Test / Dream Build: Lange war ich auf der Suche nach einem neuen Bike. Vor ca. drei Jahren legte ich mir zuletzt ein neues Rad zu. Ein Bulls Black Adler Carbon-Racehardtail ist es damals geworden. Mit dem Hintergedanken wieder etwas mehr Rennen zu fahren, nachdem ich in meiner Jugend als XC-Racer aktiv war. Nach 2-3 Rennen der Saison verflüchtigte sich der Plan wieder und die Interessen verlagerten sich etwas mehr in Richtung Touren und Trailfahren. Mir wurde klar – dafür muss ein Fully her – geworden ist es ein Ibis Ripley 4.
Anfangs war ich eher aufgrund meiner Vorgeschichte auf der Suche nach einem XC-Fully. Irgendwann spielte ich mit dem Gedanken mir ein XC-Fully mit 120 mm Fahrweg und trailtauglicher Austattung anzuschaffen. Aber irgendwie überzeugte kein Rad so wirklich und die Kaufentscheidung verzögerte sich. Durch einen Test für Velomotion konnte ich das Niner RIP ausgiebig testen und mir gefiel das Plus an Federweg. Allerdings wären mit 150/140 mm Federweg für das Einsatzgebiet im Bayerischen Wald doch etwas zu viel gewesen. So kam ich auf die Idee mir ein Trailbike in der Kategorie 130/120 mm Federweg anzuschaffen und die Recherche begann.
Es gab hier einige Kandidaten: ob aus dem Hause Cube, Niner oder auch von Pivot. Doch was Ibis angeht, war ich schon etwas gebrandmarkt. Es dürfte 2011 gewesen sein, als ich ich Brian Lopes beim Worldcup in Offenburg kennenlernen durfte. Ja wirklich! Brian Lopes war 2011 im XC-Worldcup-Circus unterwegs. Er war damals und ist auch noch heute auf Rädern von Ibis unterwegs und die Marke hat mich seitdem angefixt. Im gleichen Jahr stellte Ibis auch noch das erste Ripley vor, welches mich damals auf der Eurobike ziemlich beeindruckt hatte. Als ich dann das neu vorgestellte 2019er Ripley entdeckte, war die Wahl schnell gefallen: Das Ibis Ripley 4 sollte nach etwas zwei Jahren Suche mein neues Bike werden.
Rahmen und Geometrie im Detail
Den Rahmen dann wirklich in der Hand zu halten war schon ein besonderes Gefühl. Zumal die Verarbeitung und das Design für sich spricht. Ich habe mich für die blaue Variante „Blue Steel“ entschieden, zumal ich etwas mehr Farbe im Gegensatz zur komplett schwarzen Variante wollte. Auch erinnerte mich die Farbe an die Motorsport-Ikonen in der bekannten Gulf-Lackierung. Schön war auch, dass der Rahmen bereits an wichtigen Stellen geschützt ist. Die antriebsseitige Kettenstrebe ist mit Gummi geschützt und am am Unterrohr befindet sich ein austauschbarer PVC-Schutz.
2019 hat Ibis das Ripley nach dem Vorbild des großen Bruders Ibis Ripmo komplett neu gezeichnet. Das Konzept „dual-excentric-link“ mit exzentrisch gelagertem Hinterbau wurde über den Haufen geworfen. Stattdessen wird der traditionelle dw-link Hinterbau verwendet. Mit virtuellem Drehpunkt soll der Hinterbau eine einmalige Kombination aus Kletterfähigkeit und Downhillperformance bieten. Weiterhin wird beim Rahmen eine hochwertige Carbonfaser verwendet und kommt in Größe L auf etwa 2700 Gramm mit Fox Factory DPS Dämpfer und Sattelklemme. Die Verwendung von ISCG05 ist ohne Probleme möglich, denn man steckt einfach einen Adapter auf’s Tretlager und schon kann man dort eine Kettenführung montieren.
Schönes Detail: Die cleane Optik innenverlegter Züge mag jeder, doch die Montage kostet oft viele Nerven – nicht beim Ripley. Für alle Leitungen und Züge wurde ein gesonderter Kanal in das Carbon eingearbeitet. Schaltzug oder Leitung durch den Kanal schieben und schon kommt man an der richtigen Stelle raus. Wirklich toll gelöst!
Geometrie Ibis Ripley 4
S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|
Sitzrohr (in mm) | 369 | 381 | 418 | 470 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 574 | 603 | 630 | 658 |
Steuerrohr (in mm) | 90 | 105 | 115 | 125 |
Lenkwinkel (in °) | 66,5 | 66,5 | 66,5 | 66 |
Sitzwinkel (in °) | 76 | 76 | 76 | 75.5 |
Kettenstreben (in mm) | 432 | 432 | 432 | 432 |
Tretlagerhöhe (in mm) | 335 | 335 | 335 | 335 |
Radstand (in mm) | 1147 | 1178 | 1207 | 1236 |
Reach (in mm) | 425 | 450 | 475 | 500 |
Stack (in mm) | 599 | 613 | 622 | 631 |
Longer, Slacker, Steeper: Diese drei Worte prangen groß auf der Produktseite des Ripleys. Diese Tendenz bei den Geometrien hat Ibis nicht neu erfunden, sondern schließt sich so der allgemeinen Entwicklung auf dem MTB-Markt an. Mit langem Reach (475 mm in L) und flachem Lenkwinkel (66,5°) bekommt man einen recht langen Radstand und einen geräumigen Hauptrahmen. Dies bringt vor allem bei hohen Geschwindigkeiten und in technischen Passagen Laufruhe und dem Fahrer mehr Vertrauen. Die Kettenstreben fallen mit 432 mm kurz aus, damit das Rad trotzdem noch wendig bleibt. Trotz der kurzen Kettenstreben finden im Heck Reifen in der Dimension 29 x 2,6″ Platz. Damit das Bike auch an Uphill-Rampen gut funktioniert, wurde der Sitzwinkel (76°) eher steil gestaltet, damit man zentral über dem Tretlager sitzt und ordentlich in die Pedale treten kann.
