Radsport: Verwirrspiel um die Schwere von John Degenkolbs Verletzung. Nachdem der Arzt, der in Spanien die Operation an Degenkolbs verletzten Finger durchgeführt hatte, die Ausfallzeit auf drei Monate bezifferte, widerspricht heute Teamchef Iwan Spekenbrink dieser Aussage – zumindest teilweise. Möglicherweise sitzt der 27-jährige bei Paris-Roubaix bereits wieder auf dem Rad.
Der spanische Arzt Pedro Cavadas gilt als Koryphäe auf dem Bereich der Rekonstruktionschirurgie und führte auch die komplexe Operation an John Degenkolbs zertrümmerten und beinahe abgetrennten linken Zeigefinger durch. Wenige Tage später äußerte sich der Chirurg gegenüber der spanischen Presse und bezifferte die Ausfallzeit des 27-jährigen Giant-Alpecin Profis auf mindestens drei Monate. Heute äußerte sich nun Teamchef Iwan Spekenbrink erstmals konkret zur Verletzung und der damit verbundenen Ausfallzeit, nachdem sich das Team diesbezüglich bisher zurückgehalten hatte.
Im Gespräch mit dem Radsport-Portal Cyclingnews sagte Spekenbrink, man sei durchaus ein wenig irritiert gewesen bezüglich der Aussagen von Pedro Cavadas. „Wir verlassen uns darauf, was unser eigener Arzt sagt […] Wir können noch nicht genau sagen, wann er zurück sein wird. Es wird noch dauern, bis wir eine Schätzung abgeben können. Es kommt darauf an, wie sich sein Arm und seine Hand erholen.“ Die Aussagen klingen im ersten Moment nicht notwendigerweise positiver – sprich: Nach einer kürzeren Ausfallzeit – jedoch stellen sie die mehr als dreimonatige Zwangspause, von denen bisher die Rede war, in Frage.
„Momentan sieht es so aus, als könne er die Klassiker nicht fahren,“ dämpft der Teamchef die Erwartungen – lässt sich jedoch ein Hintertürchen offen: „Zumindest nicht in bester Verfassung.“ Eine Teilnahme an Paris-Roubaix scheint damit zumindest nicht mehr ausgeschlossen, auch wenn die Titelverteidigung sicherlich nach wie vor kein Thema sein dürfte. Degenkolb selbst scharrt nach Aussage seines Chefs bereits mit den Füßen und will unbedingt so schnell wie möglich zurück ins Geschehen. „Er strahlt schon wieder diesen Willen aus ‚Ich will unbedingt zurück‘. Er ist motiviert und voll fokussiert, ich bewundere das […] Anfangs war ich etwas überrascht als ich ihn so sah. Ich dachte, dass er nach einem solchen Unfall vielleicht vieles aus einer anderen Perspektive sehen würde, aber andererseits freut es mich zu sehen, wie konzentriert er bereits wieder ist. Es zeigt, wozu er fähig ist.“
Doch selbst wenn es mit dem Comeback im Frühjahr nicht klappen sollte, die (Radsport-)Welt wird nicht untergehen – nicht für Giant-Alpecin und nicht für John Degenkolb. „Nach dem, was letzten Samstag passiert ist, sieht man vieles mit anderen Augen. Es gibt auch noch schöne Rennen im Mai, im Juni, Juli und auch noch im Oktober – auch dort gibt es noch vieles zu erreichen. Immer wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich woanders eine andere.“