Test: Das Transition Patrol NX 2018 ist die jüngste Enduro-Maschine der Amerikaner. Die 2001 gegründete Bike-Schmiede ist zu 100% in der Hand leidenschaftlicher und aktiver Mountainbiker. Katalysator war vor 16 Jahren ein freundschaftliches Tischtennis Match, bei dem die Idee Entstand Bikes zu bauen die für jeden geeignet sind und das Können mit jeder Ausfahrt fördern. Ein Bike sollt mit dem ersten Pedalschlag Spaß machen und dich dazu einladen deine Fähigkeiten immer weiter auszubauen, so die frei übersetzte Philosophie von Transition. Das Transition Patrol NX richtet sich an Bikepark orientierte Enduro Fahrer und fördert gemäß der Philosophie deine Fähigkeiten im Downhill, fordert dir aber im Uphill aufgrund des hohen Gewichts auch einiges im Uphill ab.
Das Patrol gibt es in drei Varianten ab Werk. Die Top Ausstattung mit X01 Eagle Antrieb und Fox Fahrwerk für 5.499€, die Mittelklasse mit GX Eagle Antrieb, Fox Dämpfer und Rock Shox Lyrik für 4.399€ oder die Einstiegsvariante mit NX Antrieb, Rock Shox Dämpfer und Rock Shox Yari für 3.399€. Alternativ wird noch ein Rahmen-Kit für 2.099€ angeboten. Den Rahmen des aktuellen Transition Patrol gibt es aktuell nur in der Aluminium Variante mit einem Gewicht von 4,22 kg. Wir testeten das Einstiegsmodell Transition Patrol NX in der Größe M für 3.399€.
Transition Patrol NX 2018: Stabiler, abfahrtsorientierter, erster Eindruck!
Auf den ersten Blick wirkt das Transition stabil und durchdacht. Viele aktuellen Standards lassen sich erkennen, darunter Boost Standard mit einer Syntace X12 148 Achse, Trunnion Mount Top am Dämpfer und genügend Platz für bis zu 2,8 Zoll breite Reifen. Die Speed Balanced Geometry (SBG) zeigt sich unter anderem am 64° flachen Lenkwinkel. Die SDG liefert eine erhöhte Vorderrad-Traktion bringt aber auch ein Maß an Wendigkeit und Verspieltheit bei geringen Geschwindigkeiten mit sich. 160mm Federweg am Hinterrad und 170mm Federweg am Vorderrad zeigen für welches Terrain das Transition Patrol gebaut ist und sobald es ruppiger wird ist die Kettenstrebe bereits ab Werk mit einer Gummiummantelung geschützt.
Der Schaltzug ist, bis auf das Hinterbaugelenk komplett innen verlegt, ebenso wie der Zug für die Vario-Sattelstütze. Ideal für Bastler, die Bremsleitung ist außen aber dennoch dezent am Rahmen fixiert, so kann Problemlos ein geschlossenes Bremssystem gewechselt werden. Durch die Anordnung des Dämpfers bleibt im Rahmendreieck immer noch genügen Platz für eine größere Trinkfalsche. Auch sehr praktisch sind die separat abgedichteten Lager, welche auch beim Einsatz von Reinigungsmittel und Hochdruck besseren Schutz gegen Wasser und Korrosion bieten sollen. Das Transition Patrol NX 2018 wirkt alles in allem sehr aufgeräumt mit einer einfachen aber soliden Ausstattung.
Transition Patrol NX 2018: Lang und flach!
Die Geometrie ist auf den Einsatzbereich richtig abgestimmt, sogar mit der Tendenz zu etwas mehr Abfahrt. Besonders schön bei der Rahmengröße sind die fünf (!) verschiedenen Größen, von XS bis XL, so ist für jeden Fahrer der passende Rahmen dabei. Bei einer Fahrergröße von 180cm wählten wir die Rahmengröße M und selbst der kam uns noch groß vor. Mit einem Reach von 450mm ist der Griff zum Cockpit relativ weit, die effektive Oberrohrlänge fällt dementsprechend mit 583mm noch einmal länger aus. Unterstützt durch den langen Radstand von 1209mm, wirken sich diese Faktoren sehr positiv auf die Laufruhe der Enduro-Maschine aus.
