Radsport: Die Tour de France ist das Radsport-Highlight der Saison. Viele Sponsoren und Teammanager richten ihre Ziele zum größten Teil auf diese drei Wochen aus. 198 Fahrer stehen verteilt in 22 Teams am Samstag in Düsseldorf am Start. Welche Ziele verfolgen die Mannschaften? Velomotion blickt auf die nominierten Fahrer und spekuliert auf mögliche Erfolge.
Hier geht es zum zweiten Teil unserer Team-Vorschau zur Tour de France 2017
Ag2r La Mondiale: Volle Konzentration auf Romain Bardet
Beim Team Ag2r liegt der gesamte Fokus auf Romain Bardet. Der Franzose wurde im letzten Jahr Gesamtzweiter und möchte in dieser Saison noch einen oben drauf setzen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat man Romain Bardet ein starkes Team zur Seite gestellt. Sein Landsmann Pierre Latour sowie Mathias Frank könnten sogar selbst in der Lage sein, die Top Ten zu erreichen. Wie wir das Team Ag2r kennen, wird man sich aber nicht nur auf die Gesamtwertung konzentrieren. Hin und wieder werden wir die Farben der Mannschaft garantiert auch in Fluchtgruppen wiederfinden. Dafür prädestiniert sind vor allem Jan Bakelants, Alexis Vuillermoz und Oliver Naesen.
Astana Pro Team: Fragezeichen hinter Fabio Aru & Jakob Fuglsang
Das Team Astana spielt seit der Gründung eine bedeutende Rolle im Radsport. Auch bei der Tour de France 2017 werden wir die hellblauen Trikots in Aktion sehen. Vor allem in den Bergen möchte Astana auf sich aufmerksam machen. Dementsprechend sind auch die Nominierungen ausgefallen. So hat sich Fabio Aru nach dem verpassten Giro d’Italia für eine Teilnahme an der Tour de France entschieden. Es ist fraglich, ob der kletterstarke Italiener nach seiner Knieverletzung rechtzeitig in Topform kommen wird. Falls nicht, könnte Jakob Fuglsang in die Bresche springen. Der Däne gewann das Critérium du Dauphiné und scheint in der Form seines Lebens zu sein. Doch kann er die Form konservieren und über drei Wochen in Frankreich halten? Sollte es auch ihm nicht gelingen, wird Astana auf Etappensiege fahren. Mit Andriy Grivko, Dario Cataldo, Alexey Lutsenko und Michael Valgren hat Astana auch dafür die passenden Männer in den eigenen Reihen.
Bahrain-Merida: Nur die Flucht nach vorn kann Erfolge bringen
Vergeblich suchen wir im 9er-Kader von Bahrain-Merida einen Klassementfahrer oder Sprinter. Der Erfolg kann dadurch nur sehr schwer kalkuliert werden. Janez Brajkovic galt vor vielen Jahren als großes Rundfahrer-Talent. Die Erwartungen konnte er jedoch nie erfüllen. Javier Moreno und Jon Izagirre sind starke Bergfahrer. Sie könnten bei einem perfekten Verlauf der drei Wochen entweder in die Top Ten fahren, oder sich das Bergtrikot sichern. Ansonsten kann der Erfolg eigentlich nur über Fluchtgruppen ermöglicht werden. Yukiya Arashiro betätigt sich gern als Ausreißer, ebenso Gebremaryam Grmay. In einem schwierigen Sprint wird man vermutlich auf Sonny Colbrelli bauen, doch auch Grega Bole und Borut Bozic könnten dann etwas versuchen. In einem reinen Massensprint wird man jedoch chancenlos sein.
BMC Racing Team: Richie Porte muss endlich liefern
Das Team BMC wird sich in diesem Jahr voll und ganz auf den Gesamtsieg konzentrieren. In dieser Wertung soll nämlich endlich der große Wurf bei der Tour de France gelingen. Seit dem Sieg von Cadel Evans im Jahr 2011 war das Team BMC bei der Großen Schleife nicht mehr siegreich. Richie Porte soll es nun im Jahr 2017 wieder packen. In den Bergen und im Zeitfahren ist er kaum schlechter einzuschätzen als sein großer Widersacher Chris Froome. Sein Problem ist jedoch die Konstanz über drei Wochen. Während Richie Porte bisher vor allem bei einwöchigen Rundfahrten erfolgreich war, tat er sich bei den Grand Tours deutlich schwerer. Sollte der Plan mit Porte erneut schiefgehen, gibt es in der Mannschaft keinen Ersatzkapitän für das Klassement. Mit Greg Van Avermaet, Stefan Küng und Damiano Caruso hat das Team BMC aber dann immer noch die Chancen auf Etappensiege.
Bora-hansgrohe: Viele Ziele bei der ersten Tour de France
Das Aufgebot des deutschen Teams Bora-hansgrohe ist zweifelsohne mit namhaften und erfahrenen Fahrern gespickt. Mit dabei sind unter anderem Weltmeister Peter Sagan und der mehrfache Bergkönig Rafal Majka. Das Grüne und das Gepunktete Trikot scheinen somit automatisch im Visier der Mannschaft zu sein, doch Rafal Majka soll sich in diesem Jahr vorwiegend auf eine gute Platzierung im Gesamtklassement konzentrieren. So oder so: In den Massensprints und in den Bergen wird man von Bora-hansgrohe etwas zu sehen bekommen. Spannend wird zudem aus deutscher Sicht sein, wie sich Emanuel Buchmann schlagen wird. Er gilt als einer der aussichtsreichsten Kandidaten in der Nachwuchswertung.
Cannondale-Drapac: Vermutlich geht es wieder nur um Etappensiege
Das Team Cannondale-Drapac kann wohl als das schwächste WorldTour-Team der letzten zwei Jahre bezeichnet werden. Bei den Grand Tours landete man häufig auf den letzten Plätzen der Prämientabellen und auf Siege musste man sowieso monatelang warten. Auch bei der Tour de France 2017 ist nicht davon auszugehen, dass man im Gesamtklassement besonders erfolgreich sein wird. Chancen auf die Top Ten sind zwar mit Rigoberto Uran und Andrew Talansky theoretisch vorhanden, doch besonders relistisch scheinen diese Vorstellungen nicht zu sein. So bleibt es wohl auch in diesem Jahr bei Ausreißversuchen. Diesbezüglich ist man aber auch äußerst gut aufgestellt. Pierre Rolland gilt als heißer Kandidat für einen Sieg in den Bergen und das Gepunktete Trikot. Simon Clarke werden wir gewiss ebenfalls in Gruppen wiederfinden.
Cofidis, Solutions Crédits: Nacer Bouhanni soll für Siege sorgen
Nachdem Nacer Bouhanni seine Teilnahme bei der Tour de France im letzten Jahr absagen musste, steht er 2017 wieder am Start. Der Franzose wird als Kapitän seines Teams in die Rundfahrt gehen. Er soll in den Massensprints für einen französischen Erfolg sorgen. Im Aufgebot finden sich neben Sprinter Bouhanni aber auch einige bergfeste Piloten. Die roten Trikots des Teams Cofidis werden daher auf nahezu allen welligen und bergigen Etappen in den Fluchtgruppen zu sehen sein. Ganz besonders Nicolas Edet, Luis Angel Mate und Julien Simon sind dafür wie gemacht. Sicher wird Cofidis vor allem in der ersten Woche auch um die Bergpunkte kämpfen. Für das Gesamtklassement hat man hingegen keine heißen Eisen im Feuer. Lediglich Daniel Navarro kann sich darauf konzentrieren.