Test Bulls Six50 EVO 1 CX: Sportliche Touren, gemäßigte Geländeritte oder Alltagsnutzung: Mit dem günstigen E-Hardtail von Bulls ist all dies möglich. Durch praktisches Zubehör aufgewertet, ist das Rad damit ein heißer Tipp für alle, die ein vielseitiges Elektro-Mountainbike suchen.
Preise um 3.000 Euro und mehr begegnen einem nicht selten, wenn man sich nach einem hochwertigen E-Mountainbike mit bewährten Komponenten umschaut. Das Bulls SIX50 EVO 1 CX macht da neugierig: 2.599 Euro rufen die Kölner für das strahlend blaue Bike auf – ein schlanker Preis, wenn man sich das Rad genauer anschaut. Dabei fällt nämlich erst einmal der Antrieb ins Auge: Bosch Performance CX, das stärkste Aggregat des Herstellers und gleichbedeutend mit viel Drehmoment bergauf und beim Anfahren sowie harmonischen Fahreigenschaften. Dazu gibt es am Bulls den 500-Wattstunden-Akku, wogegen in den günstigen Preisklassen noch oft der kleinere 400er Speicher verbaut wird. Somit ist das Bulls auf der Höhe der Zeit und kein Auslaufmodell. Zusätzliche Attraktivität gewinnt es aber durch den im Rahmen platzierten Akku, was angesichts des knappen Preises eine weitere Besonderheit ist – nach wie vor montieren viele Hersteller die Batterie von oben aufs Unterrohr, womit sie gleichzeitig den Bauraum im Rahmendreieck einschränken.
Was das Bulls freilich nicht hat, ist ein Display mit großem Funktionsumfang à la Bosch Nyon; stattdessen sitzt links am Lenker die kleine Bedieneinheit mit der Anzeige von Geschwindigkeit, Fahrstrecke und Akkustand. Was völlig ausreicht, zumal die meisten sportlichen Fahrer ohnehin mit einem GPS-Gerät unterwegs sind, mit dem sie navigieren, ihre Tour aufzeichnen und Fahrdaten ermitteln.
Natürlich kommt in dieser Preisklasse ein solider Aluminiumrahmen zum Einsatz, dessen Rohre mit sauberen, wulstigen Schweißraupen verbunden sind. Am schlanken Hinterbau finden sich Gewindeösen, die eine Montage von Träger oder Schutzblech zulassen; schließlich werden viele MTBs als robuste, verlässliche Alltagsräder eingesetzt. In diese Richtung deuten auch die an spezielle Steckplätze geklickten MonkeyLink-Leuchten, die ihre Energie aus dem Antriebsakku beziehen. Die praktischen Lampen sind elegant ins Gesamtbild integriert, und dass sie nie aufgeladen werden müssen, ist extrem praktisch: Weiß man, dass man in die Dämmerung kommen wird, nimmt man sie einfach mit bzw. schiebt sie in den sicher rastenden Magnetverschluss ein und wird auch dann noch Licht haben, wenn der Akkustrom schon nicht mehr für dem Motor reicht.
Auch der Trinkflaschen-Adapter am Unterrohr stammt von MonkeyLink. Ebenfalls „magnetisch geführt und mechanisch verrastet“, lässt sich hier ebenso die spezielle Flasche wie ein praktischer Universalhalter befestigen.
Für extreme Gelände-Einsätze könnte die Federgabel etwas kurzhubig sein; wenn man es recht bedenkt, reichen ihre 100 mm jedoch für so ziemlich jede normale Tour über Feldwege und wurzelige Trails. Die ausgewogene Sitzposition mit nicht allzu hoher Front qualifiziert das Hardtail ohnehin nicht zum Downhill-Gerät; es ist auf gemischtem Gelände ohne extreme Schwierigkeiten zuhause, wo es dank kurzem Vorbau mit agiler Lenkung viel Freude macht. Bei hohem Tempo fällt auf, dass die Front eher weich ist – also lieber rechtzeitig die Tektro-Hebel betätigen, die im Verbund mit den hydraulischen Bremssätteln für starke Verzögerung sorgen.
Typisch für Bosch kommt vorne nur ein Kettenrad zum Einsatz, was am E-MTB aber völlig ausreichend ist. Mit 11-36 bietet die Neunfach-Kassette eine große Bandbreite; sonderlich eng kann die Abstufung dabei natürlich nicht sein. Für den angepeilten Einsatzzweck ist das freilich kein Problem. Auch die Bereifung der Bulls-Eigenmarke Styx setzt auf Rundum-Funktion statt auf Spezialisierung. Auf Asphalt rollen die Reifen gut ab; der Kurvengrip ist hoch und mit leicht abgesenktem Luftdruck dürfte auch die Traktion unter so ziemlich allen Bedingungen top sein.
Ein Zugeständnis an den günstigen Preis ist die Verwendung von Schnellspannachsen an beiden Laufrädern statt der heute weithin verwendeten Steckachsen. Gerade an der Gabel fällt die dadurch geringere Steifigkeit beim Bremsen auf – jedenfalls, wenn man weiß, wie sich eine Steckachse „anfühlt“. Aber letztlich ist auch dies kein großes Problem und wird eher vom Experten wahrgenommen.
Wahrnehmbar positiv ist dagegen die frische Lackierung des SIX50 EVO 1 CX, die mit dezenter Eleganz die Linien des Intube-Rahmens unterstreicht. Keine Frage, wie ein Sonderangebot sieht dieses Bulls nicht aus – und da es auch in Sachen Ausstattung und Performance überzeugt, muss man den günstigen Preis nicht mit funktionellen Einschränkungen bezahlen.