Radsport: Tadej Pogacar fährt bei der Tour de France in einer völlig anderen Liga. Der Slowene ließ auf der heutigen achten Etappe alle Konkurrenten scheinbar spielend leicht stehen und trägt ab morgen das Gelbe Trikot. Lediglich für den Etappensieg sollte es nicht mehr reichen. Diesen feiert der Belgier Dylan Teuns.
Pogacar rast wie entfesselt Richtung Titelverteidigung
Dieser Kerl ist nicht von dieser Welt. Tadej Pogacar (UAE) ließ all seine Konkurrenten auf der heutigen 150,8 Kilometer langen Etappe von Oyonnax nach Le Grand-Bornand stehen wie Statisten. Über 30 Kilometer vor dem Ziel setzte er seine Attacke. Zunächst konnte Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) noch folgen. Doch beim zweiten Antritt des Slowenen war es auch um den Ecuadorianer geschehen. Wie ein D-Zug pflügte der Vorjahressieger im Regen auch den Col de la Colombière hinauf. Die Abstände wurden immer größer. Und gleichzeitig sammelte er nach und nach die Ausreißer ein. Als Zweiter hinter Dylan Teuns (Bahrain – Victorious) fuhr er über die Kuppe. Und der Belgier ließ sich auch in der Abfahrt nicht mehr einholen. Damit feiern vor allem die Teams Bahrain – Victorious und UAE eine erfolgreiche Etappe. Die Plätze zwei und drei in der Tageswertung gingen vor Pogacar an die Ausreißer Jon Izagirre (Astana – Premier Tech) und Michael Woods (Israel Start-Up Nation), die in der Abfahrt wieder aufschließen konnten.
Cavendish, Thomas, Froome & Roglic früh abgehängt
Obwohl die anspruchsvollen Berge dieser Etappe erst am Ende des Tages absolviert wurden, sollten einige namhafte Profis bereits am ersten Hügel ihr Limit aufgezeigt bekommen. Nur wenige Kilometer nach dem Start mussten Mark Cavendish (Deceuninck – Quick-Step), Geraint Thomas (Ineos Grenadiers), Chris Froome (Israel Start-Up Nation) und Primoz Roglic (Jumbo – Visma) das Peloton schon ziehen lassen. Im Laufe des Teilstücks formierte sich um diese vier Top-Stars das Gruppetto, welches um das Erreichen der Zeitlimits bangen musste. [Auch aktuell ist noch unklar, ob Fahrer die Karrenzzeit verpasst haben.]
18 Mann in der Spitzengruppe des Tages
Zu Beginn der Etappe versuchte sich das halbe Fahrerfeld zu lösen. Unter anderem ging erneut Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) in die Offensive. Diesmal jedoch ließ man den Gesamtführenden im Gelben Trikot nicht so einfach ziehen. Auch Tadej Pogacar (UAE) befand sich zwischenzeitlich in einer Fluchtgruppe. Aber die Konkurrenz war wachsam. Nach langem Kampf bildeten schließlich 18 Mann die Ausreißergruppe des Tages, darunter Wout Poels (Bahrain – Victorious) Guillaume Martin (Cofidis), Mattia Cattaneo (Deceuninck – Quick-Step), Simon Yates (BikeExchange), Nairo Quintana (Arkéa – Samsic), Tiesj Benoot (DSM), Michael Woods (Israel Start-Up Nation), Jon Izagirre (Astana – Premier Tech), Sepp Kuss (Jumbo – Visma) und Alejandro Valverde (Movistar). Der zuletzt genannte ließ sich jedoch kurz darauf wieder in das Hauptfeld zurückfallen – warum auch immer. Ersten Meldungen zufolge war dem Spanier kalt, so dass er sich mehrere Jacken überzog.
Poels übernimmt das Bergtrikot
Besonders stark in der Ausreißergruppe präsentierte sich zunächst Wout Poels (Bahrain – Victorious). Der Niederländer gewann die ersten Bergwertungen, so dass er das Bergtrikot von seinem Teamkollegen Matej Mohoric (Bahrain – Victorious) übernimmt. Übrigens können wir froh sein, dass die Côte de Saxonnex heute überhaupt befahren werden konnte. Im Anstieg der ersten Kategorie steckte nämlich ein Lastwagen fest. Dieser konnte erst beseitigt werden, als der Tour-Tross schon unterwegs war. Danach zündete Michael Woods (Israel Start-Up Nation) den Turbo. Der Kanadier schien sich wohl etwas zu übernehmen, denn im Schlussanstieg kam Dylan Teuns (Barhain – Victorious) noch einmal heran und zog sogar vorbei. Nur weil der Belgier die Kuppe zuerst – und vor allem vor Woods – erreicht hat, bleibt das Bergtrikot in seiner Mannschaft.
Teuns feiert den Etappensieg
Im Hauptfeld sah sich das UAE Team Emirates in der Pflicht. Das Tempo wurde im vorletzten Anstieg so drastisch erhöht, dass nur noch wenige Fahrer übrig blieben. Auch Leader Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) und Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) konnten nicht mehr folgen. Endgültig zerreißen sollte es die Favoritengruppe, als Tadej Pogacar (UAE) bei noch über 30 zu fahrenden Kilometern seine Attacke setzte. Bis auf Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) konnte niemand folgen. Doch auch der Ecuadorianer musste den slowenischen Ausnahmekönner schließlich ziehen lassen. Später wurde er sogar wieder von der Favoritengruppe eingeholt. Tadej Pogacar hingegen fuhr völlig entfesselt den Schlussanstieg hinauf und sammelte einen Ausreißer nach dem anderen ein. Nur Dylan Teuns (Bahrain – Victorious) sollte er nicht mehr einholen können, weil dieser in der Abfahrt seine knappe Führung verteidigen konnte. Auf den letzten Metern sprinteten Jon Izagirre (Astana – Premier Tech) und Michael Woods sogar noch an ihm vorbei. Doch dem Slowenen dürfte dies relativ egal gewesen sein. Nach dieser Vorstellung kann der Toursieg 2021 nur an ihn gehen.
Dylan Teuns wint opnieuw een rit in de Ronde van Frankrijk: na La Planche des Belles Filles in 2019 komt hij vandaag solo aan in Le Grand-Bornand! 🇧🇪 #TDF #TDF2021 pic.twitter.com/AEYnZ13add
— Sporza 🚴 (@sporza_koers) July 3, 2021