Radsport: Für Vincenzo Nibali ist die Spanienrundfahrt beendet. Die Rennjury disqualifizierte den Astana-Kapitän, nachdem er sich im Etappenfinale von seinem Team-Fahrzeug hatte ziehen lassen.
Auch der Fahrer des Wagens – Nibalis sportlicher Leiter Alexander Sheffer – wurde ausgeschlossen. Die Szene ereignete sich 16 Kilometer vor dem Tagesziel: Nibali, der zuvor in einen Massensturz verwickelt war und lange auf ein Ersatzrad hatte warten müssen, fuhr an der Spitze einer Verfolgergruppe und versuchte, den Kontakt zum Hauptfeld mit allen Favoriten wieder herzustellen. Ein Team-Fahrzeug von Astana setzte sich neben den gebürtigen Sizilianer und fuhr ihn dann binnen Sekunden aus der Verfolgergruppe und dem Blickfeld der Kameras nach vorne. Wenig später sah man Nibali wieder am Hinterrad eines Teamkollegen, der gewartet hatte. Ihm gelang der Anschluss an die Spitzengruppe, im Schlussanstieg verlor er dann jedoch 1:38 Minuten auf den Tagessieger.
Auf seiner Facebook-Seite zeigte sich Nibali enttäuscht. „Das, was heute bei der Vuelta passiert ist, passiert in jedem Rennen, was nicht heißen soll, dass es nicht falsch ist und ich nicht bestraft werden soll. Die Richter sprechen das Urteil. Nach einem aus vielerlei Gründen schlechten Jahr bin ich zur Vuelta gekommen, mit dem Wunsch, die Saison zu retten.“ Gleich auf der ersten Etappe habe er sich auf dem Asphalt wieder gefunden, mit zerstörtem Rad, Abschürfungen, 1:20 Minuten Rückstand auf das Hauptfeld und der Panik, alles verloren zu haben. „Ich habe den Fehler gemacht, mich 150 Meter ziehen zu lassen. Im Radsport ist das Rennen ein Rennen, niemand wartet auf dich. Solche Episoden kommen häufig vor, insbesondere nach einem Sturz. Ich habe mit einer saftigen Geldstrafe gerechnet, aber so wäre ich im Rennen geblieben. Ich hätte auch eine Zeitstrafe von zehn Minuten akzeptiert. Ich war nicht der Erste und werde nicht der Letzte sein, der sich so verhält. Entschuldigt für die Zeit, die Euch gestohlen habe.“
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In den sozialen Netzwerken kochten die Emotionen hoch. Manche verurteilten Nibali scharf und forderten gar den Ausschluss des gesamten Teams. Andere empfanden die Strafe als zu hoch und sprachen Nibali Mut zu. Dieser wird trotz italienischem Meistertitel und Tour-Etappensieg die Saison 2015 schnell vergessen wollen.