Radsport: Erste Grand Tour, Weltmeister mit dem Team Sunweb und Vize-Weltmeister bei der U23. Lennard Kämna hat schon nach seiner ersten Profi-Saison viel zu erzählen. Die Nachwuchshoffnung fährt seit Beginn des Jahres für das deutsche Team Sunweb und zählt dort bereits zu den echten Leistungsträgern – und das mit gerade einmal 21 Jahren. Mit Velomotion hat sich Lennard Kämna über seine aufregende erste Saison unterhalten und allgemein über seinen Trainings-Alltag gesprochen.
Kämna: „Ich bin noch fokussierter und professioneller geworden“
Hallo Lennard, wie fühlt es sich an, als so junger Fahrer bereits eine erste WorldTour-Saison in den Beinen zu haben?
„Über das Alter mache ich mir meistens gar keine großen Gedanken. Ich freue mich natürlich, wie die erste Saison auf WorldTour-Niveau für mich verlaufen ist und bin sehr glücklich, dass ich diesen Schritt schon gehen konnte.“
Bist du insgesamt zufrieden mit deiner Saison und den erzielten Fortschritten?
„Ich bin mit meiner ersten Saison auf jeden Fall sehr zufrieden. Ich konnte Fortschritte in den Bereichen machen, in denen ich mich verbessern wollte und bin eine stabile Saison mit wenigen krankheitsbedingten Ausfällen gefahren. Ich denke, ich habe einen guten Schritt nach vorn gemacht.“
Welche Veränderungen in deinem Alltag hat der Wechsel zu einem WorldTour-Team hervorgebracht?
„Besonders viele Veränderungen gab es nicht. Da ich mich bereits in den letzten drei Jahren voll auf den Radsport fokussiert habe, ist mein Alltag grundsätzlich gleich geblieben. Die Hauptveränderung stellt der vermehrte Austausch mit den Experten des Teams in Sachen Training, Ernährung und Rennplanung dar. Ich bin noch fokussierter und professioneller geworden.“
https://www.youtube.com/watch?v=aaRgUyjQg6k
„… ein Fan mit einem riesigen Schinken“
Du hast in Spanien deine erste Grand Tour bestritten. Hast du deinen Fans eine besonders interessante Geschichte zu erzählen?
„Ja, es gab eine kuriose Sache. Auf fast jeder Etappe stand ein Fan mit einem riesigen Schinken am Straßenrand, der versucht hat, den Fahrern Schinkenstückchen anzubieten.“
Auf dich aufmerksam gemacht hast du bei der Vuelta vor allem beim Zeitfahren. Hättest du selbst vor dem Start damit gerechnet, dass du schon so weit vorn mitfahren kannst?
„Vor dem Start hätte ich nicht gedacht, dass ich so weit vorn lande. Das war für mich selbst eine Überraschung. Darum bin ich auch sehr stolz darauf.“
Nach dem Zeitfahren musstest du leider wegen Knieproblemen aufgeben. Das Knie ist im Sport ein heikles Thema. Ist die Verletzung bei dir einmalig gewesen, oder hast du ständig damit zu kämpfen?
„Dabei handelte es sich lediglich um eine leichte Muskelüberreizung, die durch die Belastungen der Tage zuvor zustande kam. Sicherheitshalber haben wir daraufhin entschieden, mich aus dem Rennen zu nehmen. Schon nach kurzer Regenerationszeit konnte ich wieder ins Training einsteigen und den Rennbetrieb wieder aufnehmen.“
#Bergen2017 @lennardkaemna bravely attacked in the closing stages to take second place! 🇩🇪 🥈
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„Es war für mich eine große Ehre“
Das abschließende Highlight der Saison gab es für dich in Bergen. Dort hast du mit deinem Team Sunweb das Teamzeitfahren gewonnen und wurdest beim Straßenrennen der U23 Vize-Weltmeister. Fragst du dich manchmal, was du im Zweiersprint gegen Benoit Cosnefroy hättest besser machen können?
„Bergen war auf jeden Fall das absolute Highlight. Auf den ungeplanten Sieg im Teamzeitfahren und den Vize-Weltmeistertitel im Straßenrennen bin ich sehr stolz. Ich denke, im Sprint habe ich im Rahmen meiner Möglichkeiten alles richtig gemacht. Am Ende war der Franzose einfach der bessere Sprinter.“
Du bist auf Grund des Teamzeitfahrens nicht beim Zeitfahren der U23 gestartet. Im Nachhinein sicher keine schlechte Entscheidung. Trauerst du in diesem Wettbewerb dennoch manchmal der Chance auf eine Goldmedaille hinterher?
„Es war für mich eine große Ehre, für das Teamzeitfahren nominiert worden zu sein. Das dabei letztendlich auch noch eine Goldmedaille herausgekommen ist, macht das nochmal umso schöner, sodass von Nachtrauern keine Rede sein kann. Vielleicht war es sogar eher ein Vorteil, da ich mich nochmal voll auf das Straßenrennen fokussieren konnte.“
https://www.youtube.com/watch?v=VDlJ5mVqLeA&t=246s
„Zum Sprinter werde ich sicher nicht mehr“
Bei jungen Fahrern ist es immer spannend, die Entwicklung zu verfolgen. Du bist in so jungen Jahren schon ein sehr starker Zeitfahrer. Möchtest du dich weiter im Kampf gegen die Uhr spezialisieren, oder ist eine Entwicklung hin zum Klassiker- oder Klassementfahrer geplant?
„Im Moment möchte ich mich noch auf allem Ebenen weiterentwickeln und ein kompletter Rennfahrer werden, bevor ich mich auf eine bestimmte Sache fokussiere.“
Inwieweit kann ein Profi selbst überhaupt entscheiden, in welche Richtung er sich entwickeln wird? Steht ein junger Fahrer irgendwann an einer Weggabelung, an der er sich zu einem Sprinter oder zu einem Bergfahrer ausbilden lassen kann, oder ist der Weg schon vorgezeichnet?
„Zum Sprinter werde ich sicher nicht mehr, da mir dafür die genetischen Voraussetzungen fehlen. Alles Weitere wird sich in den nächsten Jahren zeigen.“
Nach der Saison ist vor der Saison. Nach deinem starken Einstieg in den Profi-Radsport hast du sicher Blut geleckt. Welche Ziele hat Lennard Kämna 2018? Welche Rennen nimmst du ins Visier?
„Das Rennprogramm für das nächste Jahr steht noch nicht fest. Das wird sich erst in den kommenden Wochen entscheiden. Im Großen und Ganzen sind die Ziele die gleichen wie in diesem Jahr. Ich möchte gesund über die Saison kommen, ich möchte mich stetig verbessern und mich weiterentwickeln.“
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— DeutschlandDeineTour (@DeineTour) 2. Oktober 2017