SRAM Red AXS XPLR 2024: Die neue Gravel-Gruppe der US-Komponentenschmiede überrascht mit einem 13. Ritzel und einem Schaltwerk, das mehr nach MTB aussieht. Dabei wendet sich die neue Red XPLR dezidiert an sportliche Gravelbiker, die Rennen und Touren fahren wollen.
Mit der Red AXS 2024, die im Frühjahr vorgestellt wurde, hat SRAM den Abstand zwischen seiner Top-Gruppe und den günstigeren Varianten Force, Rival und Apex wieder vergrößert. Mit dem Wechsel auf eine komplett neuen Hebelform bei der Red, die mit deutlich verringerten Handkräften beim Bremsen einherging, ist die Red 2024 eine ganz neue Modellgeneration. Und es dürfte feststehen, dass der Abstand bis auf weiteres bestehen bleibt, bekamen SRAM Force und Apex, die Nummern zwei und vier im Programm, doch erst letztes Jahr jenen Hebel, der 2021 mit der SRAM Rival eingeführt wurde.
SRAM Red AXS XPLR 2024: 13 Gänge und UDH-Schaltwerk
Nun stellt SRAM die Gravel-Variante der Red AXS vor und macht mit dieser Gruppe einen weiteren Schritt in die Zukunft und weg von den bestehenden Gruppen. Denn die Gravel-Red schaltet 13 Gänge, außerdem ist sie einzig mit einem Schaltwerk im UDH-Standard verfügbar.
Bisher unterteilte SRAM seine Gravel-Gruppen mit Monokettenblatt in XPLR und Eagle. Der Unterschied liegt in den Schaltwerken: XPLR schaltet bis zu 44 Zähne, Eagle bis zu 52. Letztere Variante ist damit praktisch MTB-Standard. Mit der neuen Red, die offiziell unter XPLR läuft, nimmt SRAM Abschied von den extrem großen Bergritzeln der Eagle – die neue Gruppe wendet sich an die Zielgruppe der eher touren- oder rennmäßig orientierten Gravelbiker, die keine extremen Trails fahren, stattdessen aber eine enger abgestufte Übersetzung wollen. Und die bietet SRAM mit der neuen 13-fach-Kassette, die mit einem 46er Bergritzel noch etwas klettertauglicher ist als die bisherigen XPLR-Kassetten, dabei aber im schnellen Bereich in Ein-Zahn-Sprüngen abgestuft.
Dies ist die Abstufung der neuen Kassette, welche mit 290 Gramm vergleichsweise leicht ausfällt:
10-11-12-13-15-17-19-21-24-28-32-38-46
XPLR 13-fach: Engere Abstufung, leichterer Berggang
Im Vergleich zur XPLR-Kassette mit zwölf Gängen gibt es nun ein zusätzliches 12er Ritzel sowie 46 statt 44 Zähne beim größten Kranz; im Vergleich zur Eagle-Kassette mit 10-52 Zähnen fehlt der leichteste Berggang. Diese Kassette ist im schnellen Bereich aber in Zweiersprüngen abgestuft (10-12-14-16). Interessant ist, dass die 13-fach-Kassette praktisch identisch ist mit dem 10-36er Rennrad-Kranz, wie er an vielen Bikes mit SRAM 2×12 verbaut wird – nur dass es statt des 36er ein 38er Ritzel gibt und eben das 46er.
Eine weitere Besonderheit des neuen Systems ist, dass es keine spezielle 13-fach-Kette gibt. Die Abstände zwischen den einzelnen Ritzeln sind identisch mit denen der aktuellen Zwölffach-Kränze. Die neue Kassette ist also um ein Ritzel breiter als eine Zwölffach-Kassette, allerdings passt sie auf die aktuellen XDR-Freiläufe. Der 13-fach-Kranz ist nämlich so aufgebaut, dass das größte Ritzel weiter innen sitzt. Auch die Kettenblätter der aktuellen Zwölffach-Gruppen sind kompatibel.
Zum Nachrüsten reichen Kassette und Schaltwerk
Das sind gute Nachrichten für alle, die Interesse an dem neuen Getriebe haben – denn um künftig 13 Gänge schalten zu können, muss man nur die Kassette und das Schaltwerk kaufen. Ältere SRAM-AXS-Hebel der Zwölffach-Gruppen können weiterverwendet werden, schließlich sitzt die elektronische Steuerung komplett im Schaltwerk. Allerdings kann dieses nur an einen Rahmen montiert werden, der bereits nach dem UDH-Standard konstruiert wurde – etwa das Specialized Crux oder das neue Rose Backroad, um nur zwei zu nennen.
Das wuchtige Schaltwerk weicht deutlich von den Sehgewohnheiten der Gravelbiker und Rennradfahrer ab. Es gleicht eher einem MTB-Wechsler à la SRAM XX Eagle Transmission, ist aber merklich leichter als dieser (375 statt 440 Gramm) und fällt etwas kompakter aus. Sehr gelungen ist die Integration des Akkus, der eher im Schaltwerk drin anstatt auf dessen Rückseite sitzt. Die Schaltschwinge ist etwas kürzer als jene des MTB-Schaltwerks und wie diese mit einem 14er (oben) und einem 16er (unten) Schaltröllchen ausgestattet. Letzteres nennt sich „Magic Wheel“ und besteht aus Aluminium mit einer aufgepressten Zahnring. Der Trick dabei: Sollte etwas in die „Speichen“ des Röllchens geraten und dieses blockieren, kann sich der Zahnring weiter drehen.
Bei der Konstruktion des Red-Schaltwerks hat SRAM weniger auf optimales Schalten unter Last geachtet, was beim (E-) MTB wichtig ist, sondern eher auf maximale Schaltgeschwindigkeit – wie es sich damit verhält, wird der demnächst folgende Praxistest zeigen. In jedem Fall dürfte die extreme Steifigkeit der UDH-Konstruktion für noch einmal präzisere Schaltvorgänge sorgen.
Wer die komplette Gruppe haben will, bekommt die bereits angesprochenen neuen Hebel samt Bremssätteln dazu, außerdem einen Kurbelsatz mit oder ohne Powermeter sowie die bekannte Zwölffach-Kette der SRAM Red, die dank großzügiger Ausfräsungen an den Außen- und Innenlaschen sowie hohlen Bolzen besonders leicht ist. Natürlich sind die neuen Top-Komponenten nicht gerade billig: Die komplette Gruppe kostet mit Standard-Kurbelsatz knapp 4.000 Euro, mit Powermeter sogar fast 4.500 Euro. Wer wie beschrieben nur Kassette und Schaltwerk zum Nachrüsten kauft, ist allerdings mit schon 1.460 Euro dabei.
Preise und Gewichte SRAM Red AXS XPLR
Schaltwerk | 375 g (zzgl. Akku) | 785 € (zzgl. Akku) |
Kassette | 290 g | 675 € |
Kette | 250 g (120 Glieder) | 100 € |
Kurbelsatz Powermeter (172,5 mm / 40 Z.) | 515 g | 1.235 € |
Kurbelsatz Standard | k. A. | 730 € |
Kurbelsatz ohne Spider / Kettenblatt | k. A. | 450 € |
Schalthebel / Bremssattel kurze Leitung | 203 / 150 g | 755 € |
Paceline X Bremsscheibe 160 mm | 133 g | 80 € |