Radsport: Der US-Amerikaner Tejay Van Garderen (BMC) hat sich nach seinem gestrigen Einbruch eindrucksvoll zurückgemeldet und das Teilstück von Arbon nach Sölden bei der Tour de Suisse gewonnen. Hinauf zum Rettenbachferner ließ er der Konkurrenz keine Chance. Wilco Kelderman (LottoNL-Jumbo) bekam im Gelben Trikot eine 2-Minuten-Packung und auch Geraint Thomas (Sky) verlor über eine Minute. Warren Barguil (Giant-Alpecin) übernahm mit Rang drei die Gesamtführung vor Miguel Ángel López (Astana).
Tolhoek sichert sich das Bergtrikot
Die 6. Etappe der diesjährigen Tour de Suisse führte die Fahrer über 224,3 km von Arbon nach Sölden hinauf zum Rettenbachferner. Dieser Berg der Hors Catégorie liegt 2.669 m über dem Meeresspiegel, wobei heute insgesamt 4.294 Höhenmeter zu überwinden waren. Kein Wunder also, dass dieses Teilstück als die Königsetappe angesehen wird. Einige Fahrer wollten sich diese Quälerei offenbar nicht mehr antun und stiegen aus. Pierre Latour (Ag2r) ist dabei sicherlich zu erwähnen, denn der junge Franzose trug immerhin einen Tag das Gelbe Trikot. Nachdem er sein Talent mit dem 3. Platz auf der 4. Etappe aufblitzen ließ, war er gestern auf Grund einer Bronchitis chancenlos und fiel auf Rang sechs in der Gesamtwertung zurück. Eine Chance hingegen witterten auf der heutigen Etappe der Österreicher Matthias Brändle (IAM) und der Belgier Iljo Keisse (Etixx-Quick Step), denn die beiden fuhren fast das komplette Rennen über an der Spitze und hatten zeitweise über zwölf Minuten Vorsprung auf das Peloton. Kurzzeitig befand sich auch Antwan Tolhoek (Roompot) wieder einmal mit an der Spitze, doch nachdem er die beiden ersten Bergwertungen gewann, ließ er sich ins Hauptfeld zurückfallen. Damit steht der junge Niederländer bereits als Gewinner des Bergtrikots der Tour de Suisse 2016 fest, sollte er die Rundfahrt beenden können.
Auch heute brach das Gelbe Trikot der Tour de Suisse ein
Durch das imposante Ötztal bestimmten die Teams von Warren Barguil (Giant-Alpecin), Wilco Kelderman (LottoNL-Jumbo) und Miguel Ángel López (Astana) weitestgehend das Tempo auf dem Weg zum Schlussanstieg. In den Rettenbachferner fuhr das Führungsduo Brändle/Keisse mit knapp acht Minuten Vorsprung hinein. Das Team Sky übernahm für Geraint Thomas in Person von Vasil Kiryienka sofort das Kommando. Auf den 11,4 km mit einer durchschnittlichen Steigung von über 10 Prozent erhoffte sich der Sky-Kapitän den Rückstand von 56 Sekunden auf Kelderman heute noch aufholen zu können. Dies gelang dann auch tatsächlich deutlich schneller als man sich das erhoffen konnte, denn Kelderman flog recht früh aus der Favoritengruppe heraus und konnte sich damit von einer guten Gesamtplatzierung verabschieden. Ebenfalls vorbei war es schon sechs Kilometer vor dem Ziel für die beiden Spitzenreiter. Zuerst wurde Keisse eingeholt und ein wenig später erwischte es dann auch Brändle, der sich dennoch gut gelaunt mit einem Wheelie bergan verabschiedete. Derweil wurde die Favoritengruppe immer kleiner. Kiryienka machte einmal mehr seinem Ruf als unerbitterliche Lokomotive alle Ehre und stampfte den Berg mit einem zermürbenden und kontinuierlichen Tempo hinauf.
Van Garderen meldet sich zurück – Barguil schnappt sich Gelb
Tejay Van Garderen (BMC), der gestern viel Zeit einbüßte, schien das Sky-Tempo sogar noch zu langsam zu sein. So attackierte er 4,5 km vor dem Ziel. Kiryienka und Thomas ließen ihn zwar gewähren, blieben aber insgesamt unbeeindruckt. Doch der Gesamtdritte Andrew Talansky (Cannondale) fuhr ganz am Ende der vielleicht noch 10 Mann starken Favoritengruppe und hatte sichtlich zu kämpfen. Der Gesamtzweite Warren Barguil hingegen erkannte seine Chance sofort und machte sich auf die Verfolgungsjagd von Tejay Van Garderen. Als sich dann auch noch Jarlinson Pantano (IAM) drei Kilometer vor dem Ziel aus dem Staub machen konnte und zu Barguil aufschloss, fragten sich die Zuschauer so langsam, ob Thomas nicht schneller wollte oder nicht schneller konnte. Nachdem Lokomotive Kiryienka seine Arbeit beendete, übernahmen die Kapitäne das Heft selbst in die Hand. López, Talansky und Simon Spilak (Katusha) zogen davon und Thomas blieb mit Rui Costa (Lampre-Merida) und Ion Izaguirre (Movistar) das Nachsehen. López flog förmlich den Rettenbachferner hinauf, doch Van Garderen konnte niemand mehr einholen. Der Amerikaner gewann vor dem Duo López und Barguil, der damit der neue Führende in der Gesamtwertung sein sollte. Thomas verlor am Ende sogar über eine Minute auf den Tagessieger und ist damit natürlich endgültig raus im Kampf um den Gesamtsieg. Im Gelben Trikot bekam Kelderman sogar eine Packung von zwei Minuten aufgebrummt.
Tour de Suisse – Das Tagesergebnis der 6. Etappe
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Tejay Van Garderen | USA | BMC Racing Team | 6:26:13 |
2. | Miguel Ángel López | Kolumbien | Astana Pro Team | +0:16 |
3. | Warren Barguil | Frankreich | Team Giant - Alpecin | +0:16 |
4. | Jarlinson Pantano | Kolumbien | IAM Cycling | +0:31 |
5. | Andrew Talansky | USA | Cannondale Pro Cycling Team | +0:33 |
6. | Simon Spilak | Slowenien | Team Katusha | +0:43 |
7. | Rui Costa | Portugal | Lampre - Merida | +0:49 |
8. | Ion Izagirre | Spanien | Movistar Team | +0:49 |
9. | Victor de la Parte | Spanien | CCC Sprandi Polkowice | +0:59 |
10. | Jan Hirt | Tschechien | CCC Sprandi Polkowice | +0:59 |
Tour de Suisse – Die Gesamtwertung nach der 6. Etappe
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Warren Barguil | Frankreich | Team Giant - Alpecin | 29:09:53 |
2. | Miguel Ángel López | Kolumbien | Astana Pro Team | +0:21 |
3. | Andrew Talansky | USA | Cannondale Pro Cycling Team | +0:24 |
4. | Ion Izaguirre | Spanien | Movistar Team | +0:55 |
5. | Jarlinson Pantano | Kolumbien | IAM Cycling | +1:06 |
6. | Simon Spilak | Slowenien | Team Katusha | +1:07 |
7. | Tejay Van Garderen | USA | BMC Racing Team | +1:31 |
8. | Geraint Thomas | Großbritannien | Team Sky | +1:36 |
9. | Wilco Kelderman | Niederlande | Team LottoNL - Jumbo | +1:39 |
10. | Rui Costa | Portugal | Lampre - Merida | +1:55 |