürlich leider nicht überprüfen – trotzdem wäre es ein Game-Changer in puncto Sicherheit.
Außerdem scheint 720protections an einem Recycling-System zu arbeiten, denn das Helm-Material soll komplett recyclebar sein. Das wäre aus ökologischen Aspekten ein echter Fortschritt.
Datenblatt & Infos
- In 7 Farben erhältlich
- Größen: M (53-56 cm), L (56-59 cm)
- Gewicht laut Hersteller 499 g (M), Testhelm selbst gewogen 524 g (L)
- Schale aus Polycarbonat
- HexaGo Wabenstruktur aus Elastomer
- Zertifiziert nach EN 1078
- Fidlock Magnetverschluss
- Spannriemen am Hinterkopf höhenverstellbar
- Polster herausnehmbar
Sitz & Tragekomfort
Beim erstmaligen Aufsetzen fällt sofort auf, dass der Helm merkbar schwerer ist, als die Konkurrenz aus Schaumstoff. Der 720protections Awake 1.0 wiegt in etwa doppelt so viel, wie ein durchschnittlicher, herkömmlicher Helm. Dazu sei aber gesagt, dass das Gewicht eines Fahrradhelmes nur ein untergeordnetes Kaufargument darstellt, wie wir in unserem Ratgeber zum Helmkauf aufgezeigt haben. Der Helm sitzt recht komfortabel, das Polster ist gut platziert, die Wabenstruktur macht sich nicht bemerkbar. Die seitlichen Riemen lassen sich ums Ohr herum zwar im Umfang nicht verstellen, bieten aber dank Kunststoffeinsatz genug Luft um die Ohren herum. Wer einen Verschluss mit Schnalle gewöhnt ist, mag den Fidlock Magnetverschluss zunächst etwas fummelig empfinden, man gewöhnt sich aber schnell daran. Der Kinnriemen selbst kommt ohne Polsterung – wer es weich mag, hat hier etwas das Nachsehen.
Was die Passform betrifft, sitzt der Helm am Kopf unseres Testfahrers gut, aber nicht perfekt. Der höhenverstellbaren Spannriemen am Hinterkopf muss er für den besten Sitz komplett nach unten stellen. Auf der schmalen, länglichen Kopfform mit flacher Stirn kann der Helm nach hinten rutschen, wenn der Spannriemen am Hinterkopf nicht sehr fest arretiert ist. Kopfformen sind aber sehr individuell und durch die flexible Wabenstruktur passt sich der 720protections Awake 1.0 etwas an die Kopfform an. Daher sollte daher er recht universell viele Kopfformen abdecken. Bei unserem Testfahrer liegt das Problem wohl primär an der flachen Stirn. Ein komplett umlaufender Spannriemen könnte diesem Problem vermutlich entgegenwirken – beim Awake 1.0 verläuft dieser nur von den Schläfen um den Hinterkopf.
Eine klassische Sonnenbrille passt gut unter den Helm, wirkt aber optisch etwas verloren. Auf den Helm stecken lässt sie sich konstruktionsbedingt nicht. Unsere Testgoggle passt unter den Helm, sitzt dann aber nicht mehr perfekt, da sie an der Stirnkante des Helmes ansteht.
Für Damen mit langen Haaren ist der Helm nur eingeschränkt nutzbar. Die Aufhängung des Spannriemens am Hinterkopf verhindert ein sinnvolles Durchfädeln eines Pferdeschwanzes. Die Haare können also nur unten heraus geführt werden.
Im Traileinsatz
Auf dem Trail zeigt sich der Helm zunächst sehr unauffällig, was ein gutes Zeichen ist. Auch im Uphill kann man ihn für eine gewisse Zeit aufgesetzt lassen, ohne direkt ins Schwitzen zu kommen, da nur wenig Material direkten Kontakt mit dem Kopf hat. Insgesamt könnte die Außenschale aber an heißen Tagen vielleicht das ein oder andere Lüftungsloch mehr vertragen. In der Abfahrt mit Fahrtwind ist alles schön durchlüftet.
Das höhere Gewicht des Helmes haben wir auf unseren Testfahrten nicht wirklich wahr genommen. Wer darauf achtet, wird es spüren – störend sollte es aber in keinem Fall sein. Spürbar enger wurde es auf dem Trail beim Einsatz der Brille: Der Helm sitzt recht tief auf der Sirn, was zum einem natürlich für guten Schutzwirkung sorgt. Zum anderen aber lässt es weniger Raum für die Brille. Diese stand an der Oberkante des Helmes an und wurde dadurch teils etwas unangenehm nach unten gedrückt. Unser Testfahrer befindet sich mit seinem Kopfumfang allerdings an der Untergrenze der Größe L – wer hier mehr im Mittelfeld liegt, bleibt eher von der Brillenthematik verschont.