SRAM Force AXS und Rival AXS 2025
Knapp ein Jahr nach der Vorstellung der neuen SRAM Red AXS legt der US-Komponentenhersteller nach: Mit SRAM Force AXS und Rival AXS 2025 werden die Nummern zwei und drei im Modellprogramm auf den neuesten Stand gebracht. Und das bedeutet: die revolutionäre neue Hebelform der Red sowie XPLR-Varianten mit 13 Gängen und „Full Mount“-Schaltwerk für die Direktmontage an geeigneten Rahmen. Dazu sind einzelne Komponenten der neuen Gruppen teils deutlich im Preis reduziert worden, und leichter sind die neuen Gruppen auch.
In ihrer bisherigen Form kam die SRAM Rival AXS 2021 auf den Markt – als dritte elektronische Gruppe der Marke und mit neuen, im Vergleich zu SRAM Red und Force deutlich modernisierten Hebeln. 2023 zog die SRAM Force nach, bekam ebenfalls die neue Hebelform und wurde optisch und funktionell modellgepflegt. Ein Paukenschlag war dann die Mitte 2024 gelaunchte SRAM Red: Die Top-Gruppe kam mit einer wiederum deutlich optimierten Hebelform und einer 1×13-Version fürs Gravelbike mit Direktmontage-Schaltwerk wie am MTB.
SRAM Force und Rival mit der Technik der RED AXS
Nun übernehmen SRAM Force AXS und Rival AXS 2025 so ziemlich alle Merkmale der 2024er SRAM Red. Gerade die Force rückt sehr dicht an die Top-Gruppe heran, kostet dabei aber nur etwa die Hälfte. Außerdem ist die Force in der 2×12-Version um 183 Gramm leichter geworden, die Rival 2×12 hat laut Hersteller sogar 213 Gramm abgespeckt. Wie hat SRAM das gemacht und was hat sich im Detail geändert?
SRAM Force AXS und Rival AXS 2025: Jetzt mit optimierten Shiftern
Los geht’s mit dem auffälligsten Merkmal er zwei neuen Gruppen – die besagten Bremsschalthebel. Sie sind schlanker und länger, außerdem fehlt der ausgeprägte „Knauf“ überm Bremshebel. Das konnte dadurch erreicht werden, dass der Hydraulikzylinder nun nicht mehr über dem Bremshebel steht, sondern im Griffkörper liegt.
Die größere Lände des Griffkörpers in Kombination mit dem stark geschwungenen Bremshebel erlaubt es, den Griff mit der ganzen Hand zu umfassen bzw. mit drei Fingern, während man mit dem Zeigefinger bremst. SRAM spricht wie schon bei der Red von 80 % geringeren Bedienkräften, wozu auch die verbesserten Bremssättel beitragen. Ob das so ist, sei dahingestellt – die Ein-Finger-Bremsung in Bremsgriffhaltung ist jedenfalls durchaus möglich, was sich auch positiv auf die Dosierung auswirkt. Vor allem ist unterm Bremshebel so viel Platz, dass man sich nicht die Finger einklemmen kann. Auch bei großem Leerweg des Hebels ist sicheres Bremsen immer möglich.

Keine Alu-Bremshebel mehr bei der SRAM Rival
Die Rival-Shifter verfügen nun ebenfalls über Bremshebel aus Carbon, wo vorher Aluminium verwendet wurde. Optisch unterscheiden sich Force und Rival nur durchs Dekor – hier chromfarben, dort grau – sowie durch die unterschiedliche Textur der Griffgummis, deren linienförmige Anordnung die Ausrichtung der Hebel in der Waagerechten erleichtert.
Außerdem sind die Force-Hebel funktionell im Vorteil: Von der Red übernehmen sie den „Bonus Button“ an der Innenseite beider Griffkörper, mit dem man schalten oder einen Radcomputer bedienen kann. Der Rival fehlt dieses Merkmal. Hier macht es SRAM genauso wie Shimano, wo nur Dura-Ace und Ultegra Di2 über zusätzliche Schaltknöpfe verfügen, nicht aber die 105 Di2. Der Bonus Button der SRAM Force ist am Griffgummi mit geriffelter, etwas größerer Schaltfläche besser tastbar als bei der Red, was ein kleiner Vorteil ist.
Einheitlicher Bremssattel für Red, Force und Rival
Die Bremssättel der neuen Gruppen gleichen jenen der SRAM Red AXS. Letztere sind zwecks Gewichtsersparnis jedoch stärker ausgefräst, außerdem ist das Finish jeweils anders und wird von Rival zu Red immer schöner. Bei den Paceline-Bremsscheiben konnten durch einen Aluminium-Träger jeweils 20 Gramm eingespart werden.
