Liebe Leser,
ihr müsst wissen, dass Kroatien nicht nur irgendein Trainingslager ist, sondern es ist wie ein Smoothie. Kroatien ist immer eine Mischung aus Schweiß, Spaß, Anstrengung und Freude. Und das ist das, was diese Tage zu etwas ganz Besonderem machen.
Anreise:
Es ist 20:30 Uhr und es ist Dienstag, den 22.03.2016. Nach der 12 stündigen Fahrt sind alle geschafft und haben tierischen Hunger. Nachdem sich alle am reichhaltigen Buffet bedient haben, hat niemand mehr Lust in irgendeiner Art und Weise aktiv zu sein. Also fallen alle an diesem Abend erst mal müde ins Bett.
1.Tag:
Es ist 8:00 Uhr und wir stehen alle am Eingang des Speiseraumes. Jeder muss seinen Ruhepuls mitteilen, bevor er essen geht. Nach dem Essen geht es dann auch schon fast los. Alle ziehen sich um und treffen sich anschließend am Radraum. Doch als wir raus gehen, müssen wir feststellen dass es regnet. Na toll denken sich alle, doch schließlich fahren wir los. Unterwegs geht meine Schaltung kaputt und ich „darf“ die restlichen Kilometer im Auto mitfahren. Als wir im Hotel ankommen, steht beim alten Jahrgang eine 80 und beim jungen Jahrgang eine 60 auf dem Tacho. Bei mir leider nur eine 6. Und so fallen wir auch diesen Abend müde und geschafft ins Bett.
2. Tag:
Alle wachen gleichzeitig auf, aber ob es durch die Wecker oder die Möwen ist, bleibt ein Rätsel. Vor dem Training fällt uns auf, dass einige Gesichter in der Runde fehlen. Wie es scheint hat es fast ein Drittel unserer Trainingsgruppe erwischt. Sie müssen am heutigen Tag krank im Bett liegen. Doch da die Sonne scheint, behält der Rest gute Laune und freut sich auf das Training. Nach einer welligen Fahrt beenden wir unseren heutigen Trainingstag mit Kilometer 100 für den alten Jahrgang und 80 für die Jüngeren. Nach dem Abendessen und einer kurzen Besprechung hört man nur noch das Meer rauschen und vereinzelt noch leises Flüstern aus einigen der Zimmer.
3.Tag:
Drriiing! Der Wecker klingelt, wir stehen auf, die Sonne scheint und es ist KB-Tag. Was könnte schöner sein? Nach einem ausgiebigen Frühstück steht Radpflege auf dem Plan und als die Räder glänzen, liegen überall vor dem Hotel Putzlappen und es riecht nach Kettenöl. Nur wenige Minuten später sitzen auch schon alle fix und fertig auf ihren Fahrrädern und es geht los. Nach 21 Kilometern und ca. 1 Stunde wird es langsam still im Hotel. Die Sonne lockt uns an den Strand, in die schöne Altstadt von Vrsar oder an den Hafen.
4.Tag:
Der Wecker klingelt. Auch die Möwen kreischen, es ist frühsommerlich warm und alle wissen, dass es heute eine etwas längere Tour wird. Viele der Kranken sind wieder auf den Beinen und sitzen noch angebräunt auf ihren Rennvelos. Als wir am Hotel wieder ankommen, sind wir geschafft und einige der Kranken sitzen im Auto. Auch an diesem Tag gehört eine dreiviertel Stunde Dehnung und eine kurze Besprechung für den nächsten Tag dazu. Spätestens 22 Uhr liegen alle müde in ihren Kojen.
5.Tag:
Kauend sitzt die Trainingsgruppe von 47 Sportlern am Frühstückstisch und freut sich auf die bevorstehende Tour. Jeder weiß, dass es von Tag zu Tag immer bergiger wird. Nach einigen Höhenmetern wird man jedoch mit einer wunderbaren Aussicht auf die alte Burgruine Dvigrad belohnt. Es hätte nur noch gefehlt, dass Greipel, Geschke und Co. an einem vorbei fahren.
6.Tag:
Ostermontag, leider mistiges Wetter und es ist Ruhetag. Alle Sportler werden mit einer kleinen Überraschung vom Hotel sowie der Elterninitiative Erfurt begrüßt. Da die Rennvelos in den vergangenen zwei Tagen mehr als 200 Kilometer geschrubbt sind, haben sie sich eine ausgiebige Pflege verdient. Mit frisch geputzten Rädern geht es in den Hafen zum Gruppenfoto. Unsere Trainingsgruppe konnte an diesem Mittag der Einladung der mitgereisten Eltern des SSV Gera und RSV Greiz folgen, um sich die hungrigen Bäuche mit leckerer, italienischer Pizza vollzuschlagen. Die restliche Freizeit nutzten viele zum Entspannen.
