Radsport: Traumhafte Landschaft, großartige Rennen, strahlende Sieger: So lässt sich der 3. ENDURA Alpen-Traum zusammenfassen. Bei besten äußeren Bedingungen sicherte sich der Italiener Enrico Zen (Team Beraldo Greenpaper) den Sieg in Sulden am Ortler nach 252 Kilometer und 6078 Höhenmeter. Der Vorjahreszweite erreichte das Ziel in dem 1900 m hoch gelegenen Wintersportort in 8:34,04 Std. mit einem Vorsprung von 16.38 Min. auf den Baden-Württemberger Roman Herrmann (Team Continental) und den Sachsen Robert Petzold (21.14 Min. zurück). Für den überragenden Zen war der Sieg beim ENDURA Alpen-Traum der zweite große Sieg innerhalb von zwei Wochen nach seinem Triumph beim Ötztaler-Radmarathon.
Gegen dieses 56-kg-Leichtgewicht aus Venetien war einfach kein Kraut gewachsen. Als der 29-Jährige am Fuße des Umbrail Passes nach 210 km antrat, war die Entscheidung um Platz 1 bei der dritten Auflage des ENDURA Alpen-Traum quasi gefallen. Niemand aus der zehnköpfigen Spitzengruppe war auch nur annähernd in der Lage, dem Tempo von Zen zu folgen. Fast immer im kräftezehrenden Wiegetritt fuhr der Italiener bis zur Passhöhe auf 2501 m einen Vorsprung von fast 10 Minuten auf Robert Petzold heraus. Auf dem höchsten Punkt, dem Stilfser Joch auf 2757 m Höhe, hatte Zen noch genügend Zeit, um sich für die rasende Abfahrt mit den berühmten 48 Kehren Handschuhe und Windjacke überzustreifen. Danach bewältigte er locker und leicht den Schlussanstieg nach Sulden und blieb trotz heftigen Gegenwinds nur drei Minuten über der Bestzeit vom Vorjahr.
„Der Enrico ist einfach eine andere Klasse. Aber für mich zählt dieser zweite Rang wie ein Sieg“, jubelte der abgekämpfte aber überglückliche Roman Herrmann im Ziel. Nach seinem dritten Rang 2013 und Rang 8 im Vorjahr verpasste der Württemberger zwar klar den Sieg, zeigte aber eine taktisch und physisch extrem starke Leistung. Beim Aufstieg zum Stilfser Joch war der 34-Jährige im Kampf um Platz 2 fast schon geschlagen, kämpfte sich aber wieder an Petzold heran und erreichte mit einem Rückstand von 20 Sekunden die Passhöhe auf 2757 m. „Wenn ich richtig was kann, dann ist es Abfahrt fahren“, lachte der Oberschwabe Herrmann. In Gomagoi, am Ende der Abfahrt, lag er dann zwei Minuten vor Petzold, der im Schlussanstieg weitere drei Minuten verlor, sich aber nicht grämte. „Ich stehe auf dem Podium, was will ich mehr“, sagte der Student aus Freiberg bei Dresden.
Beim Start um 6.30 Uhr in Sonthofen trafen die Starter der langen Strecke auf ideale Bedingungen. Im ICE-Tempo ging’s über Oberjoch (1200 m) zum Hahntennjoch (1894 m), weiter bei stürmischem Gegenwind über die Pillerhöhe (1559 m) Richtung Süden zum Reschenpass (1507 m) – und danach hinunter ins Vinschgau. An der Spitze hatte sich nach der Pillerhöhe eine elfköpfige Gruppe mit allen Favoriten formiert, die bei der Anfahrt zum Umbrail Pass zwar vom Almabtrieb leicht behindert wurde, ansonsten aber prächtig harmonierte.
„Bei dem Wind hattest du keine Chance für einen frühen Alleingang“, erklärte Enrico Zen. Trotz der Schneefälle der letzten Tage am Stilfser Joch zeigte sich die Strecke von ihrer besten Seite. 13 Grad auf der Passhöhe, herrlicher Sonnenschein ließen den 3. ENDURA Alpen-Traum zu einem echten Erlebnis und Abenteuer für die 809 Starter werden.
Bei den Frauen setzte sich auf der Langstrecke Nadja Prieling (Österreich) in 10:32.10 Std. durch und verteidigte damit ihren Titel aus dem Vorjahr erfolgreich.
Der Sieg in der Master-Klasse ging an Christian Weber (Spreitenbach, 9:11:24 Std.), der damit Nachfolger von Bernd Hornetz wurde. Der Karlsruher, der beste deutsche Marathon-Fahrer, hatte kurzfristig aus Krankheitsgründen abgesagt. In der Klasse Sen. Master Men zeigte sich Ex-Telekom-Profi Mario Kummer in guter Verfassung, verlor aber beim Anstieg zur Pillerhöhe den Anschluss an die Spitzengruppe und wurde schließlich Vierter in 9:41:09 Std. hinter dem italienischen Sieger Stefano Pilo (9:30.02 Std.)
Auf der Kurz-Distanz über 146 km mit Start in Landeck und Ziel in Sulden war bei den Männern der Österreicher Daniel Wabnegg nach 5:37.15 Std. als Erster im Ziel. Schnellste Frau war hier wie im Vorjahr die Italienerin Marina Ilmer (6:21.48 Std.).
Die 118 km-Strecke mit Start in Landeck und dem direkten Weg über Prad bis nach Sulden ging bei den Männern an Daniel Biehler (Österreich, 4:23.11 Std.). In der Frauenkonkurrenz setzte sich Julia Agerer (Österreich) in 6:26.36 Std. durch.