Gazelle E-Bike Testcenter: Der große niederländische Radhersteller will mit einem neuen Konzept seine Bekanntheit stärken und ermöglicht es E-Bike-Interessierten, sich ohne Zeitdruck und Verkaufsabsicht eingehend zu informieren – leckerer Kaffee und Probefahrten eingeschlossen.
Das Geschäft voller E-Bikes, und auch das Lager quillt über: Die Situation im Zweirad-Einzelhandel ist nach wie vor angespannt, und das bekommen auch die Kundinnen und Kunden zu spüren. Natürlich sind sie hoch willkommen – doch wer den Laden betritt, sieht sich auch mit einer gewissen Erwartungshaltung konfrontiert. Die Kundschaft soll doch auch bitte etwas kaufen; gerade jene, die sich eingehend in Sachen E-Bike beraten lassen, verspüren durchaus mal den Drang des Personals, es zum Abschluss zu bringen.
Beratung ohne moralische Verpflichtungen
Kommt es nicht zum Kauf, ist das für alle Seiten eine unerfreuliche Situation: Der/die Berater/in hat Zeit investiert und das Unternehmen damit Geld; der Kunde/die Kundin hat kostenfrei Wissen angesammelt, das vielleicht die Beratung und den Kauf im nächsten Radgeschäft erleichtert, dessen Eigentümer dann der lachende Dritte ist. Wie kommt man aus dieser ungünstigen Dynamik heraus? Eine überraschende Lösung hat die Fahrradmarke Gazelle gefunden – und zwar ganz nebenbei, denn beim Konzept der E-Bike Test Center des niederländischen Herstellers ging es eigentlich um etwas anderes.

Gazelle – im Zweirad-Kontext assoziiert man mit diesem Namen die legendären schwarzen Hollandräder mit Mantelschoner und Tuchkettenkasten (die es freilich auch von anderen Marken gab), vielleicht auch die etwas moderneren Tourenräder, die man an den Küsten des Nachbarlandes leihen kann. Bekannt ist traditionsreiche Marke vorwiegend im flachen Nordwesten Deutschlands und in den Großstädten, wo man mit drei oder sieben Gängen prima zurechtkommt. In der Ära des E-Bikes ist die Geographie natürlich kein Hindernis mehr, und so könnten die E-Touren- und Trekkingbikes aus NL durch die komplette Republik rollen. Dort sehen sie sich allerdings starker Konkurrenz und geringer Bekanntheit gegenüber – und an dieser Stelle kommt das E-Bike Test Center (ETC) ins Spiel.
Sechs Testcenter vom Münsterland bis Karlsruhe
Denn hier kann man sich eingehend, umfassend und völlig unverbindlich beraten und sich alles Wissenswerte zu E-Bike erklären lassen; dazu hat man die Möglichkeit, Dutzende unterschiedlicher Modelle zu testen. Deutschlandweit betreibt Gazelle inzwischen sechs Testcenter; den Anfang machte 2019 das E-Bike Testcenter Münsterland. In Richtung Süden ist man inzwischen bis nach Karlsruhe vorgedrungen, nach Osten bis Berlin. Das größte Testcenter befindet sich am Standort der Deutschland-Zentrale in Mönchengladbach, dem alten Zentrum der rheinischen Textilproduktion. Hier finden sich genau die Bedingungen, die sich Gregor Kuhn, Leiter E-Bike Testcenter Deutschland, für das Konzept wünscht: der Charme alter Industriegebäude, viel Platz und gute Parkmöglichkeiten. Immerhin ziehen alle sechs ETCs zusammen gut 20.000 Besucher pro Jahr an, die teilweise weite Wege auf sich nehmen.
