Radsport: Jasper Philipsen hat das Monument Mailand – Sanremo gewonnen. Der Belgier konnte sich im Sprint einer kleinen Favoritengruppe vor Michael Matthews und Tadej Pogacar durchsetzen.
Philipsen gewinnt mit starkem Tigersprung
Das erste Monument des Jahres geht an Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck). Der Belgier konnte sich in einem sehenswerten Rennen nach 288 Kilometern von Pavia nach Sanremo vor Michael Matthews (Jayo – AlUla) aus Australien und Tadej Pogacar (UAE) aus Slowenien durchsetzen. Zuvor kam es den Poggio hinauf und auf der flachen Passage danach zu zahlreichen erfolglosen Attacken. Schließlich durften die hügelfesten Sprinter den Sieg bei der 115. Austragung von Mailand – Sanremo unter sich ausmachen. Letztendlich rettete ein deutlich besser ausgeführter Tigersprung Jasper Philipsen im Fotofinish den Sieg. Damit feiert der Belgier seinen erste Triumph bei einem Monument, nachdem er in seiner Karriere bereits sechs Etappen bei der Tour de France gewinnen konnte.
Angriff der italienischen Zweitdivisionäre
Im Südwesten der Lombardei starteten beim ersten Monument der Saison rund 35 Kilometer von Mailand entfernt 175 Fahrer ins Rennen. Für den Vorjahressieger Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) begann die 115. Austragung von Mailand-Sanremo alles andere als reibungslos. Der Niederländer musste mehrfach sein Rad wechseln. Da das Tempo zu Beginn jedoch noch relativ gemächlich war, geriet der Weltmeister nicht in Panik. Später konnten sich elf Fahrer in einer Fluchtgruppe vereinen.
Lidl – Trek & Alpecin – Deceuninck übernehmen Verantwortung
Der Italiener Lorenzo Germani (Groupama – FDJ) ließ sich nach wenigen Kilometern aus der Spitzengruppe zurückfallen, da das Hauptfeld signalisierte, heute keinen großen Vorsprung herzuschenken. So befanden sich vorn noch je drei Mann von Corratec – Vini Fantini und Polti – Kometa, sowie zwei von VF Group – Bardiani CSF – Faizanè. Je ein Profi der beiden WorldTour-Teams Movistar und dsm-firmenich PostNL komplettierten die Fluchtgruppe. Das Peloton – meist angeführt von Lidl – Trek und Alpecin – Deceuninck – ließ der Gruppe jedoch zu keiner Zeit mehr als drei Minuten Vorsprung.
Die Ausreißer bei Mailand-Sanremo 2024
– Davide Baldaccini (Corratec – Vini Fantini)
– Valerio Conti (Corratec – Vini Fantini)
– Kyrylo Tsarenko (Corratec – Vini Fantini)
– Davide Bais (Polti – Kometa)
– Mirco Maestri (Polti – Kometa)
– Andrea Pietrobon (Polti – Kometa)
– Alessandro Tonelli (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè)
– Samuele Zoccarato (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè)
– Sergio Samitier (Movistar)
– Romain Combaud (dsm-firmenich PostNL)
UAE übernimmt 50 Kilometer vor dem Ziel
Rund 50 Kilometer vor dem Ziel hat das UAE Team Emirates das Zepter in die Hand genommen und das Tempo nach oben geschraubt. Zehn Kilometer später ging es in den Anstieg Capo Berta hinein und die ersten namhaften Profis mussten bereits reißen lassen. Europameister Christophe Laporte (Visma – Lease a Bike) konnte dem Tempodiktat der Männer in Weiß ebenso wenig folgen, wie Alexander Kristoff (Uno-X Mobility), der hier in Sanremo 2014 gewann. Kurz vor der Cipressa verlor das UAE Team Emirates ein wenig die eigene Ordnung, fand diese jedoch wieder und forcierte in Person von Isaac del Toro (UAE) erneut das Tempo. Weitere Fahrer fielen dieser Tempoverschärfung zum Opfer. Sprinter Jonathan Milan (Lidl – Trek) beispielsweise musste sich eingestehen, dass dieser Rennverlauf für ihn nicht wie geschaffen war. Auch der Vorsprung der Ausreißer sank auf unter 20 Sekunden zusammen.
Pogacar gehen die Helfer aus
Noch bevor die Kuppe der Cipressa erreicht wurde, schaltete das verbliebene Peloton einen Gang herunter. Mit Issac del Toro (UAE) hat Kapitän Tadej Pogacar (UAE) seinen vorletzten Helfer aufgebraucht. Da nur noch Tim Wellens (UAE) bei ihm bleiben konnte, musste die ganz große Tempoverschärfung inmitten der Cipressa aufgegeben werden. Mit nur noch wenigen Sekunden Vorsprung stürmten die Ausreißer die Abfahrt hinab. Sergio Samitier (Movistar) und Andrea Pietrobon (Polti – Kometa) kamen in einer schnellen Rechtskurve zu Fall, womit das Unterfangen der Fluchtgruppe auch ihr Ende nahm. Nur Davide Bais (Polti – Kometa) wollte noch nicht aufgeben. Der bereits eingeholte Italiener attackierte erneut und hätte es fast als erster Profi in den Poggio hineingeschafft. Aber das wieder auf rund 40-50 Mann angewachsene Hauptfeld stellte ihn wenige Meter davor.
Am Poggio fällt nur die Vorentscheidung
Mit Marius Mayrhofer (Tudor) fuhr ein Deutscher als erster Profi in den Poggio hinein. Anschließend forcierte Tim Wellens (UAE) wie geplant das Tempo, ehe sein Kapitän Tadej Pogacar (UAE) seine Attacke setzte. 6,5 Kilometer vor dem Ziel konnten dem zweifachen Toursieger aber einige Fahrer folgen. Erst 200 Meter vor der Kuppe versuchte es der Slowene erneut. Mit einigen Metern Abstand stürzte sich Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) in die Abfahrt. Dahinter klaffte eine kleine Lücke zu Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers). Doch diese konnte der Brite mit seinen Abfahrtskünsten nahezu spielend leicht schließen. Danach konnten weitere Fahrer den Anschluss wiederherstellen – und auf den letzten zwei Kilometern begann der Kampf um den Sieg bei Mailand-Sanremo somit von vorn.
Philipsen gewinnt dank perfektem Tigersprung
Matej Mohoric (Bahrain – Victorious) – Sieger von 2022 versuchte es zuerst. Matteo Sobrero (Bora – hansgrohe) setzte die nächste Attacke. An seinem Hinterrad zog er Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) mit sich, der kurz vor dem Ziel schon wie der Sieger aussah. Doch dann sorgte die Lokomotive Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gemeinsam mit Jasper Stuyven (Lidl – Trek) doch noch für eine Entscheidung im Sprint. Mads Pedersen (Lidl – Trek) eröffnete auf der rechten Fahrbahnseite. Doch ganz links war es Michael Matthews (Jayco – AlUla), der deutlich schneller unterwegs war. Lediglich Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) konnte sich dank seines besser ausgeführten Tigersprungs noch vorbeischieben. Damit gewinnt der Belgier nach sechs Etappen bei der Tour de France sein erstes Monument.
#Replay / #MilanoSanremo
Le sprint final de cette 115ème édition : Michael Matthews se fait sauter sur la ligne par Jasper Philipsen (ADC). Tadej Pogacar (UAD) arrache son premier podium sur ce Monument. pic.twitter.com/Dg1RXSoovQ— Renaud Breban (@RenaudB31) March 16, 2024