Radsport: Jedes Jahr ein kleiner Umbruch. Ganz nach diesem Motto verändert sich der Kader der Mannschaft dsm-firmenich PostNL auch in diesem Winter stark. Nach einer durchwachsenen Saison müssen die Sportlichen Leiter erneut eine hohe Fluktuation hinnehmen. Kann es so 2024 wirklich besser werden?
dsm-firmenich: Nur 11 Saisonsiege im Jahr 2023
Die niederländische Equipe dsm-firmenich konnte in der Saison 2023 lediglich elf Saisonsiege einfahren. Anders als bei zahlreichen anderen WorldTour-Teams, hat man viele Erfolge aber tatsächlich in der höchsten Klasse erzielt. Fast die Hälfte – nämlich 5 an der Zahl – konnten in der WorldTour bejubelt werden. Den Anfang machte direkt zu Beginn des Jahres Marius Mayrhofer. Der Deutsche gewann Ende Januar das Cadel Evans Great Ocean Road Race und feierte damit den ersten Profisieg seiner Karriere. Der Italiener Alberto Dainese gewann ein Teilstück beim Giro d’Italia und der Vuelta a Espana. Weil sie dank der Wetterbedingungen und der Dunkelheit gegen Ende der Auftaktetappe in Spanien mit etwas Glück auch das Teamzeitfahren gewonnen haben, darf sich dsm-firmenich sogar über zwei Etappensiege bei der Spanien-Rundfahrt freuen. Der Australier Sam Welsford komplettiert die Siegesliste innerhalb der WorldTour mit seinem Etappensieg bei der Renewi Tour. Als Klassementfahrer konnten vor allem der erfahrene Romain Bardet und der junge Max Poole überzeugen. Gemeinsam sorgten der Franzose und der Brite für mehrere Top 10 Resultate. Der ganz große Wurf gelang jedoch nicht.
Wieder verlassen viele junge Fahrer das Team
Mit 12 Abgängen und 10 Zugängen muss das Team dsm-firmenich PostNL in diesem Winter nicht unbedingt mit einer höheren Fluktuation leben, als andere Mannschaften. Wenn wir uns die Transfers jedoch etwas genauer anschauen, gibt es durchaus Grund zur Sorge. Die niederländische Equipe verliert unter anderem mit Alberto Dainese, Marius Mayrhofer und Sam Welsford nämlich all diejenigen Fahrer, die auf WorldTour-Ebene für Etappensiege gesorgt haben. Außerdem verlieren sie mit Andreas Leknessund jenen Profi, der für sie beim Giro d’Italia nicht nur tagelang das Rosa Trikot getragen, sondern auch mit Rang 8 das beste GC-Resultat einer Grand Tour eingefahren hat. Da mit Marco Brenner, Jonas Hvideberg, Henri Vandenabeele, Lorenzo Milesi und Leon Heinschke zusätzlich 5 Profis gehen, die maximal 24 Jahre alt sind, sieht die Transfer-Bilanz auf der abzugebenden Seite äußerst dramatisch aus. Und das ist kein Einzelfall. Blicken wir auf die vergangenen Jahre, erkennen wir, dass immer wieder junge, aufstrebende Fahrer bei dsm zu WorldTour-Profis werden, dann aber das Team verlassen wollen.
2024: dsm-firmenich PostNL holt 10 Neue
Auf Grund der zahlreichen Abgänge muss der Kader von dsm-firmenich PostNL natürlich auch entsprechend aufgestockt werden. Mit Fabio Jakobsen wird ein Top-Sprinter verpflichtet, der im Jahr 2023 nicht zu seiner gewohnten Formstärke gefunden hat, jetzt aber in seinem neuen Team die vielen abgegebenen Sprinter ersetzen soll. Unterstützt werden könnte er auf seiner Jagd nach Etappensiegen unter anderem von den weiteren Neuzugängen um Timo Roosen, Emils Liepins, Bram Welten und Julius van den Berg. Eher für die Berge eingeplant werden Rückkehrer Warren Barguil und Gijs Leemreize, der nach seinem Wechsel von Jumbo – Visma zu dsm-firmenich PostNL auf mehr Freiheiten hofft. Aus dem Development Team dsm-firmenich hochgezogen werden die beiden Niederländer Frank van den Broek und Enzo Leijnse, sowie der Australier Patrick Eddy. Insgesamt ist nur schwer vorstellbar, dass die Mannschaft 2024 ähnlich gut oder gar besser performen wird als in der vergangenen Saison. Der Kader wurde nicht unbedingt jünger, gleichzeitig aber auch nicht besser. Die Sportliche Leitung muss darauf vertrauen, dass wirklich jeder Fahrer das maximale Leistungspotential abrufen kann.