Radsport: Pello Bilbao (Astana) hat die 20. Etappe des diesjährigen Giro d’Italia gewonnen. Der junge Spanier siegte knapp vor seinem Landsmann Mikel Landa (Movistar) und Giulio Ciccone (Trek-Segafredo). Der Gesamtführende Richard Carapaz (Movistar) kam zeitgleich mit Konkurrent Vincenzo Nibali (Bahrain Merida) als Vierter ins Ziel und könnte morgen seinen Giro-Sieg perfekt machen. Während des Schlussanstiegs kam es zu chaotischen Szenen. Miguel Angel Lopez (Astana) wurde von einem Zuschauer zu Fall gebracht und wurde in der Folge diesem gegenüber handgreiflich.
Puh, was für eine Etappe! Zugegeben: Die meiste Zeit verlief die Etappe wie im Vorfeld erwartet und plätscherte etwas vor sich hin – doch das Finale entschädigte mit tollem Radsport und viel Diskussionsstoff. Das Geschehen bis zum Schlussanstieg ist recht schnell erzählt: Movistar kontrollierte das Hauptfeld über die meiste Zeit und auch die Fluchtgruppe des Tages hatten die Top-Teams fest im Griff.
Die Geschehnisse überschlugen sich dann jedoch, beginnend mit der Abfahrt in den finalen Anstieg hinein: Hier verlor nämlich der schwächelnde Primoz Roglic (Jumbo-Visma) den Anschluss an die anderen Top-Fahrer. Niemand geringeres als der in Rosa fahrende Richard Carapaz selbst war es, der darauf reagierte und das ohnehin hohe Tempo an der Spitze weiter forcierte. Einerseits natürlich, um vor dem morgigen Abschlusszeitfahren ein größeres Polster auf Roglic herauszufahren, andererseits machte er jedoch auch das Tempo für seinen Edelhelfer Mikel Landa, der den Etappensieg im Auge hatte.
Zuschauer bringt Lopez zu Fall – dieser revanchiert sich
Etwas weiter hinten im Feld kam es derweil zu fast tumult-artigen Szenen. Auf der engen Passstraße behinderte ein ausschließlich mit sich selbst beschäftigter Zuschauer Miguel Angel Lopez und brachte den Träger des Weißen Trikots schlussendlich sogar zu Fall. Der verständlicherweise kochend wütende Lopez verlor dann kurz die Kontrolle, schubste den Zuschauer zu Boden und schlug ihm die Mütze vom Kopf. Natürlich sollte er sich besser im Griff haben – dennoch: Ein Denkzettel für so viel Ignoranz seitens dieses sogenannten Fans war durchaus angebracht. Lopez verlor viel Zeit, konnte sein Weißes Trikot zwar verteidigen, muss aber im Zeitfahren morgen nochmals bangen.
„That’s not the reaction you want but you can understand the anger!“ 😡
Unbelievable scenes as @SupermanlopezN HITS OUT at a spectator who knocked him off his bike just before the final 5km 😮#Giro #Giro102 #TheBreakaway pic.twitter.com/jgw4e7JZME
— Eurosport UK (@Eurosport_UK) 1. Juni 2019
Vorn war es währenddessen Pello Bilbao der das unerlässliche Attackieren zum Erfolg brachte und im Bergaufsprint vor dem völlig entkräfteten Mikel Landa gewann. Richard Carapaz ließ erneut keine Schwäche erkennen und einzig Vicenzo Nibali konnte das Tempo des Kolumbianers noch mitgehen – alle anderen Top-Fahrer mussten erneut einige Sekunden auf den Movistar-Fahrer einbüßen. Mit knapp zwei Minuten Vorsprung auf Nibali, derer drei auf Landa und noch ein paar Sekunden mehr auf Roglic scheint der erste Giro-Triumph für Carapaz in greifbarer Nähe; auch wenn das morgige, knapp 16km lange Einzelzeitfahren durchaus nochmals für Spannung sorgen könnte.