Und natürlich soll das Testcenter jenes Lebensgefühl vermitteln, das man mit den Niederlanden und dem „Hollandrad“ verbindet, und für das die schmalen Stadthäuser ebenso stehen wie Dünenlandschaften und natürlich Tulpen. Im ETC Mönchengladbach, mit 1.500 Quadratmetern das mit Abstand größte Testcenter, überblickt Kuhn eine Flotte von rund 130 E-Bikes, wozu sich noch ein paar unmotorisierte Gazellen gesellen. Damit ist der Showroom am Standort Mönchengladbach beinahe doppelt so groß wie die anderen ETCs, doch das Konzept ist immer gleich: Es gibt eine Cafeteria, in der man in ruhiger Atmosphäre Vorgespräche führen und Prospekte anschauen kann; vor allem aber wird das komplette E-Bike-Programm der Marke in allen Größen präsentiert, und sämtliche Räder können gefahren werden. Dafür steht den Besuchern der nicht sehr breite, aber ziemlich lange „Radweg“ zur Verfügung, der rund um die Ausstellung führt, außerdem natürlich das Freigelände, das teils mit historischem Kopfsteinpflaster echtes Citybike-Feeling bietet.
Viel Zeit für eingehende Beratung
Um den Service eines Gazelle E-Bike Test Centers zu nutzen, macht man am besten online einen Termin aus, wobei Zeitslots von 30 Minuten vergeben werden. Allerdings weist Gregor Kuhn darauf hin, dass dies nur ein Richtwert ist. „Manche Besucher testen eine Vielzahl von Modellen und haben viele grundlegende Fragen. Vor diesem Hintergrund gibt es Beratungen, die bis zu einer Stunde und länger dauern können. Da sind wir absolut flexibel.“ Andere würden zielgerichtet auf ein bestimmtes Modell zugehen und würden nicht mehr als zehn Minuten brauchen. Natürlich kann man auch ohne Termin vorbeikommen; sollte es zu Wartezeiten kommen, lassen sich diese prima mit einem Kaffee und dem Gazelle-Katalog überbrücken.
City, Trekking, Familie – die Bikes im ETC sind thematisch sortiert, sodass es leichter fällt, sich einen Überblick zu verschaffen und das richtige Segment zu finden. Neben den Testrädern gibt es auch reine Ausstellungsmodelle, sodass man sich halb wie im Fahrradladen, halb wie auf einem liebevoll gestalteten Messestand fühlt – die perfekte Atmosphäre, um die Modelle genau unter die Lupe zu nehmen und mit dem Favoriten ein paar Runden zu drehen. Da wirklich das komplette Programm der Marke vor Ort ist, lässt sich auch die richtige Größe leicht ermitteln – und wenn das Wunschrad nicht in der passenden Rahmengröße vorhanden ist, dann ein verwandtes Modell, an dem sich die Passform überprüfen lässt.
Hilfe bei der Händlersuche
Am Ende der Beratung gibt es eine Mappe mit Info-Material und Textfeldern, in die Modell, Größe, Farbe und weitere Infos eingetragen werden – und die Adresse eines Gazelle-Fachhändlers in Wohnortnähe, der genau dieses E-Bike beschaffen kann oder vielleicht sogar vorrätig hat. Denn kaufen oder bestellen kann man im Gazelle E-Bike Test Center nichts – die Marke ist absolut fachhandelstreu, und das Konzept der ETCs versteht sich als Unterstützung und Entlastung der Händler, die natürlich von der kostenlosen Beratung im Testcenter profitieren. Wie groß die Erfolgsquote der Beratung ist, lässt sich nicht herausfinden – dass das Konzept funktioniert, zeigt jedenfalls die Tatsache, dass Gazelle in Deutschland wie international weitere E-Bike Testcenter plant. Wer sich für E-Bikes interessiert, sollte sich in einem ETC eingehend beraten lassen – ganz ohne Verpflichtungen und schlechtes Gewissen wegen dem „Beratungsdiebstahl“, wenn doch nicht das Richtige dabei ist. Aber Vorsicht: Im Bereich E-City, Trekking und Familie ist Gazelle inzwischen so breit aufgestellt, dass man schon sehr spezielle Wünsche haben muss, um hier nichts zu finden.