Radsport: Arm aber erfolgreich – so könnte man das Radsport Team Astana aktuell bezeichnen. Die kasachische Equipe kann derzeit keine Fahrergehälter bezahlen, hat heute aber mit dem Sieg beim belgischen Halbklassiker Omloop Het Nieuwsblad schon den sechsten Sieg der Saison eingefahren. Mit drei Mann waren sie am Ende in der ersten Gruppe vertreten. Michael Valgren attackierte zwei Kilometer vor dem Ziel und zog als Solist durch.
Omloop Het Nieuwsblad läutet die Klassiker-Saison ein
Die Saison der Klassiker ist eröffnet! Mit Omloop Het Nieuwsblad beginnt traditionell die Phase der wichtigen Eintagesrennen. Auch wenn heute nur ein Halbklassiker auf dem Programm stand, waren viele namhafte Profis mit dabei, um den ersten wichtigen Saison-Abschnitt einzuläuten. Gestartet wurde die Neutralisation in Gent. Der scharfe Start erfolgte wenige Kilometer weiter in Merelbeke. Nach 196,2 Kilometern wurde in Ninove-Meerbeke der Sieger gekürt. Bei einem so prestigeträchtigen Eintagesrennen wie Omloop Het Nieuwsblad möchten sich erfahrungsgemäß viele Fahrer in die Spitzengruppe schleichen. Gelungen ist dies heute direkt zehn Profis. Mit dabei waren aus den deutschsprachigen Mannschaften der Lette Alexejs Saramotins (Bora-hansgrohe) und der Deutsche Marco Mathis (Katusha-Alpecin).
Lotto Soudal agiert offensiv, Quick-Step Floors defensiv
Nach dem Molenberg konnte sich Saramontis als Solist von seinen mittlerweile nur noch vier Begleitern lösen. Im Peloton hagelte es ebenfalls Attacken. Mit dabei auch der Vorjahressieger Greg Van Avermaet (BMC), Tim Wellens (Lotto Soudal) und Zdenek Stybar (Quick-Step Floors). Doch rund 40 Kilometer vor dem Ziel lief wieder alles zusammen. Natürlich waren hinten bereits einige Fahrer herausgefallen, doch eine Vorentscheidung konnte noch nicht erzwungen werden. Dann versuchte es das belgische Team Lotto Soudal zunächst mit Tim Wellens, dann mit Tiesj Benoot. Van Avermaet, Stybar und Co. konterten Wellens sofort, doch Benoot ließ man vorerst über eine halbe Minute wegziehen. Im noch immer recht großen Peloton übernahm Quick-Step Floors das Tempo. Die Klassiker-Equipe ging bislang noch nicht wirklich in die Offensive, sondern setzte lediglich Konterattacken. Viele blaue Trikots konnte man im Fahrerfeld aber noch entdecken. 25 Kilometer vor dem Ziel lief erneut alles wieder zusammen.
Astana zu dritt vorn dabei
Rund 15 Kilometer vor dem Ziel ging es in die Mauer von Geraardsbergen hinein. Sep Vanmarcke (EF Education First-Drapac p/b Cannondale) setzte eine Attacke, wie an seinen besten Tagen. Er ließ die komplette Gruppe stehen. Lediglich Zdenek Stybar konnte die Verfolgung aufnehmen und in der Abfahrt den Kontakt wiederherstellen. Dahinter sortierten sich die restlichen Profis. Das Team Astana war gleich dreifach vertreten, viele Siegkandidaten jedoch waren bereits isoliert. Dennoch wurde die Lücke ein weiteres Mal geschlossen. Den Bosberg hinauf dezimierte sich die Gruppe weiter. Die großen Verlierer des Tages standen schon fest: Vom Team Lotto Soudal war in der zwölfköpfigen Spitzengruppe nämlich niemand mehr vertreten. Dafür war Wout Van Aert (Veranda’s Willems-Crelan) mit dabei. Der belgische Crosser schien seine Chance im Rampenlicht der Straßenradfahrer zu nutzen.
Michael Valgren nutzt die Untätigkeit der Konkurrenz
Es ging auf die letzten Kilometer. Mehrmals attackierte Oliver Naesen (AG2R La Mondiale), der trotz eines Nasenbruchs nicht auf Omloop Het Nieuwsblad verzichten wollte. Doch die Konkurrenz wusste über seine Stärken Bescheid und ließ ihn nicht ziehen. Immer wieder holte man ihn zurück. Zwei Kilometer vor dem Ziel setzte erneut das Team Astana einen Angriff. Nachdem die Attacken von Oscar Gatto zuvor gescheitert waren, reagierte diesmal niemand. Alle waren isoliert – nur Astana nicht. Obwohl die Mannschaft unter finanziellen Problemen leidet und seit Wochen keine Gehälter bezahlt werden, scheint die Teammoral bestens zu sein. Zwar versuchte Sep Vanmarcke die Lücke noch einmal zu schließen, doch der Däne war weg. Sieg für Michael Valgren und das Team Astana! Das Peloton konnte die Gruppe kurz vor der Ziellinie noch einholen. Auf Rang zwei rettete sich Łukasz Wiśniowski (Sky) vor Sep Vanmarcke. Als bester Deutscher fuhr Marcus Burghardt (Bora-hansgrohe) auf Rang zehn.
https://www.youtube.com/watch?v=asEtPabsHwo