Geometrie Transition Patrol 2018
XS | SM | MD | LG | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 360 | 360 | 400 | 440 | 490 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 530 | 555 | 583 | 611 | 640 |
Steuerrohr (in mm) | 100 | 100 | 110 | 120 | 130 |
Kettenstrebe (in mm) | 430 | 430 | 430 | 430 | 430 |
Tretlagerhöhe (in mm) | 340 | 340 | 340 | 340 | 340 |
Radstand (in mm) | 1154 | 1179 | 1209 | 1238 | 1268 |
Lenkwinkel (in °) | 64 | 64 | 64 | 64 | 64 |
Sitzwinkel (in °) | 78.4 | 77.8 | 77.1 | 76.6 | 76.1 |
Reach (in mm) | 400 | 425 | 450 | 475 | 500 |
Stack (in mm) | 596 | 596 | 605 | 614 | 623 |
Abfahrtsorientiert ist auch der flache Lenkwinkel von 64,0° über alle Größen hinweg, ebenso zieht sich die Tretlagerhöhe von 340mm durch die gesamte Größenpalette des Transition Patrol. Um trotz dieser massiven Ausmaße noch etwas Agilität in das Sportgerät zu bringen, hätte man die Kettenstrebe noch etwas kürzer als die 430mm auslegen können.
Transition Patrol NX 2018: Grundsolide dennoch an wichtigen Punkten gespart
Im ersten Eindruck wirkt das Transition Patrol NX in „Ponderosa Green“ solide ausgestattet, bei genauerem betrachten fallen jedoch entscheidende Details ins Auge. Aber fangen wir mal ganz von vorne an, im wahrsten Sinne des Wortes. Ein 780mm breiter RaceFace Aeffect Lenker aus Aluminium, montiert an einem 40mm RaceFace Aeffect Vorbau, bildet den Grundstock der Cockpit Einheit. Die Velo Single Clamp Griffe sind an einer Seite verschraubt, was ausreicht damit diese sich während der Fahrt verdrehen. Der unterhalb der Lenkstange angebrachte Trigger der RaceFace Aeffect Sattelstütze ist bequem und einfach mit dem Daumen zu bedienen und passt sich dem aufgeräumten Cockpit gut an.
Rahmen | Transition Patrol Aluminium |
Federgabel | Rock Shox Yari RC Solo Air |
Dämpfer | Rock Shox Deluxe RT |
Laufräder | Novatec D711SB / D462SB / WTB STPi29 |
Reifen VR | Maxxis Minion DHF 2.3 Exo Dual |
Reifen HR | Maxxis Minion DHR II 2.3 Exo Dual |
Schaltwerk | SRAM NX |
Schalthebel | SRAM NX |
Kurbel | Race Face Aeffect 30t |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | SRAM Level T |
Bremsscheiben | SRAM Centerline 203 / 180mm |
Sattelstütze | Race Face Aeffect Dropper |
Sattel | WTB Volt Comp |
Vorbau | Race Face Aeffect 40mm |
Lenker | Race Face Chester 35 780mm |
Auf der rechten Seite befindet sich der Trigger des SRAM NX 1×11 Antriebs eingerahmt von den Bremshebeln der SRAM Level T. Genau hier passt die Ausstattung nicht zum Einsatzgebiet. Einem Enduro, das durchaus auch im Park eine gute Figur macht, würde ein stärkeres Modell eine bessere Figur machen. Bepackt mit Gepäck und Schutzausrüstung ist schnell ein hohes Fahrergesamtgewicht erreicht was den beiden Kolben der SRAM Level T einiges abverlangen kann. Am Vorderrad ist ein SRAM Centerline 203mm Rotor und am Hinterrad ist ein SRAM Centerline 180mm Rotor verbaut, was in dieser Kombination wiederum passt und auf den meisten Enduro Rädern in dieser Kombination zu finden ist.
Angetrieben wird das ponderosa grüne Sportgerät von einer RaceFace Aeffect Kurbel (170mm) und einem 30T Kettenblatt. In Kombination mit der 11-42T Kassette auch für längere und steilere Auffahrten geeignet. Der SRAM NX 11-fach Umwerfer schaltet Grundsolide, das Gesamt NX Antriebssystem trägt aber nicht unbedingt positiv zum Gesamtgewicht des Transition Patrol NX bei. Welches mit über 15kg(!) (ohne Pedale) angegeben ist. Die RaceFace Aeffect Dropper Teleskop-Stütze hat eine Hub von 150mm auf der ein durchaus sehr bequemer WTB Volt Comp Sattel montiert ist. Den 160mm Hinterbau dämpft ein RockShox Deluxe RT Dämpfer mit Trunion Mount und den Einbaumaßen 205mm x 65mm. Schläge am Vorderrad absorbiert eine RockShox Yari RC Solo Air mit 170mm Federweg. Solide Gabel, wer aber sein Fahrrad gerne mal ohne Vorderrad in den Kofferraum packt oder gar einen Dachträger mit Achsaufnahme besitzt wird von der geschraubten Achse ohne Schnellspannsystem sehr schnell genervt sein. Trotz der unterschiedlichen Federwege an Vorder- und Hinterrad ist das Fahrwerk gut abgestimmt und wirkt ausgewogen.
