Radsport: Mit dem Amstel Gold Race am kommenden Sonntag (17. April) fällt der Startschuss für die Ardennenklassiker. Die Zeit der Pavé-Spezialisten ist also erst einmal vorbei und die Bühne gehört den Puncheuren im Peloton. Wer wird in diesem Jahr die Nase vorn haben? Welche Besonderheiten warten auf der Strecke? Wir verraten es euch in unserer Vorschau.
Mit Paris – Roubaix am letzten Wochenende fand die Pavé-Phase der Klassikersaison ihren Abschluss und nun warten die Ardennen auf die Profis. Für viele Fans und auch Fahrer ist das Amstel Gold Race der inoffizielle Start in die Ardennenklassiker – inoffiziell deshalb, da das Rennen in Profil und Ausrichtung zwar Lüttich-Bastogne-Lüttich und dem Wallonischen Pfeil sehr ähnelt, jedoch eben nicht in den Ardennen stattfindet, sondern in den Niederlanden rund um das Städtchen Maastricht.
Amstel Gold Race 2016 – Die Strecke
258km, 34 Anstiege und über 4.000 Höhenmeter – das sind die Zahlen zur Strecke des Amstel Gold Race. Man darf die Streckenplaner durchaus beglückwünschen, es geschafft zu haben, eine Strecke mit so vielen Anstiegen und über 4.000 Höhenmetern im zu 95% komplett flachen Holland gefunden zu haben. Die Gegend rund um Maastricht, ganz im Süden der Niederlande direkt an der belgischen Grenze gehört zu den wenigen Gebieten des Nachbarlandes, in dem man den einen oder anderen Hügel findet – es ist deshalb wenig überraschend, dass sich die Strecke des Amstel Gold Race vor allem durch eben jene Region schlängelt und die Fahrer mehrmals über dieselben Straßen und Anstiege schickt.
Die vielen kurzen, aber oft sehr steilen Anstiege geben dem Rennen seinen Charakter: Nie müssen die Profis mehr als 3.000m am Stück klettern, aber das hohe Tempo, die knackigen Steigungen und die nicht selten recht komplizierte Streckenführung machen das Amstel Gold Race zu einer großen Herausforderung. Die Gegend um Maastricht ist dicht besiedelt und die Strecke führt deshalb durch zahlreiche Ortschaften, Gemeinden und Siedlungen: Jeder der bereits einmal im Nachbarland unterwegs war, weiß, was das bedeutet: Viele Verkehrsinseln, Fahrbahntrenner, Bremsschwellen und andere Hindernisse machen die Strecke teils fast zu einem Hindernisparcours und verlangen allerhöchste Konzentration.
Der Berg der Entscheidung wird auch in diesem Jahr wieder der berühmt-berüchtigte Cauberg sein. Insgesamt drei Mal passiert das Peloton die 1.200m lange und durchschnittlich 5,8% steile Erhebung wenige Kilometer östlich von Maastricht. Doch nur die letzte der drei Überquerungen wird den Unterschied machen – 1,8km nach der Spitze wartet die Ziellinie. In der Zeit zwischen 2003 und 2013 genoss der Anstieg sogar noch eine größere Bedeutung, da das Ziel in diesen zehn Ausgaben auf dem Gipfel lag. Doch auch so ist der Cauberg der Ort, an dem die Favoriten die Karten auf den Asphalt legen, auch wenn die Entscheidung nicht zwangsläufig hier fallen muss. Beispielsweise gelang es Michal Kwiatkowski im letzten Jahr, sich auf der Abfahrt ins Ziel noch an dem Trio aus Philippe Gilbert, Michael Matthews und Alejandro Valverde vorbeizuschieben, obwohl sie ihn am Anstieg abhängen konnten. Dennoch: Der Cauberg ist nach wie vor der Ort für die entscheidenden Attacken.
Amstel Gold Race 2016 – Die Favoriten
Michal Kwiatkowski (Team Sky)
Vorjahressieger Michal Kwiatkowski zählt zweifellos auch in diesem Jahr wieder zu den großen Favoriten auf den Sieg. Der Sky-Neuzugang konnte beim E3 Harelbeke vor wenigen Wochen bereits seinen ersten großen Saisonsieg feiern, als er seinen Nachfolger im Weltmeisterdress, Peter Sagan (Tinkoff) im Finale einfach stehen ließ. Auch bei der Flandern-Rundfahrt zeigte der 25-jährige eine über weite Strecken ansprechende Leistung, wenngleich ihm im Finale die Kraft fehlte, um mit der Spitze mitzuhalten. Der ehemalige Weltmeister geht am Sonntag als Kapitän einer starken Sky-Mannschaft an den Start und wird sicherlich alles daran legen, seinen Titel zu verteidigen.
Philippe Gilbert (BMC)
Philippe Gilbert ist wohl die dominanteste Figur in der jüngeren Vergangenheit des Rennens. Mit insgesamt drei Siegen (2010, 2011 und 2014) und vielen weiteren Top 10 Platzierungen geht der Sieg in Maastricht wohl nur über den Belgier. Jedoch hatte Gilbert in diesem Jahr einen höchst durchwachsenen Start in die Saison – zahlreiche kleinere Verletzungen und eine Erkältung warfen den Weltmeister von 2012 immer wieder zurück. Zuletzt machte der 33-jährige Schlagzeilen, weil er im Training mit zwei Betrunkenen aneinandergeriet und sich bei der Auseinandersetzung den Zeigefinger brach. Einem Start am Sonntag steht jedoch nichts entgegen und Gilbert würde wohl nur zu gerne einen vierten Sieg folgen lassen.
Simon Gerrans (Orica-GreenEDGE)
Nach drei dritten Plätzen in den letzten fünf Jahren möchte Simon Gerrans in diesem Jahr endlich auch auf einem der beiden obersten Treppchen stehen. Der Australier startete äußerst stark in die Saison und dominierte die Tour Down Under. Auch wenn ein zweiter Saisonsieg noch auf sich warten lässt, zeigen gute Platzierungen bei der Katalonienrundfahrt und der Baskenlandrundfahrt die starke Form des 35-jährigen Orica-Profis und er ist als starker Sprinter ebenso zweifellos einer der Fahrer, die von der Verlegung des Ziels hinter den Cauberg profitieren. Mit Michael Matthews hat der Rennstall aus Ozeanien zudem einen weiteren Fahrer in den Reihen, der um den Sieg mitfahren könnte – es wird interessant zu sehen sein, wie Gerrans und Matthews zusammenarbeiten, nachdem diese Kombination bei der Straßen-WM in Richmond zuletzt für einige Spannungen gesorgt hatte.
Amstel Gold Race 2016: TV und Livestreams
Livebilder aus den Niederlanden wird es wie in jedem Jahr auch 2016 wieder auf Eurosport zu sehen geben. Ab 15:00 Uhr läuft die Übertragung via Eurosport 1. Wer lieber im Internet schaut, kann entweder auf den Eurosportplayer zurückgreifen, oder vom Streaming-Angebot Zattoo Gebrauch machen, über das Eurosport ebenfalls kostenlos zu sehen ist. Radsportfans von außerhalb Deutschlands sollten einen Blick auf www.cyclingfans.com werfen – dort finden sich für fast alle Länder frei empfangbare Internetstreams.
Amstel Gold Race TV Übertragung
Datum: 17.04.2016
Uhrzeit: 15:00 Uhr – 17:00 Uhr
Sender: Eurosport 1
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