Test: SQlabs Racer-Hose One12 ist aus einer Zusammenarbeit mit dem Sportbekleidungs-Hersteller Protective entstanden. Von ihm kommt die Hose, von den umtriebigen Münchner Ergo-Spezialisten das Pad. Was sind die Besonderheiten der SQ-Short One12, und wie performt die Gemeinschaftsentwicklung in der Praxis?
Die SQ-Short One12 Hose ist für Rennrad und rennorientiertes Mountainbiking entwickelt – was damit die Ziel-Einsatzbereiche dieser Hose sind. Und es gibt etwas besonderes, ungewöhnliches am Pad zu entdecken: Es ist dünn, viel dünner, als man es heute bei einer hochwertigen Bike-Bib erwartet. Das SQlab Team um Toby Hild hat wieder einmal gegen den Strich gebürstet: „Muss es denn stimmen, dass, je dicker das Polster, desto bequemer die Hose ist?“, fragte man sich dort. Man ist zu dem Schluss gekommen: Nein, das muss es nicht. Unter anderem das gilt es hier nachzuprüfen.
Die SQ-Short One12 ist ein Highend-Textil
Was die Verarbeitung anbelangt, kann man für 190 Euro einiges an Qualität erwarten. Und die bekommt man hier auch von Protektive. Das Material ist dünn, aber fest und weist hohe Dehnbarkeit auf. Schon haptisch stellt man fest: Der Stoff ist zwar alles andere als kusch
elig, aber er passt sich gut an und dürfte nicht ausleiern. Die vielen Nähte sind sehr sauber gearbeitet, die vielen Bahnen laufen ohne die leichtesten ungewollten Kurven.
Gut so: Hier wird niemand gepampert
„Kein Windelgefühl“ – unter anderem damit bewirbt Sqlab die Hose mit dem dünnen Pad. Doch das erste Anziehen enttäuscht: Das dünne, aber harte Kissen hängt steif wie ein Brett unter dem Hintern und sperrig zwischen den Beinen. Gehen ist unangenehm. Nun ist gehen nicht
der wesentliche Einsatzbereich einer Radhose, aber so viel störendes Gefühl hätten wir jetzt doch nicht erwartet.
Doch weiter: Die Abschlüsse an den Beinen liegen satt an, Dank einer Breite von fast sechs Zentimetern brauchen sie wenig Spannung, um nicht zu verrutschen. Die Abschlüsse sind silikonfrei – ein Plus in Sachen Umweltschutz. Protektive erklären, dass man die breiten Bündchen nach Gusto kürzen kann, ohne das Material zu beschädigen – es soll nicht ausfransen. Wir haben das nicht ausprobiert; wer aber auf kurze Bib-Beine steht, sollte es sich trauen.
Nah am Fahrer – Knallharter Körperkontakt
Doch erst mal aufs Rad: Sieh an, da sitzt die Hose perfekt, schon beim ersten Sattelkontakt habe ich den Eindruck: Jo, das fühlt sich direkter an als mit bis zu zwölf Millimeter dicken Pads.
Klar, dass ein dünneres, härteres Pad mehr Kontaktgefühl zum Sattel vermittelt. Die jetzt noch zu stellende Frage: Kann der Kontakt unangenehm werden – Druckstellen oder gar Wundscheuern hervorrufen? Wir werden sehen.
Die SQ-Short One12 passt – in der richtigen Größe
Das in die Träger übergehende Rückenteil ist aus dehnbarem Mesh-Material, das sich angenehm und ohne viel Zug der Träger anschmiegt. Diese sind mit vier Zentimeter recht breit und sehr flach – sie liegen kaum spürbar an, sind gefühlt nicht vorhanden, sorgen aber für einen sauberen Sitz der Hose. Das kommt auch daher, dass sie selbst einfach eine gute Passform aufweist. Apropos: Wer die Sqlab One12 online bestellt, sollte auf jeden Fall eine Größe über seinem Standard bestellen – die Hose fällt sehr klein aus.
Das i-Pad unter den Sitzkissen
Doch was ist nun mit dem tollen Pad? Erfüllt es die Erwartungen? Ja, und zwar in zweifacher Hinsicht:
Wir haben festgestellt, dass die Hose und vor allem das Sitzkissen umso angenehmer bis sogar unspürbar wird, je häufiger wir die Hose nutzten. Nicht nur, dass das monierte „Holzbrett-Gefühl“ schon nach zweimaligem Fahren verschwunden ist: Je öfter man fährt, desto mehr fühlt man sich mit der Hose verwachsen. Man steigt nach 100 Kilometern vom Renner oder MTB und vergisst, dass man eine Bib mit Pad anhat.
Es muss nicht sein- Die Logik der Po-Schmerzen
Das ist umso mehr erfreulich, weil das Pad auch seine Hauptaufgabe erfüllt. Dazu nochmals kurz zur SQlab-schen Logik in Sachen Sitzkissen: Schon vor langen Jahren haben wir herausgefunden – und da ist sich die Velo-Gemeinde ja einig – dass nicht möglichst weiche Sättel, sondern harte Sättel, die gut mit der Anatomie des Fahrers oder der Fahrerin harmonieren, auf Dauer bequem sind.
Und bei den Hosenpads sollte das plötzlich ganz anders sein? Wieso?
Eine andere Vermutung liegt tatsächlich nahe: Sitzprobleme und Schmerzen gehen einher mit höheren Scherkräften, also Bewegungen die daher führen, dass durch dickere Kissen die Sitzknochen und die Haut viel Tiefe haben, um den Beckenbewegungen zu folgen und so ein ständiges Walken auf der Unterlage produzieren.
Ist Weniger also mehr? Ja!
Soweit die Argumentation von Sqlab für dünnere, festere Pads. Man kann ihr folgen, muss es aber nicht unbedingt. Man muss aber feststellen: Das straffe, dünne, ergonomisch geformte Sitzpad in der Sqlab One12 hat enorme Langstrecken-Qualitäten! Unser Allerwertester kam definitiv mit kaum einer Hose auf Strecken über 100 Kilometer so gut zurecht wie mit ihr. Dazu kommt: Das Pad ist trotz hoher Dichte stark atmungsaktiv, was die Langstrecken-Qualitäten noch verstärkt – da Schweiß schnell abtransportiert wird. Nach etwa 800 zurückgelegten Kilometern in Strecken zwischen 40 und 150 Kilometern Länge fühlt sie sich wie eine zweite Haut an – eine, die auch nach langen Touren nicht schmerzt.
Auch olfaktorisch ist die SQ-Short One12 eine große Nummer
Weder das Sitzkissen noch die Rückenpartie neigen nach intensiven Schweiß-Touren zum Müffeln. Man muss sich geradezu überreden, sie regelmäßig zu waschen, denn der Geruchstest verleitet nicht dazu.
Noch ein interessanter Fakt: Entgegen der Erwartungen, die man an dieses Ergonimie-Unternehmen haben könnte, gibt es das Pad nicht in verschiedenen Größen. Hier kann man auf jeden Fall der Argumentation des Herstellers folgen: Das Pad ist auf jeden Fall für die breitesten Sitzknochen ausreichend – und für schmaler gibt es keinen Grund dagegen, dass das Kissen etwas übersteht.
SQ-Short One12, die Fakten:
Einsatzbereich: Road und MTB Race (optimiert für sportliche Sitzpositon)
Größen: 6
Material: 71 % Polyamid, 29 % Elastan
Pad: Unisex, 4 MM dick, 87% Poliamid, 13 Prozent Elastan.
Polsterschaum: Polyurethan
Preis: 189,95 Euro