Radsport: Es war trotz der kürzlich eingefahrenen deutschen Straßenmeisterschaft wohl der größte Erfolg seiner bisherigen Karriere. Der 22-jährige Emanuel Buchmann von ProContinental Team Bora-Argon 18 fuhr bei der gestrigen Etappe der Tour de France in Cauterets sensationell auf einen dritten Platz. Mit dem Aspin und dem Tourmalet in den Beinen.
„Ich denke, das war schon eine klasse Leistung von mir. Ich bin richtig zufrieden,“ so nüchtern und realistisch beschrieb Emanuel Buchmann nach der Zieleinfahrt im Interview seine Leistung. Die Interviews des 22-jährigen Ravensburgers sind ohnehin immer äußerst unterhaltsam, frei heraus und unbekümmert äußert sich der Bora-Argon 18 Profi immer vor den Kameras. Ob ihm denn bewusst gewesen sei was um ihn herum passiere, als er den Tourmalet erkletterte wollte der Reporter wissen – Buchmann sagte nur: „Ein bisschen schon, aber wir müssen ja alle da hoch.“ Recht hat er, das müssen sie wohl.
Es ist sein erstes Jahr als Profi und die Bilanz kann sich bisher sehen lassen. Ende Juni gewann er die deutsche Straßenmeisterschaft vor Nikias Arndt von Giant-Alpecin und Marcus Burghardt von BMC. Mit diesem Sieg und der folgenden Nominierung für das Touraufgebot des neu gegründeten Teams Bora-Argon 18 stiegen natürlich auch die Erwartungen an den Neoprofi. Teamchef Ralf Denk versuchte bereits im Vorfeld, den Druck von seinem Fahrer zu nehmen: „Bitte nicht zu viel erwarten – er ist doch noch so jung.“ In der Tat gehört Buchmann in diesem Jahr mit seinen 22 Jahren zu den jüngsten Fahrern im Peloton.
Der dritte Platz in Cauterets nach der 11. Etappe der Tour de France ist die Fortsetzung eines ersten Profijahrs, das man gut und gerne als Senkrechtstart bezeichnen kann. Nach zwei Jahren beim Continental-Team rad-net Rose und diversen respektablen Ergebnissen (u.a. einem siebten Platz bei der Tour de l’Avenir) schaffte er in dieser Saison den Sprung zu den Profis – beim neuen Zweitdivisionär Bora-Argon18, wo er Verantwortliche und Teamkollegen schnell überzeugen konnte. Inzwischen ist sich auch Teamkapitän Dominik Nerz, der die Tour leider krankheitsbedingt aufgeben musste, sicher: „Aus Emanuel wird mal ein ganz Großer.“
Bei all den Lobeshymnen bleibt jedoch abzuwarten, wie er den Kraftakt des gestrigen Tages wegstecken wird. Er wäre nicht der erste Fahrer, der im Nachhinein die Zeche für eine solche Etappe zahlen würde, auch wenn sich Enrico Poitschke, Sport Direktor bei Bora-Argon 18 zuversichtlich gibt: „Ich glaube, dass er es für die kommenden Tage gut wegstecken und regenerieren wird.“ Doch auch wenn sich Buchmann heute im Gruppetto wiederfinden sollte, täten wir alle gut daran uns an die Worte seines Teamchefs zu erinnern: Er ist doch noch so jung.