Test Triumph E-Cloud: Die große Fahrrad-Fachandelskette Stadler kommt mit einem „Bosch Active Plus“-Bike deutlich unter 2.000 Euro heraus. Kann das funktionieren? Es kann, und zwar ohne merkliche Kompromisse bei Funktion und Qualität.
Als Kennzeichen der Wertigkeit eines Fahrrades haben Markennamen weitgehend ausgedient. Im Zeitalter des E-Bikes schauen die Verbraucher mehr auf den Hersteller des Motors als auf den Namen am Unterrohr, und das hat die Branche kräftig aufgemischt: Kleine, innovative Hersteller können sich mit interessanten Pedelecs nun ebenso gut in Szene setzen wie große Anbieter, die man bislang nicht unbedingt mit Premium-Rädern in Verbindung brachte. Wenn Motor und Ausstattung stimmen, ist der Kunde mit Recht zufrieden – vor allem, wenn auch der Preis in Ordnung geht.
Bosch Active Line Plus: Der modernste Antrieb von Bosch
Für das Triumph E-Cloud des Zweiradcenter Stadler trifft alles drei zu. Der Zweirad-Gigant stellt mit dem blauen Tourenbike ein Modell vor, das erst einmal mit topaktueller Antriebstechnik aufwartet: verbaut ist der „Active Line Plus“-Motor von Bosch, der im City- und Touren-Segment derzeit kaum zu überbieten ist. Erkennbar am großen Kettenrad vorne, ist das Aggregat nicht nur vergleichsweise leise, sondern auch sehr widerstandsarm, was den Akku schont und Fahrten ohne Unterstützung möglich macht. Im Vergleich zu den „Bosch Performance“-Motoren fällt das Drehmoment zwar geringer aus, doch in der Praxis ist das kein merklicher Nachteil – beim Ampelstart und an Steigungen, wie man sie in der Stadt und auf Touren für gewöhnlich unter die Reifen nimmt, ist das E-Cloud keineswegs träge, sondern lässt sich im Gegenteil flott beschleunigen. Auch wer stärkeren Schub gewohnt ist, muss dem „Active Plus“-Antrieb Anerkennung zollen; Pedelec-Einsteiger werden nie das Gefühl haben, untermotorisiert zu sein.
Ohnehin wendet sich das Tourenrad an die Freunde der ruhigen Gangart. Mit tiefem Durchstieg und hohem Lenker ist das Rad auf viel Komfort ausgelegt; Lenkerform und Griffe sind sehr angenehm. Mit Schnellspanner am Sattel und verstellbarem Vorbau lässt sich die Sitzposition leicht anpassen. Die Siebengang-Nabenschaltung ist recht eng abgestuft, was im Flachen angenehm ist, bietet aber keine ausgesprochenen Berggänge. Zu den zwei kräftig wirkenden hydraulischen Felgenbremsen gesellt sich der klassische Rücktritt; gerade ältere Pedaleure werden sich auf diesem Rad daher wohlfühlen. Für sportliche Naturen gibt es andere Modelle – solche mit Kettenschaltung nämlich.
Akku untern Gepäckträger? Das muss kein Nachteil sein!
Statt der bekannten, großen Intuvia-Einheit verbaut Stadler das kompakte Purion-Display, das links am Lenker sitzt und einen separaten Tastenblock überflüssig macht. Die kleine Kommandozentrale ist gut ablesbar und die Fahrmodi können einfach durchgeschaltet werden; dass als einzige Fahrdaten Strecke und Geschwindigkeit angezeigt werden, dürfte den Durchschnittsradler nicht stören. Ebenso dem günstigen Preis geschuldet, in der Praxis aber durchaus angenehm ist die „klassische“ Montage des 400-Wattstunden-Akkus unterm Gepäckträger; auf diesen lässt sich per Adapter ganz einfach zahlreiches iRack-Zubehör montieren. Die Batterie lässt sich leicht entnehmen, nicht einmal bücken muss man sich. Dass sich der Schwerpunkt des Bikes etwas nach hinten/oben verschiebt, ist nicht zu verleugnen, bei typisch ruhiger Fahrweise im Alltag jedoch ziemlich egal.
Unverzichtbar für ein E-Bike dieses Typs ist die Federgabel – oder vielleicht doch? Von den gut 6 cm Weg nutzt sie im Alltag knapp die Hälfte und wirkt dabei eher stoß- als vibrationsmindernd, sodass man sich unwillkürlich fragt, ob etwas voluminösere Reifen nicht die sinnvollere Lösung wären. Doch der Markt verlangt es, und deshalb sieht das Triumph E-Cloud so aus, wie es aussieht – wobei ein echtes Plus ist, dass die Gabel in Rahmenfarbe lackiert wurde.
Ist das Triumph E-Cloud ein empfehlenswertes E-Bike? Definitiv, denn hinter dem günstigen Preis verstecken sich keine qualitativen Mängel. Was den Preis senkt – ein Standard-Rahmen statt integriertem Akku, das kleine Display und die etwas geringere Akku-Kapazität –, hat keine Auswirkungen auf Fahreigenschaften und Funktion; diese sind auf hohem Niveau. Und die Beratung des Fachhandels gibt es dazu.