Test: Das Specialized Diverge war bei seiner Einführung vor einigen Jahren so etwas wie der Wegbereiter des modernen Gravelbikes. Seitdem wurde es konstant weiterentwickelt und kommt mittlerweile auch mit dem hauseigenen Future Shock System, das 20mm echten Federweg an der Front bietet.
Specialized Diverge Comp E5: Die Fakten
Rahmenmaterial: Aluminium
Laufradgröße(n): 700c
Reifenfreiheit: 40mm (700c)
Achsmaß (v/h): 12×100 / 142×12
Schutzblechösen: Ja
Gepäckträgerösen (v/h): Nein / Ja
Flaschenhalter: Unterrohr oben, Unterrohr unten, Sitzrohr
Gewicht Laufräder v/h (mit Reifen, Kassette und Bremsscheiben): 1.460g / 1.990g
Gewicht Komplettrad ohne Pedale (Größe M): 9,68kg
Preis: 1.899 Euro
Specialized Diverge Comp E5:
Gravel light oder Rennrad Plus? Das Diverge lässt Raum für Interpretationen, wobei wir uns für letztere Lesart entscheiden. 30 mm schmale Reifen und 2×11-Schaltung sprechen fürs Rennrad, zumal das Specialized in Sachen Durchlauf kaum Spielraum für „mehr“ lässt.
Geometrie Specialized Diverge Comp E5
48 | 52 | 54 | 56 | 58 | 61 | 64 | |
Sitzrohr (in mm) | 405 | 440 | 473 | 500 | 525 | 555 | 585 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 524 | 532 | 549 | 561 | 575 | 589 | 609 |
Steuerrohr (in mm) | 108 | 128 | 155 | 178 | 194 | 213 | 229 |
Kettenstrebe (in mm) | 419 | 419 | 421 | 421 | 421 | 421 | 423 |
Radstand (in mm) | 1004 | 1004 | 1011 | 1025 | 1036 | 1049 | 1097 |
Lenkwinkel (in °) | 70.8 | 71 | 71.9 | 72.5 | 72.5 | 72.8 | 73 |
Sitzwinkel (in °) | 73 | 73.5 | 73.5 | 73.5 | 73.5 | 74 | 74 |
Reach (in mm) | 360 | 367 | 373 | 379 | 385 | 392 | 401 |
Stack (in mm) | 569 | 574 | 592 | 613 | 639 | 662 | 678 |
Rahmen | Specialized E5 Premium Aluminium |
Federgabel | Diverge Disc |
Laufräder | Axis Elite Disc |
Reifen | Specialized Espoir Sport |
Schaltwerk | Shimano 105 |
Schalthebel | Shimano 105 |
Kurbel | Praxis Alba 2D |
Umwerfer | Shimano 105 |
Bremse | Tektro Spyre |
Sattelstütze | Specialized 27.2 |
Sattel | Specialized Toupé Sport |
Vorbau | Specialized |
Lenker | Specialized Shallow Drop |
Doch ganz so einfach ist die Sache nicht – und das liegt an diversen Besonderheiten des US-Renners. Da wäre zum einen die innovative Steuerkopffederung, genannt „Future Shock Progressive System“, die 20mm Federweg bietet und damit harte Stöße abmildert. Dieses im Schlagloch-Alltag sehr praktische Feature wirkt sich deutlich auf die Sitzgeometrie aus, da die Federung überm Steuerrohr sitzt und dessen Bauhöhe vergrößert. Zusammen mit dem extrem tief liegenden Tretlager (Vorsicht: bei Kurvenschräglage nicht treten!) führt das dazu, dass der Fahrer im Vergleich zur Sitzlänge eine sehr aufrechte Haltung einnimmt. Was an sich recht sportlich wirkt, ist damit eher ein tourenlastiger Renner – bzw. einer, der zu ausgiebigem Unterlenker-Fahren animiert.
Also doch ein Langstreckler, dieses Rad mit den schön modellierten Rohrübergängen! Drei Flaschenhalter, Ösen für Schutzbleche und auch eine Befestigungsmöglichkeit für einen Gepäckträger hinten machen aus dem Diverge auch einen veritablen Mehrtagestourer. In diesem Zusammenhang freut man sich auch über die Übersetzung, die mit 46/32 vorne und 11-34 hinten eine echte Untersetzung bietet, wobei die Kassette freilich eher grob abgestuft ist. Wer hinten auf zwei Zähne verzichten kann, bekommt mit 11-32 ein deutlich feineres Ritzelpaket mit immerhin vier Einersprüngen.
Nicht unüblich bei Specialized ist es, einen hochwertigen Rahmen mit etwas einfacheren Teilen zu kombinieren. Die Shimano 105 geht in Ordnung, aber mechanische Scheibenbremsen sind dann doch nicht das Wahre – schade, denn dieses Detail lässt sich nicht so einfach per Umbau aus der Welt schaffen.
Specialized Diverge Comp E5: Let’s Gravel
Auf den ersten Blick stellte sich uns das Specialized Diverge Comp E5 als ein Rennrad vor, welches auch für den leichten Offroad Einsatz genutzt werden kann. Dies liegt nicht nur an der hauseigenen 30mm Bereifung, welche zwar für Schotter ausreicht jedoch besonders bei nassem Untergrund im Gelände an ihre Grenzen stößt. Sondern auch daran, dass der Gravelracer optisch einen äußerst sportiven Charme versprüht. Durch das sogenannte Future Shock Progressive System, welches direkt über dem Steurerrohr liegt und mit 20mm Federweg besonders harte Stöße abfängt, wird die Geometrie aber entschärft, was zu einer doch ziemlich aufrechten Sitzposition führt. Auf die Frage hin, was das „Federsystem“ so leisten kann, können wir nur sagen, dass es sich gerade auf sehr hartem Untergrund einfach nur gut anfühlt und ein echtes Plus an Komfort bietet. Dies macht sich nach mehreren Stunden Fahrt besonders im Unterarm/Hand-Bereich bemerkbar, da diese Bereiche nicht so schnell/stark ermüden.
Auch das abgesenkte Tretlager in Verbindung mit dem etwas tiefergesetzten Hinterbau wirkt Schlaglöchern und Stößen entgegen und bietet zusätzlichen Komfort. Hier ist es dann schon fast schade, dass das Specialized Diverge Comp E5 kaum noch Platz für breitere Reifen bietet, da sonst auch richtig harte Graveltouren gar kein Problem sein dürften. Hier finden wir es auch etwas enttäuschend, dass man auf eine mechanische Scheibenbremse mit Seilzug setzt. Diese funktioniert zwar für ihre Verhältnisse gut und macht ihren Job, steht aber den hydraulischen Kontrahenten in Sachen Performance schon um einiges nach.
Ansonsten bietet die Ausstattung des Diverge Comp mit Shimano 105, Praxisworks Kurbel und großteils hauseigenen Anbauteilen eine gute Mischung aus Funktionalität und Einfachheit. Für den Einsatz als Gravelbike spricht dann aber doch auch ganz klar die Möglichkeit drei Flaschenhalter, Schutzbleche und einen Gepäckträger hinten anbringen zu können.