Radsport: Am Samstag beginnt der Giro d’Italia 2024. Bei der 107. Austragung der Italien-Rundfahrt stehen 22 Teams und damit 176 Fahrer am Start. Wir blicken auf die Nominierten und deren Ziele.
UAE Team Emirates
Kein Experte zweifelt daran, dass Tadej Pogacar den Giro d’Italia gleich bei seiner ersten Teilnahme gewinnen wird. Auch sein eigenes Team scheint sich sicher zu fühlen. Denn dem Slowenen wurden als Helfer nicht die Topfahrer zur Seite gestellt. Einen Adam Yates, Juan Ayuso, Isaac del Toro, Joao Almeida, Brandon McNulty oder Marc Soler suchen wir unter den Nominierten vergeblich. Dennoch wird Tadej Pogacar ein starkes Team zur Verfügung stehen. Im Hochgebirge wird er vor allem auf die Unterstützung von Felix Großschartner und Rafal Majka bauen können. Parallel möchte das UAE Team Emirates in den Sprints ein Wörtchen mitreden. Juan Sebastian Molano soll auf den Flachetappen von Rui Oliveira perfekt in Position gefahren werden. Komplettiert wird das Aufgebot von Mikkel Bjerg, Vegard Stake Laengen und Domen Novak.
Visma – Lease a Bike
Auch im Team Visma – Lease a Bike wird nicht nur eine Karte gespielt. Cian Uijtdebroeks soll Topfavorit Tadej Pogacar das Leben schwer machen. Unterstützt wird er von Attila Valter, Robert Gesink und Jan Tratnik. Auf Flachetappen soll Olav Kooij um Etappensiege sprinten. Mit Christophe Laporte hat er den wohl besten Anfahrer des gesamten Giro d’Italia an seiner Seite. Edoardo Affini und Tim van Dijke können die beiden auf den letzten Kilometern nach vorn bringen. Alles in allem fällt auch bei Visma – Lease a Bike auf, dass die absoluten Top-Fahrer nicht mit dabei sein. Wout van Aert hat einen Start eigentlich angekündigt, auf Grund seiner Sturzverletzungen aber nun leider absagen müssen. Sticht die Karte Uijtdebroeks nicht, hat die niederländische Equipe keinen alternativen Klassementfahrer.
Ineos Grenadiers
Die britische Mannschaft Ineos Grenadiers kann beim Giro d’Italia 2024 mehrgleisig auf das GC fahren. Mit Geraint Thomas hat man den letztjährigen Zweiten mit dabei, der mit seinen bald 38 Jahren alles an Erfahrung mitbringt. Alternativ kann auf den knapp 14 Jahre jüngeren Thymen Arensman gesetzt werden. Der Niederländer ist bei der Vuelta a Espana und dem Giro d’Italia immerhin schon auf Rang sechs gefahren. Weitere Joker könnten Tobias Foss und Magnus Sheffield sein. Beide konnten bei dreiwöchigen Landesrundfahrten zwar bislang nicht im GC überzeugen, haben diesen Anspruch aber beide durchaus in der Vergangenheit an sich selbst gestellt und werden dies nicht aus den Augen verloren haben. Filippo Ganna und Jhonathan Narvaez haben ihr Stärken eher in der Ebene und sind immer für einen Etappensieg gut. Vor allem der Italiener kann durch die beiden Zeitfahren für Tagessiege sorgen. Die Cousins Connor Swift und Ben Swift werden vorwiegend Helferdienste leisten müssen. Der zuletzt genannte könnte auf Grund seiner Endschnelligkeit und Erfahrung aber auch in einem Sprint sein Glück versuchen.
Bora – hansgrohe
Auch der deutsche Rennstall Bora – hansgrohe setzt in diesem Jahr alles auf die Tour de France. Als Kapitän darf sich beim Giro d’Italia 2024 daher Neuzugang Daniel Felipe Martinez beweisen. Der 28-Jährige hat nach einer sehr schwachen Saison 2023 den Weg zurück zur alten Form gefunden – so hofft man zumindest. Als Co-Kapitän könnte Florian Lipowitz eine Chance erhalten. Durchaus möglich aber auch, dass man den erst 23-jährigen Deutschen weiter behutsam aufbaut und ihm diesen Druck noch nicht zumuten möchte. Hilfe in den Bergen würden die beide jedenfalls von Giovanni Aleotti und Maximilian Schachmann erhalten. Komplettiert wird das Aufgebot von Jonas Koch, Ryan Mullen, Patrick Gamper und Danny van Poppel. Der zuletzt genannte Niederländer könnte an den Massensprints teilnehmen und um Tagessiege fahren. Leider gar nicht mit dabei ist Emanuel Buchmann, dem laut eigener Aussage die Rolle des Co-Kapitäns versprochen wurde – spannende Thematik.
