Radsport: Am 7. Juli beginnt die Frankreich-Rundfahrt 2018. Doch schon jetzt sollten ambitionierte Klassementfahrer die entscheidenden Teilstücke besichtigt haben – und davon gibt es 2018 so einige. Wir zählen nicht weniger als elf Tour de France Etappen, auf denen Abstände zwischen den Anwärtern auf das Gelbe Trikot wahrscheinlich sind. Leicht wellige Profile und die Gefahr von Windkanten haben wir dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Erwartet uns etwa die spannendste Tour de France seit vielen Jahren?
Der Kampf gegen die Uhr bildet die Klammer um die Tour de France 2018
Die Tour de France 2018 kommt mit nur wenigen Zeitfahr-Kilometern aus. Unwichtig sind sie dennoch nicht, da zum einen jede Sekunde zählen kann und zum anderen der Zeitpunkt der Etappen eine große Rolle spielt. Während die ersten beiden Teilstücke den Sprintern vorbehalten sind, zählt an Tag #3 die Teamleistung. Beim 35,5 Kilometer langen Mannschaftszeitfahren dürfen wir Abstände erwarten. Vor allem Sky für Chris Froome und BMC für Richie Porte erhoffen sich hier erste Zeitgewinne. 19 Tage bzw. 17 Tour de France Etappen später sorgt erneut ein Zeitfahren für die letzten Zeitabstände. In einem 31 Kilometer langen Einzelzeitfahren sind auf Etappe #20 jetzt aber die Individualisten gefragt. Durchaus möglich, dass das Gelbe Trikot bereits sicher auf den Schultern eines Profis sitzt – doch wehe, wenn nicht.
Giftige Hügel, viel Wind und 15 Pavé-Sektoren fordern Allround-Qualitäten
Eigentlich müssen gute Klassementfahrer vorwiegend stark im Hochgebirge und im Zeitfahren sein. Bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt wird dies aber vermutlich nicht ausreichen. Denn so einige Tour de France Etappen versprechen 2018 auch abseits dieser beiden Disziplinen viel Spannung. So könnte eine Windkante schon an Tag eins für eine Selektion sorgen, weil das Peloton über viele Kilometer hinweg direkt an der Küste entlang fährt. Definitiv gefordert werden die Klassementfahrer auf den Etappen #6 und #14. Dann geht es kurz vor dem Ziel die Mur-de-Bretagne bzw. nach Mende hinauf. Hier werden vor allem diejenigen Bergfahrer Probleme haben, welche nicht über einen giftigen Antritt verfügen und lieber einen gleichmäßigen Rhythmus fahren, statt im Wiegetritt für Tempowechsel zu sorgen. Wieder völlig andere Qualitäten sind auf Etappe #9 erforderlich. Dann brettert das Fahrerfeld über 15 Pavé-Sektoren und insgesamt 21,7 Kilometer Kopfsteinpflaster Richtung Roubaix. Dass es hier riesige Abstände geben wird und der ein oder andere ambitionierte Klassementfahrer schon all seine Hoffnungen begraben wird müssen, scheint fast garantiert zu sein.
Die kurzen Bergetappen versprechen ein packendes Live-Event
Seit Jahren überlegt sich die Radsport-Szene, wie die Sportart noch interessanter wird. Eine Antwort scheint bereits gefunden: kurze Etappen! Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Etappen über rund 100 Kilometer deutlich mehr Action beinhalten, als Teilstücke über 200 Kilometer. Diese Erkenntnis wird auch in dieser Saison mit zwei Tour de France Etappen auf den Prüfstand gestellt. Etappe #11 hat 108,5 Kilometer mit zwei HC-Bergen, einem Berg der ersten Kategorie und einem der dritten zu bieten. Noch extremer wird es auf Etappe #17: Auf nur 65 Kilometern werden zwei Berge der ersten Kategorie und einer der HC-Kategorie überquert. Gestartet werden soll dabei in der Reihenfolge der Gesamtwertung, damit die Leader von Anfang an vorn platziert sind und direkt an ihrer Seite keine Helfer haben. Allerdings ist nicht wirklich davon auszugehen, dass dieser „Formel 1 Start“ tatsächlich irgendeine Auswirkung auf den Rennverlauf haben wird. Entscheidend werden diese beiden kurzen Tour de France Etappen aber dennoch.
Vier „normale“ Bergetappen erlauben keinen schlechten Tag
Wir zählen bereits sieben entscheidende Tour de France Etappen, dabei haben wir die herkömmlichen Bergetappen noch überhaupt nicht erwähnt. Neben den beiden kurzen Teilstücken im Hochgebirge warten auf uns nämlich zusätzlich vier klassische Bergetappen. Doch ganz so gewöhnlich sind auch diese nicht. Den Anfang macht nämlich direkt auf Etappe #10 die Tatsache, dass über ein paar Kilometer hinweg auf einer unbefestigten Straße gefahren wird. Nur zwei Tage später warten auf Etappe #12 drei sehr prestigeträchtige Berge auf die Profis. Es geht den den Col de la Madeleine, den Col de la Croix de Fer und Alpe d’Huez hinauf. Wer vor dem Zeitfahren am vorletzten Tag noch eine Korrektur anbringen muss, könnte durch eine hohe Risikobereitschaft die Pyrenäen-Etappen #16 und #19 nutzen. Dabei handelt es sich nämlich nicht um Bergankünfte, sondern um Zielankünfte nach langen Abfahrten. Auch Romantiker freuen sich: Die Anstiege Col d’Aspin, Col du Tourmalet und Col d’Aubisque stehen auf dem Programm. Haben sie auch diese überwunden, dürfen sich die Fahrer auf der Avenue des Champs-Élysées feiern lassen.