Test: Der italienische Helmhersteller KASK ist ein noch vergleichsweise junges Unternehmen, das aber dennoch bereits zu den ‚großen‘ auf dem Markt gehört – nicht zuletzt auch, weil unter anderem das britische Team von Sky auf die Helme aus Norditalien. Mit dem KASK Vertigo 2.0 haben wir eines der Topmodelle unter die Lupe genommen.
Zugegeben, Helme sind immer eine sehr persönliche und individuelle Angelegenheit. Der eine passt, der andere eben nicht – dennoch gibt es einige Faktoren, Features und Eigenschaften, die eine objektive Betrachtung zulassen. Beim KASK Vertigo 2.0 ist es zum einen seine wirklich exzellente Verarbeitung und die tolle Haptik. Der Helm wird wie übrigens das gesamte Sortiment von KASK in Italien entworfen und produziert und wir sind vom Ergebnis wirklich beeindruckt. Der Helm fühlt sich einfach wertig an, der dünne Kunstlederriemen am Kinn macht einen hervorragenden Eindruck und sowohl im Inneren wie im Äußeren gibt es gar nichts zu bemängeln.
Die Schale des Helms ist eines der Markenzeichen der Italiener – sie besteht nämlich aus drei Separaten Polycarbonat – dem Hinterteil, der Unterseite und die Oberseite – alle Teile werden in einem speziellen Verfahren (KASK nennt es Multi In-Mold Technology) miteinander verheiratet und auf die Polystyrol-Schale gepresst. Das sorgt nicht nur für ein einzigartiges Design, sondern soll auch die Langlebigkeit und die Stoßabsorbierung des Helms verbessern. Mit 272g (nachgewogen in Größe L) ist der Vertigo im übrigen zwar kein ausgesprochenes Leichtgewicht, bleibt aber deutlich unter der magischen 300g-Marke.
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Kommen wir nun zum heiklen Teil jedes Helmtests: der Passform. Die gute Nachricht für uns und für KASK war, dass der Vertigo unserem Tester wirklich wie angegossen passte. Das ist nicht selbstverständlich, denn die eher ovale Kopfform macht den Helmkauf ansonsten zu einem eher schwierigen und ebenso langwierigen unterfangen, da die meisten anderen Helme eher auf runde Kopfformen zugeschnitten sind. Also, werte Ovalkopf-gepeinigte Mitstreiter: Schaut euch unbedingt den Vertigo an.
Bei der Anpassung spielt der schwarz-grüne Italiener dann voll seine Stärken aus. Das auch von anderen KASK-Helmen bekannte Up & Down-System ist eine tolle Sache. Mit wenigen Handgriffen lässt sich damit der Helm nicht nur auf den Kopfumfang anpassen, sondern auch in seiner Neigung verstellen. Damit trägt das Anpassungssystem nicht nur persönlichen Vorlieben Rechnung, sondern erweitert den Einstellungsspielraum enorm. Der Riemen am Hinterkopf besitzt ein Gelenk, mit dem sich Winkel und Höhe variieren lassen – ein griffiges und gut greifbares Einstellrad sorgt dann für den festen Sitz.
Viele Einstellmöglichkeiten führen fast unausweichlich allerdings auch immer dazu, dass sich die Einstellung selbst etwas langwieriger gestaltet. So erging es uns auch mit dem KASK Vertigo 2.0 – denn im ersten Moment verschlimmbesserten wir den anfangs schon sehr guten Sitz und brauchten wieder ein paar Minuten, bis wir die richtige Balance gefunden hatten. Der Kinnriemen schließt mit einer herkömmlichen Schnalle, die sich mit etwas Übung auch einhändig bedienen lässt. Ist jedoch einmal alles eingestellt, neigt man nach wenigen Minuten dazu, den Vertigo auf dem Kopf nicht mehr wahrzunehmen – die größte Auszeichnung für einen Fahrradhelm. Die Riemen an den Seiten sitzen angenehm eng am Kopf, ohne jedoch unangenehm zu drücken.
Die großzügigen Belüftungsöffnungen – gerade an der Vorderseite – sorgen für angenehmes Klima. Wir haben den Helm auch eine Woche lang auf den Kanaren getestet, wo wir bei strahlender Sonne an der 25°C-Marke gekratzt haben. Die Belüftung war jederzeit sehr gut und auch wenn der Schweiß in Strömen floss – der Helm war gewiss nicht Schuld daran. Apropos Schweiß: Die Pads im Inneren bestehen aus speziellem Coolmax-Material das auch nach langen Tagen im Sattel angenehm geruchsneutral bleibt. Selbiges gilt für den Kinnriemen aus Öko-Kunstleder.
Ein paar Probleme bekamen wir bei dem KASK Helm im Zusammenspiel mit verschiedenen Brillen. Hier kommt den Bügeln – je nach Modell – das vorhin lobend erwähnte Einstellsystem am Hinterkopf in die Quere. Beispielsweise stießen die sehr langen Bügel der Oakley Split Jacket gegen den Riemen und ließ sich nur mit viel Geduld einigermaßen tragen. Keine Probleme hatten wir dagegen mit der Adidas Evil Eye – hier gilt es wie auch bei der Helmform selbst: Am besten mit der eigenen Brille ausprobieren.
Fazit: Der KASK Vertigo 2.0
Fahrradhelme zu testen ist meistens kein leichtes Unterfangen. Der für viele Käufer entscheidende Faktor – die Passform – ist höchst individuell. Doch der KASK Vertigo 2.0 kann eben hier mit seinem Up & Down Einstellsystem punkten, auch wenn die Helmform selbst eher ovalen Kopfformen entgegenkommt. Davon abgesehen überzeugt der Vertigo mit guter Belüftung, hervorragender Verarbeitung und akzeptablem Gewicht. Bei Brillen zeigt er sich etwas wählerisch – hier ist Ausprobieren angesagt.