Decathlon AG2R La Mondiale
Mit Ben O’Connor hat das Decathlon Ag2r La Mondiale Team einen starken GC-Fahrer im Aufgebot. Der Australier gewann bereits Etappen bei der Tour de France und dem Giro d’Italia. Außerdem wurde er 2021 Gesamtvierter in Frankreich. Ihm ist einiges zuzutrauen, auch, weil er in dieser Saison bereits gezeigt hat, dass er sogar noch einmal einen Schritt nach vorn gemacht hat. Mit den Brüdern Aurélien Paret-Peintre und Valentin Paret-Peintre kann er auf zwei starke Helfer bauen. Unterstützt werden sie von Alex Baudin, Bastien Tronchon und Larry Warbasse. Eher für die Sprints eingeplant ist Andrea Vendrame. Der Italiener ist aber auch immer wieder gerne in Fluchtgruppen zu finden. Komplettiert wird das Aufgebot von Damien Touze, der nach 3x Vuelta a Espana nun erstmals auch beim Giro d’Italia mit dabei sein darf.
dsm-firmenich PostNL
Romain Bardet wills noch einmal wissen. Der erfahrene Franzose ist gut in Form und zeigt uns damit allen, dass 2024 hoffentlich noch nicht seine letzte Saison als Profi-Radsportler sein wird. Sein Ziel lautet: Podium. Mit Chris Hamilton, Kevin Vermaerke und Gijs Leemreize kann er auf drei starke Helfer in den Bergen zählen. Für die Massensprints hat dsm-firmenich PostNL tatsächlich mit einem Luxusproblem zu kämpfen. Denn eigentlich war Fabio Jakobsen als Leader angedacht. Durch seine drei Etappensiege bei der Türkei-Rundfahrt hat allerdings auch der Däne Tobias Lund Andresen einen Anspruch auf diese Rolle. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Teamleitung schlussendlich entscheiden wird. Klar ist, dass sich Bram Welten und Julius van den Berg in der Helferrolle befinden und ihren Kapitänen zuarbeiten müssen.
Jayco AlUla
So überhaupt nicht laufen will es im Jahr 2024 bislang für Eddie Dunbar. Der Ire kam in dieser Saison noch nicht über Rang 31 hinaus. Für einen Fahrer, der eigentlich ums Podium bei einer Grand Tour fahren möchte, ist das ein wahrer Albtraum. Daher ist fraglich, ob die Teamleitung von Jayco AlUla beim Giro d’Italia 2024 überhaupt auf ihn setzen wird. Alternativ könnte Luke Plapp in die Bresche sprinten. Doch auch der Australier hat zuletzt gezeigt, dass er im Hochgebirge und vor allem bei längeren Rundfahrten einfach nicht konstant genug ist, um tatsächlich ein guter GC-Fahrer zu sein. Bleibt als letztes heißes Eisen im Feuer nur noch Filippo Zana übrig. Der Italiener hat solche Ansprüche jedoch bislang noch nie formuliert und ist als GC-Fahrer auch noch nie in Erscheinung getreten. Dem 25-Jährigen wäre aber der nächste Schritt in der Entwicklung wirklich zuzutrauen. Ob auch Caleb Ewan irgendwann wieder einen Schritt in die richtige Richtung machen wird, bleibt vorerst ungewiss. Der Australier bekommt Unterstützung von Michael Hepburn und vor allem Max Walscheid. Kann er endlich wieder um Etappensiege sprinten? Definitiv in der Offensive sehen werden wir erneut Alessandro De Marchi. Der Italiener ist immer gut für einen epischen Ausreißersieg.
Bahrain – Victorious
Eines der spannendsten und sicherlich auch stärksten Teams im Starterfeld des Giro d’Italia 2024 ist Bahrain – Victorious. Mit Damiano Caruso ist jemand mit dabei, der bereits Gesamtzweiter geworden ist. Der mittlerweile 36-Jährige hat in dieser Saison noch nicht viel gezeigt, ist aber ebenso wie ein Geraint Thomas ein Meister darin, zum Saisonhöhepunkt plötzlich seine Form zu finden. Kapitän der Mannschaft aber ist wohl Antonio Tiberi. Der 22-Jährige galt lange als Riesen-Talent, konnte dies bislang aber bestenfalls im Zeitfahren aufblitzen lassen. Nun hat er den nächsten Sprung in seiner Karriere geschafft. Es wäre die logische Konsequenz, wenn er nun beim Giro d’Italia unter die Top 5 fahren würde. Aber auch für die Flachetappe hat man einiges im Programm. Phil Bauhaus ist einer der schnellsten Männer der Welt. In den Sprints wird er von Andrea Pasqualon und Jasha Sütterlin unterstützt. Komplettiert wird das Aufgebot von Edoardo Zambanini, Torstein Traeen und Rainer Kepplinger. Vor allem der zuletzt genannte Österreicher darf sich freuen. Der Giro d’Italia 2024 wird seine erste Grand Tour sein – und das mit 26 Jahren.