7.Tag:
Heute ist ein wunderschöner Morgen und jedem hier ist klar es wird einige Höhenmeter zu bestreiten geben. Was hat es wohl zu bedeuten, wenn die Startzeit eine halbe Stunde früher ist? Die Lösung liegt am Ende des Tages auf dem Tacho sichtbar. Unsere heutige Tour führt uns ins Mirna Tal und auf den „Kuchenberg“. Dort werden wir tatsächlich mit leckerem traditionellem Osterbrot belohnt. Nach dieser kurzen Rast geht es auch schon weiter. Ständig Berg auf und Berg ab, vorbei an herrlichen Olivenheinen und Weinbergen. Nach 121 Kilometern im bergischen Istrien sind alle geschafft zurück im Hotel. Nun heißt es erst mal Beine hoch und entspannen. Der Abend endet mit der Tagesvorhersage und einer zeitigen Nachtruhe.
8.Tag:
Auch an Tag 8 treibt der Radsport alle Mitgereisten zeitig aus den Betten. Ganz nach der Devise, der frühe Vogel fängt den Wurm, sitzen wir auf unseren Drahteseln und warten auf die neue Herausforderung an diesem Tag. Wer nicht zum ersten Mal mit in Kroatien ist, weiß dass es immer noch eine Steigerung zum Vortag gibt. Heute ging es wieder Berge hinauf und auch wieder herab. Der Berg nach Vrh fühlte sich an, wie der Kilimandscharo von Kroatien. Nach 6 Kilometern mit einer Steigung bis 14% bezwangen wir den Berg. Und spätestens jetzt war uns klar, diese Tour ist noch profilierter als die vom Vortag. Nach 135 Kilometern hatten wir unsere längste Trainingseinheit überstanden. Auch die Jüngeren unter uns knackten heute die 100 Kilometermarke.
9.Tag:
Das Trainingslager neigt sich langsam dem Ende. Heute ist Ruhetag. Diese Zeit wurde genutzt um die Kadernorm im Geschicklichkeitsfahren abzunehmen. Der restliche Nachmittag konnte sich jeder so gestalten wie er wollte. Und so nutzten viele die warmen Sonnenstrahlen um Eis essen zu gehen und um die riesigen Jachten im Hafen zu bewundern.
10.Tag:
Nach einem sehr entspannenden gestrigen Tag, heißt es heute wieder kräftig in die Pedale treten um den Kilometerstand noch etwas in die Höhe zu treiben. Zu jedem Trainingslager gehören auch immer ein paar kraftvolle K1 Antritte dazu. Und so auch an diesem Tag. Nach dem sich unsere Muskeln zu Höchstleistung bewegen lassen haben, verdienten sie zum Tagesende noch ein ausgedehntes Stretching.
11.Tag:
Zum letzten Mal in diesem Jahr zieht es uns mit unseren Rennvelos die asphaltierten Straßen in Istrien entlang von kleinen idyllischen Dörfern. Jeder genießt die letzten Kilometer für sich und lässt das Trainingslager 2016 beim Staffeltraining Revue passieren. Noch einmal ca. 70 Kilometer konnten wir zu unseren fast 770 Gesamtkilometern dazu zählen und somit die magische Zahl 800 uns auf unsere Fahnen schreiben. Nun stellt sich am heutigen Abend nur noch die Frage, wie passen die vielen verschwitzten Radklamotten wieder in den Koffer?
Abreise:
Wie kleine, aufgeregte Ameisen scharren sich an diesem Morgen alle 47 Sportler aus 7 Vereinen um den Reisebus. Unsere geliebten Räder haben am Vorabend schon ihren Platz im Busanhänger gefunden, nun müssen nur wir noch die besten Plätze einnehmen. Nach der ca.12 stündigen Fahrt schließen uns unsere Familien alle gesund und munter wieder in ihre Arme.
Schlusswort:
Leider ist die Zeit in Istrien viel zu schnell vergangen. Der Geschmack dieses kroatischen Smoothies wird uns noch lange durch diese Saison begleiten. Dank der zahlreichen Trainer und Begleiter auch in diesem Jahr konnten wir ein abwechslungsreiches Training genießen. Eine gute Basis für die kommenden Wettkämpfe wurde geschaffen.
Lennert Lifka