Streit um UCI-Übersetzungsbeschränkung: SRAM legt Beschwerde ein – was das für Radfahrer bedeutet
Der Komponentenhersteller SRAM geht gegen das neue „Maximum Gearing Protocol“ der UCI vor. Die Regel begrenzt die maximale Entfaltung (Rollout) bei ausgewählten Rennen und trifft vor allem Setups mit 54×10. Wir erklären, was dahinter steckt, warum das Thema gerade Fahrt aufnimmt und was es für Profis wie auch für „Normalradler“ bedeutet.
SRAM vs. UCI: Streit um das „Maximum Gearing Protocol“
Am 12. September 2025 hat SRAM bei der belgischen Wettbewerbsbehörde (BCA) Beschwerde gegen den Radsportweltverband UCI eingereicht. Anlass ist das „Maximum Gearing Protocol“, eine neue Regel, die die maximal zulässige Übersetzung bei bestimmten Profi-Rennen begrenzt. Kurz darauf leitete die BCA ein formelles Verfahren ein – das Thema dürfte die Szene nachhaltig beschäftigen.
Was steckt hinter der UCI-Gangbeschränkung?
Die Regel setzt die maximale Entfaltung (Rollout) pro Kurbelumdrehung auf 10,46 Meter fest. Das entspricht einer Übersetzung von 54×11. Setups, die darüber liegen, sind bei den betroffenen Rennen nicht erlaubt.
- Die Grenze schließt insbesondere 54×10 aus.
- SRAMs aktuelles Top-Setup RED AXS 54×10 ist damit direkt betroffen.
- Andere gängige Übersetzungen (z. B. 54×11) bleiben regelkonform.
„Diese Regelung benachteiligt unsere Teams und bremst Innovation. Sicherheit ist wichtig – aber die Daten zeigen keinen Zusammenhang zwischen größeren Übersetzungen und höherem Unfallrisiko.“
— Ken Lousberg, CEO SRAM

Warum ist SRAM besonders betroffen?
SRAM verfolgt seit Jahren eine moderne Schalt- und Übersetzungsphilosophie mit 10-Zähne-Ritzel auf der Kassette. Das ermöglicht eine größere Entfaltung pro Tritt – genau hier greift die neue UCI-Grenze.
- Wettbewerbsnachteil: Teams müssten auf kleinere Entfaltungen ausweichen und verlieren Optionen im Rennen.
- Innovationsbremse: SRAMs Konzept mit 10er-Ritzel würde de facto ausgehebelt.
- Reputation & Markt: „Nicht regelkonform“ sorgt für Verunsicherung bei Teams, Händlern und Konsumenten.
Welche Folgen hat das – für Profis und Hobbyfahrer?
Für Profis
- Risiko von Disqualifikationen oder Strafen bei Verstößen.
- Setup-Unsicherheit mitten in der Saison; Testzeit für neue Kombinationen fehlt.
- Mögliche sportliche Nachteile und Auswirkungen auf Sponsoring.
Für Hobbyfahrer
Direkt ändert sich nichts: Privat darfst du weiterhin jedes zulässige Setup fahren. Indirekt beeinflussen UCI-Regeln jedoch, was Hersteller entwickeln und was langfristig im Handel verfügbar ist. Viele wissen nicht, wie detailliert die UCI Technik reglementiert – von Übersetzungen über Lenkerbreiten bis hin zu Laufradtiefen (und ja, sogar Sockenlängen). Dieser Fall zeigt, wie sehr Profiregeln den Markt prägen.

Wie geht es jetzt weiter?
Die BCA prüft den Fall unter EU- und belgischem Wettbewerbsrecht. SRAM verlangt u. a. die sofortige Aussetzung der Beschränkung sowie mehr Transparenz und Mitsprache für Hersteller bei technischen Regeln. Die UCI hat die Tour of Guangxi als erstes Rennen mit Durchsetzung benannt; weitere Veranstaltungen könnten folgen.
Fazit: Warum das Thema spannend bleibt
Der Konflikt um die UCI-Gangbeschränkung ist mehr als ein Technikdetail. Es geht um Fairness im Sport, um den Einfluss von Reglementen auf Innovation – und darum, welche Antriebs- und Kassettenkonzepte wir künftig am Markt sehen. Velomotion bleibt für euch dran und berichtet über Updates.
FAQ: Häufige Fragen zur UCI-Gangbeschränkung
Was ist das „Maximum Gearing Protocol“ der UCI?
Eine Regel, die die maximale Entfaltung pro Kurbelumdrehung auf 10,46 m begrenzt. Praktisch entspricht das einem maximal erlaubten Verhältnis von 54×11 bei den betroffenen Rennen.
Welche Übersetzungen sind betroffen?
Vor allem Setups oberhalb von 10,46 m Entfaltung – insbesondere 54×10, wie es bei SRAM RED AXS genutzt wird. Gängige 54×11-Konfigurationen bleiben erlaubt.
Warum begründet die UCI das mit Sicherheit?
Offiziell verweist die UCI auf Sicherheit. Bislang wurden jedoch keine belastbaren Daten veröffentlicht, die größere Entfaltung direkt mit höherem Sturzrisiko verknüpfen. SRAM kritisiert die fehlende Transparenz und Datengrundlage.
Hat das Auswirkungen auf mich als Hobbyfahrer?
Kurzfristig nein. Langfristig können UCI-Regeln die Produktentwicklung beeinflussen – und damit, welche Kassetten, Kettenblätter und Komplettgruppen im Handel verfügbar sind.
Gilt die Regel nur bei der Tour of Guangxi?
Die Tour of Guangxi ist das erste benannte Rennen mit Durchsetzung. Die UCI hat angedeutet, dass weitere Events folgen können, was aktuell für Teams und Hersteller Unsicherheit schafft.
Glossar: Wichtige Begriffe einfach erklärt
- Übersetzung (z. B. 54×11, 54×10)
- Verhältnis von Zähnen am Kettenblatt (vorn) zu Zähnen am Ritzel (hinten).
54×11 bedeutet: 54 Zähne vorn, 11 hinten. Je kleiner das Ritzel,
desto größer die Strecke pro Tritt. - Entfaltung / Rollout
- Strecke, die das Rad bei einer Kurbelumdrehung zurücklegt. Die UCI setzt die
Maximalentfaltung auf 10,46 Meter. - SRAM RED AXS
- Top-Rennradgruppe von SRAM, oft mit 10-Zähne-Ritzel gefahren.
Das Setup 54×10 liegt über der UCI-Grenze. - Maximum Gearing Protocol (MGP)
- Offizielle Bezeichnung der UCI-Gangbeschränkung, seit 2025 in Tests/Anwendung
bei ausgewählten Rennen. - Kassette mit 10er-Ritzel
- Kassette, deren kleinstes Ritzel 10 Zähne besitzt. Erhöht die
mögliche Endgeschwindigkeit pro Tritt, reduziert aber die UCI-Konformität oberhalb 10,46 m. - UCI-Reglement
- Regelwerk der Union Cycliste Internationale. Legt fest, welche Technik im
Profiradsport erlaubt ist – von Übersetzungen über Lenkerbreiten bis zu Laufradtiefen. - Belgische Wettbewerbsbehörde (BCA)
- Nationale Kartellbehörde Belgiens. Prüft im vorliegenden Fall mögliche
Wettbewerbsverzerrungen und Auswirkungen auf Innovation und Markt.