Der Freilauf der Novatec Radnabe ist akustisch dezent gehalten. Darauf montiert sind 27,5 Zoll (650B) WTB STPi29 Felgen mit -wie die Bezeichnung bereits verrät- 29mm Innenweite. Maxxis Minion DHF bzw. DHR 2.3 EX0 Dual Reifen bilden das Bindeglied zum Untergrund. Zwar findet sich in der Ausstattungsliste des Transition Patrol NX kein grober Schnitzer, insgesamt ist sie jedoch eher unter der Kategorie „solide“ einzuordnen – angesichts des Preises von fast 3.500€ ein klein wenig enttäuschend. Andererseits: Allein das Framekit liegt bei über 2.000€ – das relativiert den Preis des Komplettbikes wieder. Wer sich trotzdem für die Einstiegsvariante entscheidet, dem raten wir zum einen in eine stärkere Bremse, Steckachse mit Schnellspannsystem sowie eine leichtere Kassette zu investieren.
Transition Patrol NX 2018: Besser bergab als bergauf
Aber nun genug von den technischen Details und ab auf die Piste, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der bayerische Wald im tiefsten Winter ist weniger von den Mountainbikern als von Winterwanderern und Langläufern dominiert. Doch ab von den gespurten Loipen sind doch die ein oder anderen Reifenspuren in Matsch und Schnee zu erkennen. Hoch geht’s mit dem Transition Patrol NX Enduro erst einmal über Teer- und Forststraßen und sind gleich mal positiv von den Klettereigenschaften überrascht. Der sehr flache Lenkwinkel von 64° macht sich zwar, vor allem in steileren Passagen bemerkbar, jedoch nicht in dem befürchteten Verhältnis. Die 2 stündige Auffahrt war auch ohne gepolsterter Short bequem auf dem WTB Sattel zu bewältigen, einzig und allein das Gewicht zog mich -wenn auch nur Mental- stetig hangabwärts. 15 kg sind doch etwas viel, auch für ein Enduro.
Vorbei an Schneefeldern und Skipisten wurde eines bereits vorab klar, die ersten Trail-Meter sind auf weißem Untergrund zu bewältigen. In Kombination mit nassem Laub und rutschigen Steinen eher mit Vorsicht zu genießen. Nachdem die „Schneegrenze“ nach unten hin durchbrochen war, ist erst einmal durchatmen und erster Check angesagt gewesen. Sitzt alles noch am richtigen Fleck? Sind alle Schrauben noch fest? Es passt! Der erste Fahreindruck, lang, stabil und extrem Spur treu. Durch die schneebedeckten und rutschigen Steinpassagen verleiht einem das Fahrrad Sicherheit und verleitet dazu noch höhere Geschwindigkeiten aus sich selbst heraus zu kitzeln.
Weiter geht’s durch breite, schnelle Waldpassagen die mit dem Transition Patrol NX mit einem breiten Grinsen bewältigt werden. Der Hobel ist unglaublich schnell und extrem Laufruhig, büßt aber entsprechend an Agilität und Feinfühligkeit ein. Als sich der Trail durch die Bäume schlängelt und enge Kurven auftauchen stößt das Rad an seine spielerischen Grenzen, hier ist Arbeit angesagt. Mit viel Kraft und Technik ist es aber auch hier möglich das Mountainbike durchzumogeln. Trail-Ende inclusive Zielsprung in Sicht, den das Transition Patrol NX sauber und stabil in der Flugphase meistert. Gut gelandet muss hart in die Eisen gegriffen werden.
Die SRAM Level T ist wie vermutet einfach nicht bissig genug und verzögert in diesem Fall nur befriedigend. Der Test-Ride bestätigte die Annahmen aus den Technischen Details relativ gut. Die Klettereigenschaften überraschten und im Downhill wurden die hohen Erwartungen an die Geometrie absolut erfüllt.