Test: Mit dem Mourenx 69 hat Eddy Merckx ein farbenfrohes Langdistanz-Rad im Portfolio. Velomotion legte mit dem roten Pfeil einen kleinen Sprint hin.
Auf Komfort und Langstreckentauglichkeit ausgelegte Rennräder versprechen, dass der Fahrer weniger schnell ermüdet und auch nach Stunden im Sattel noch von einem angenehmen Fahrgefühl profitiert. Insofern war die etwa halbstündige Ausfahrt mit dem Mourenx 69 von Eddy Merckx beim Demoday der Eurobike nicht mehr als ein kleiner Sprint. Doch manchmal bleiben gerade kurze Flirts besonders lange im Gedächtnis.
Der Name des Marathonrenners geht auf einen Etappensieg von Eddy Merckx bei der Tour de France 1969 zurück. In Mourenx jubelte der „Kannibale“ nach einer langen Soloflucht über die Pässe Tourmalet und Aubisque. Solche epischen Ritte soll das Mourenx 69 ermöglichen. Dafür wurde die Geometrie angepasst: Ein verlängertes Steuerrohr und ein kürzeres Oberrohr bringen den Fahrer in eine aufrechtere Sitzposition. Im Vergleich zu anderen Komforträdern bleibt das Mourenx 69 aber jederzeit ein Rennrad im eigentlichen Sinne des Wortes.
Der Rahmen wiegt trotz wuchtig wirkender Rohre nach Herstellerangabe nur 990 Gramm, die Gabel ist 360 Gramm leicht. Als schön anzuschauen empfanden wir das kräftige Rot, das angenehm aus den häufig sehr gesetzten Farben auf der Eurobike herausstach. Die Kabel sind in den Rahmen integriert, ebenso ist die Klemmung der Sattelstütze unter dem Oberrohr versteckt. Die Kettenstreben sind asymmetrisch, die Sitzstreben wandeln ungefähr auf der Hälfte ihren Querschnitt und Durchmesser.
Der Federungskomfort am Sattel war ordentlich, im Vergleich zu rein auf Komfort ausgelegten Rädern aber weniger deutlich spürbar. Ursache ist womöglich die breite Sattelstütze mit 20 Millimeter Versatz, die allerdings erheblich besser zum flächigen Erscheinungsbild des Mourenx 69 passt als es eine 27,2 Millimeter schmale Stütze tun würde. Ein einfaches Mittel zur weiteren Steigerung des Komforts wäre die Montage von breiteren Reifen, was Rahmen und Gabel problemlos erlauben – standardmäßig sind 25mm-Pneus verbaut, Platz ist für eine Bereifung bis 30mm.
Die Ausstattung ist solide und dürfte den Nutzer lange Zeit glücklich machen. Das Testrad kam mit Shimanos Ultegra und hydraulischen Scheibenbremsen. 140 Millimeter Scheiben sind jedoch eher klein und können sich bei langen Passabfahrten in den Bergen stark erhitzen. Alternativ ist das Mourenx 69 auch mit klassischer Felgenbremse erhältlich.
Der Fahreindruck war insgesamt positiv. Das Rad ist kein Kurvenflitzer, ließ sich aber klaglos auf alle Fahrmanöver ein. Antritte wandelte es über das Tretlager mit BB86-Standard unmittelbar in Vortrieb um. Einzig die mittelhohen Carbonfelgen konnten nicht überzeugen. Entgegen dem Trend, über bauchige Felgenformen gute Aerodynamik-Werte zu erzielen, waren die Felgen am Testrad nach innen gewölbt. Ergebnis war eine höhere Anfälligkeit gegen Seitenwind und ein mitunter nervöses Fahrverhalten. Aktuelle Modelle sind jedoch mit den niedrigeren Fulcrum Racing 5 Disc-Laufrädern ausgestattet.
Das Mourenx 69 gibt es in sechs Rahmengrößen und sechs Ausstattungsvarianten, wobei drei mit Scheibenbremsen und drei mit klassischen Felgenbremsen kommen. Preise wurden nicht bekannt, die bisherigen Modelle liegen bei etwa 2.200 Euro für das Rahmenset und zirka 3.000 Euro für Kompletträder mit mechanischer Shimano Ultegra.
Web:
www.eddymerckx.com