Auto-Trimm an allen Umwerfern
Die Schaltkomponenten beider Gruppen sind ebenfalls überarbeitet worden. Während das Rival-Schaltwerk bis aufs neue Dekor unverändert erscheint, sieht der Force-Wechsler mit durchbrochener Frontplatte und 14-Zahn-Schalträdchen („Magic Wheels“) dem der Red jetzt sehr ähnlich. Die Umwerfer beider Gruppen sind nun mit der „Auto Trimm“-Technologie ausgestattet, die den Käfig der Werfers nachjustiert. Dieser kann dadurch schmaler ausfallen, was die Schaltpräzision erhöhen soll. Die Begrenzungsschrauben der Umwerfer sind nun wie bei der Red mit Markierungen versehen (L bzw. H), damit man sie besser auseinanderhalten kann.
Der Kurbelsatz ist das Aushängeschild jeder Komponentengruppe, und hier gibt es bei SRAM Force wie SRAM Rival viel Neues. Die flächige, kantige Carbon-Kurbel der Force konnte mit neuem Carbon-Layup deutlich leichter werden. Dazu soll sie steifer sein als ihre Vorgängerin. Die Alu-Kurbel der Rival ist dank durchbrochener Kurbelarme um 50 Gramm leichter geworden und nun wie die Kurbelsätze der teureren Gruppen auf Direct-mount-Kettenblätter ausgelegt.
Die Abstufung 43/30 fällt weg
Die Doppelkettenblätter werden bei den neuen Gruppen aus einem Block gefräst und sind in den Abstufungen 46/33, 48/35 oder 50/37 Zähne verfügbar (letzteres nur bei der Force). Die Superkompakt-Abstufung 43/30 wird leider nicht weitergeführt. Dabei liefert sie in Kombination mit eng abgestuften Ritzelpaketen wie 10-28 oder 10-30 ausreichend lang übersetzte Schnellgänge (so lang wie früher 52/12) und leichte Berggänge bis hin zu 1:1.
Was es bei der neuen Force nicht mehr gibt, ist die Doppelkettenblatt-Powermeter-Kombination, bei der beide Bauteile untrennbar miteinander verbunden sind: Waren die Kettenblätter verschlissen, musste auch das Powermeter auf den Schrott. Wie schon bei der SRAM Red AXS XPLR gibt es nun einen speziellen Powermeter-Spider, auf den die Kettenräder aufgeschraubt werden, was natürlich deutlich wirtschaftlicher ist.
Aero-Kettenblätter fürs Gravelbike
Für Force wie für Rival gibt es aerodynamische Mono-Kettenblätter mit 44, 46, 48 und 50 Zähnen, wobei auch Powermeter-Varianten erhältlich sind. Damit geht der Komponentenhersteller auf den Trend zum Aero-Gravelbike ein. SRAM bietet beide Kurbelsätze wie bisher mit Leistungsmessung in der Tretlagerwelle an. Beim wellenbasierten System wurde der Batterieschlitten verbessert: Er kann nun mit einem Schieber entriegelt werden und muss nicht mehr mit viel Kraft gelöst werden.
Nichts geändert hat sich bei den Zwölffach-Zahnkranzkassetten. Der Rival-Kranz ist als 10-30 oder 10-36 erhältlich, die Force verfügt über vier Abstufungen, nämlich zusätzlich 10-28 und 10-33. Die Flattop-Ketten der neuen Gruppen sind leichter geworden – bei der Rival sind nun die Außenlaschen durchbrochen, bei der Force Außen- und Innenlaschen.
Gravel-Schaltwerke nur noch nach UDH-Standard
Die Ketten sind das Bindeglied zu den vielleicht spektakulärsten Komponenten der zwei Gruppen: Als Force und Rival XPLR gibt es nun „Full Mount“-Schaltwerke, die 13-fach-Kassetten mit 10-46 Zähnen bedienen. Technisch entsprechen alle Bauteile der SRAM Red AXS XPLR, die im vergangenen Jahr vorgestellt wurde: Die Schaltwerke kommen komplett ohne Einstellschrauben aus, werden direkt an einem dafür vorgesehenen Rahmen befestigt (ohne Schaltauge) und können zerlegt werden, sodass sich beschädigte Einzelteile einfach austauschen lassen.
Vor allem sind Force und Rival XPLR deutlich preiswerter als die Red XPLR, bei der das Schaltwerk 785 Euro und die Kassette 675 Euro kostet. Bei der SRAM Force XPLR werden für die beiden Bauteile 470 bzw. 300 Euro fällig, bei der Rival XPLR sogar nur 355 und 215 Euro. Einen Rahmen mit UDH-Schaltauge vorausgesetzt, ist der Umstieg auf 1×13 am Gravelbike jetzt also gar nicht mehr so teuer. Vorhandene AXS-Schalthebel können weiter genutzt werden, da das Elektronenhirn des Systems ja im Schaltwerk sitzt.
