Test Flyer Gotour6 3.40: Das E-Tourenbike des Schweizer Mittelmotor-Pioniers gefällt mit durchdachter Technik für Alltagsfahrten und Radtouren. Die komfortable Sitzhaltung fügt sich mit dem nicht zu drehmomentstarken Motor und der einfach schaltbaren Fünfgangschaltung zu einem stimmigen Konzept zusammen.
Es gab eine Zeit, da war Flyer zusammen mit einer Handvoll anderer Markennamen fast ein Synonym für „E-Bike“ (oder „Pedelec“, wie man damals sagte). Vor 30 Jahren aus einem Eigenbau-Elektrorad geboren, brachte der Hersteller schon um die Jahrtausendwende ein vollgefedertes Serienprodukt auf die Straße; wenige Jahre später entstand die typische Flyer-Optik mit poliertem Aluminium und geschwungenen Rohrformen, die lange Zeit stilbildend war. Vor allem aber setzte Flyer von Anfang an auf den Mittelmotor, während viele Wettbewerber große Heckmotoren verbauten und sich erst nach und nach zum für die meisten Einsatzzwecke überlegenen Antriebskonzept bekehren ließen. Dem Layout mit Panasonic-Motor und vertikal darüber stehendem Akku ist Flyer bis heute treu geblieben – etwa am Citybike Gotour3, das auch noch auf den einst für Flyer typischen 26-Zoll-Laufrädern rollt.
Flyer Gotour6 3.40: Allrounder mit harmonischem Bosch-Motor
Auch dem Bosch-Antrieb hat sich der Schweizer Pionier längst geöffnet, sodass beide Mittelmotoren nun friedlich nebeneinander existieren und ihre jeweiligen Stärken an unterschiedlichen Bike-Modellen ausspielen. Die extrem drehmomentstarken Panasonic-Antriebe mit den vernetzten FIT-Komponenten verbaut Flyer vorzugsweise an E-MTBs, wo sich auch der hohe Unterstützungsfaktor der Aggregate bewährt. Und Systeme wie der harmonisch und natürlich anschiebende Bosch Active Line Plus kommen an vielseitigen Allroundern wie dem hier vorgestellten Flyer Gotour6 3.40 zur Anwendung. Der Einsatzbereich steckt bei diesem Elektrorad schon im Namen: Radtouren, Pendelfahrten und Alltagsaktivitäten sind das Terrain, auf dem das Gotour6 glänzt.
Optisch hat sich das Bosch-Modell merklich von seinen Vorläufern entfernt: Der Rahmen wirkt nun markanter und moderner, und natürlich wird der Akku bei dieser Antriebsvariante ins Unterrohr integriert, was zu einer ausgesprochen aufgeräumten Optik führt. Das Gotour6 mit 500-Wattstunden-Akku (625 Wh gegen Aufpreis) hat überdies den Vorteil, dass die Batterie nach oben entnommen wird; Goroc-Varianten mit größerem Akku sind mit einem seitlichen Deckel ausgestattet.
Komfortable Rahmenform
Die Rahmenform des Gotour6 lässt sich aktuell am besten mit „genderneutral“ beschreiben: Die „Stange“ des guten alten Herrenrades ist beim Alltagsrad nicht mehr aus Stabilitätsgründen notwendig; sie wegzulassen bedeutet einen deutlichen Komfort-Vorteil. Beim Flyer-Tourenbike muss niemand mehr das Bein über den Gepäckträger schwingen – es reicht, den Fuß übers Tretlager zu heben. Klar, dass das beim Auf- und Absteigen vorteilhaft ist, und im Alltag, wo das Rad auch mal kurz geschoben wird, kommt es häufig vor.
Ebenfalls typisch für den Lebensraum des 3.40 ist ein steter Wechsel von Beschleunigung und Verzögerung. Andere Verkehrsteilnehmer, Ampeln oder Kurven machen immer wieder Geschwindigkeitswechsel nötig, und dabei sind gleich mehrere Komponenten des E-Bikes gefordert: erst einmal natürlich der Antrieb, dessen ausgewogenes Drehmoment von 50 Nm eigentlich optimal für den Stadtverkehr ist.
Durchdacht aufeinander abgestimmte Technik
Denn der Bosch Active Line Plus schiebt sehr gleichmäßig und ruckfrei an, wo stärkere Motoren oftmals etwas ruppig agieren; außerdem regelt er sanft ab, wenn man oberhalb von 25 km/h dahingleitet. Dann die Scheibenbremsen, die sich sehr gut dosieren lassen und damit feinfühliges Anbremsen wie scharfe Stopps erlauben. Und schließlich die Schaltung, welche die Schweizer nach dem Motto „Weniger ist mehr“ ausgewählt haben: Die Shimano Nexus Inter-5E ist mit einem Übersetzungsbereich von 263 % breit aufgestellt, wodurch die einzelnen Gangsprünge natürlich eher groß ausfallen müssen. Das jedoch hat den Vorteil, dass vom Stillstand bis zum Reisetempo nur dreimal am Griff gedreht werden muss – der vierte Gang ist so abgestimmt, dass man bei 25 km/h mit angenehmer Tretfrequenz pedaliert. Ganz leichte Gänge zum Anfahren und für Anstiege sind am E-Bike nicht nötig; den fünften Gang braucht man nur, wenn man über den unterstützten Bereich hinauskommt.
Ein weiterer Vorteil des Fünfganggetriebes ist seine große Solidität, wurde es doch speziell auf die hohen Drehmomente von E-Bikes abgestimmt. Hier ist die Inter-5E gegenüber anderen Schaltgetrieben gerade auf lange Sicht im Vorteil.
Mit diesen technischen Merkmalen ist das Flyer Gotour6 in Sachen Fahrspaß schon ziemlich weit vorne, und es hat natürlich noch mehr zu bieten. Dank einstellbarer Federgabel und einer (freilich etwas einfachen) Federsattelstütze ist der Komfort hoch, wozu die angenehme Lenkerform und die ergonomischen Griffe noch beitragen. Die mit 50 mm eher breiten Schwalbe-Reifen, aufgezogen auf 28-Zoll-Felgen, versprechen hohen Pannenschutz und leichten Lauf dank des auf Asphalt abgestimmten Profils.
Flyer verbaut ein Abus-Rahmenschloss sowie einen hellen LED-Strahler, außerdem einen stabilen, elegant auf dem Schutzblech sitzenden Gepäckträger, womit das Gotour6 rundum alltags- und tourentauglich ausgestattet ist. Das große Intuvia-Display von Bosch ist übersichtlich und gut ablesbar, die Bedienung des Antriebssystems überaus einfach – auch wer noch nie auf einem Elektrorad gesessen hat, kommt mit dem Schweizer Allrounder gut zurecht. Was wiederum mit das Verdienst des harmonischen Motors ist, der auch Neueinsteiger nicht mit zu viel Power überrumpelt.
Flyer Gotour6 3.40: Ein E-Bike, das vielen Radlern gerecht wird
Es gibt E-Mountainbikes, Rennräder mit kompakten Heckmotoren und schicke, sportliche Urban-E-Bikes – doch wenn man es recht bedenkt, sind es Modelle wie das Flyer Gotour6, die die große Mehrheit der Radfahrerinnen und Radfahrer ansprechen. Wer sich zu dieser Gruppe zugehörig fühlt, sollte ein E-Bike des Schweizer Mittelmotor-Pioniers in die engere Wahl nehmen.