Wie bisher sind alle Road- und Gravel-Komponenten miteinander kompatibel; man kann also Bauteile unterschiedlicher Gruppen mixen oder neue mit alten Komponenten kombinieren. Mit der Einführung der SRAM XPLR 1×13 wird allerdings eine klare Trennung zwischen Rennrad und Gravelbike vorgenommen – den Rennrad-Laufradsatz am Gravelbike zu fahren geht nun nicht mehr, will man nicht Gefahr laufen, dass das Schaltwerk in den Speichen landet…

Neben den bereits erwähnten Preisen für die XPLR-Komponenten gibt es in finanzieller Hinsicht weitere gute Nachrichten: Viele Einzelkomponenten von SRAM Force AXS und Rival AXS 2025 sind preiswerter geworden. Der Force-Kurbelsatz 2×12 ohne Powermeter kostet jetzt 455 statt 480 Euro; ein 2025er Schaltbremshebel mit Bremssattel steht mit 380 Euro in der Liste statt wie früher mit 420 Euro. Der 1x-Kurbelsatz mit wellenbasiertem Leistungsmesser ist sogar über 100 Euro billiger geworden – 515 statt wie bisher 632 Euro!
Deutliche Preisreduzierungen – und ein teureres Tretlager
Die neuen Rival-Shifter kosten 280 Euro pro Stück (vorher 310 Euro), der Basis-Kurbelsatz für 1×13 145 Euro (statt 170 Euro). Aufgrund der einteiligen Kettenblätter hat sich der 2×12-Kurbelsatz der Rival allerdings im Preis fast verdoppelt – von 170 auf 380 Euro. Preise für klassische Gruppen veröffentlicht SRAM nicht (Ausnahme: Force AXS 2X E1 Electric HRD Group mit Shiftern/Sätteln, Kette, Schaltwerk und Umwerfer mit Akkus, Ladegerät, Bremsscheiben und „Hammerhead Karoo“-Radcomputer für 2.099 Euro). Rechnet man die einzelnen Komponenten zusammen (Hebelsatz mit Bremssätteln, Schaltwerk ohne Akku, Umwerfer ohne Akku (nur 2×12), Kurbelsatz ohne Powermeter, Kassette, Kette, Bremsscheiben), ergeben sich die folgenden Preise:
SRAM Force AXS 2×12 2.250 Euro
SRAM Force XPLR AXS 1×13 2.020 Euro
SRAM Rival AXS 2×12 1.750 Euro
SRAM Rival XPLR AXS 1×13 1.445 Euro
(zzgl. 1-2 Akkus à 63 €, Ladegerät (52 €) und Innenlager)
Auch Gewichtsangaben hat SRAM parat (die wir allerdings noch nicht überprüfen konnten, jeweils ohne Innenlager):
SRAM Force 2×12 (mit Spider-basiertem Powermeter) 2.776 g
SRAM Rival 2×12 (mit Achsen-basiertem Powermeter) 2.993 g
SRAM Force XPLR AXS 1×13 (mit Achsen-basiertem Powermeter) 2.686 g
SRAM Rival XPLR AXS 1×13 (mit Achsen-basiertem Powermeter) 2.961 g
Jeweils ca. 200 Gramm weniger Gewicht
Wie schon gesagt, entspricht das bei den 2×12-Gruppen einer Gewichtsreduzierung von 183 Gramm bei der Force und 213 Gramm bei der Rival. Eine SRAM Red AXS 2×12 wiegt laut Hersteller 2.496 Gramm. Auch in dieser Hinsicht sind die neuen Gruppen also deutlich an das Flaggschiff herangerückt, technisch sowieso. Da elektronische und hydraulische Bauteile bei allen drei Gruppen identisch sind, kann man von weitgehend gleicher Funktion ausgehen; dass das Rival-Schaltwerk nicht über den Orbit-Flüssigkeitsdämpfer verfügt, sollte sich kaum bemerkbar machen. Bei der Bedienung ist die Rival durch die fehlenden Zusatz-Schaltknöpfe im Nachteil, aber die gab es ja vorher auch nicht. Alle Gruppen sind mit den kabellosen Zusatzschaltern namens „Blips“ kompatibel.
In Sachen Styling hat gerade die Force aufgeholt – sie sieht nun kaum weniger hochwertig aus wie die Red. Hier geht SRAM den gleichen Weg wie Shimano, wo sich Dura-Ace und Ultegra praktisch nur noch durchs Finish unterscheiden. Die SRAM Rival bleibt derweil ihrem Graue-Maus-Image treu – unauffällig, aber effizient und eine gute Wahl, wenn es auf den Preis ankommt.
Die Top-Gruppe des US-Konzerns wird im Rennsport und bei besonders anspruchsvollen Käufern ihren hohen Stellwert behalten. Alle anderen können sich auf die neuen Gruppen freuen, die nun zur Spitze aufschließen.