Am Heck bietet das Ripley 120 mm Federweg. Ibis gibt an, dass man sein Ripley mit Federgabeln von 120 – 140 mm kombinieren kann. Je nach dem erhält man ein Marathonbike mit Trailtauglichkeit, ein Trail-Bike oder auch schon fast ein Mini-Enduro mit 140 mm an der Front. Abhängig von der Ausstattung kann das Ripley so verschiedene Charaktere abbilden.
Ibis gibt die Rahmengrößen zwar noch in S, M, L und XL an. Allerdings wurde das Sitzrohr so kurz gehalten, dass man seine Rahmengröße je nach Reach wählen kann. In Größe L beträgt die Sitzrohrlänge gerade einmal 418 mm. Das schreckt zunächst etwas ab, aber passt dann trotzdem tatsächlich. Dieses Prinzip ermöglicht zum einen viel Beinfreiheit auch bei kleinen Fahrern. Außerdem kann man so Variostützen mit deutlich mehr Hub fahren, ohne dass die Sitzhöhe zu hoch wird.
Der Aufbau
Wie oben erwähnt kann das Ripley mit verschiedenen Federwegen an der Front aufgebaut werden. Zunächst habe ich überlegt, das Bike mit einer 120 mm Step-Cast Gabel aufzubauen. Da aber die Gewichtsersparnis dann doch nicht so groß war und ich das Rad nicht seines Trail-Potenzials berauben wollte, habe ich mich doch für die 130 mm Variante entschieden. Passend zum Fox Float Performance DPS wurde es also eine Fox 34 Float FIT4 Factory mit 130 mm und goldener Kashima Beschichtung. Apropos Kashima-Beschichtung: Die versenkbare Stütze kommt ebenfalls von Fox: Die bewährte Transfer Factory mit 150mm Hub. Zwar hätten 175 mm auch locker in den Rahmen gepasst, allerdings mag ich persönlich keinen allzu tiefen Sattel. Die Stütze wird über einen ergonomischen Fox Hebel an der linken Lenkerseite angesteuert.
Als Schaltgruppe wurde die brandneue Shimano XT gewählt. Mit 12-Fach Konfiguration und starker Übersetzungsbandbreite die ideale Wahl für ein Trailbike wie das Ibis Ripley V4. Die schön schlicht in schwarz gestaltete XT-Kurbel wurde mit einem 32er Kettenblatt ausgestattet. Das Hinterrad bewegt eine 10-51 Kassette, um die maximale Übersetzungsbandbreite zu ermöglichen. Daher reicht auch ein Shifter am rechten Lenkerende. Der Shifter ist Shimano-typisch sehr schlicht aber ergonomisch gelungen. Positiv fällt direkt die neue Gummierung auf den Hebeln auf, womit man auch bei der größten Schlammschlacht zumindest hier den Grip nicht verliert. Passend dazu gibt’s auch Bremspower vom japanischen Fahrrad-Riesen. Die gewohnt angenehmen Bremshebel wurden kombiniert mit der 4-Kolbenvarianten, zusätzlichen Kühlrippen und 180 mm Bremsscheiben an Front und Heck für optimale Bremsperformance.
Das Ripley soll ein leichtes, agiles Trailbike mit guter Uphillperformance werden. Deshalb habe ich mich für die leichten Crankbrothers Synthesis XCT 11 Laufräder entschieden. Mit Carbonfelgen, Sapim CX-Ray Speichen und edlen Industry Nine Naben kommt das Gesamtpaket so auf leichte 1.519 Gramm. Das Vorderrad und Hinterrad sind spezifisch optimiert für die Anforderungen. Das Vorderrad wurde weniger Steif als das Hinterrad gestaltet, um ein geschmeidigeres Fahrgefühl zu bieten. Das Hinterrad ist steifer, um beste Beschleunigung und Kurvenperformance zu bieten. Erreicht wird das durch spezifische Speichenanzahl und Speichenspannung. Außerdem kommt die Felge am Vorderrad mit 26,5 mm und am Hinterrad mit 24,5 mm Innenbreite, da man tendenziell am Vorderrad einen breiteren Reifen fährt.
Als Referenz habe ich mich zum Start für altbewährte Schwalbe Nobby Nic in 2.35″ Breite entschieden. Diese bieten einen guten Kompromiss aus Rollwiderstand, Gewicht und Grip und passen gut zum vielseitigen Charakter des Bikes. Die Reifen wurden natürlich Tubeless mit Dichtmilch montiert. Im Laufe des Jahres werden aber noch einige andere Testreifen ihren Platz am Ripley finden.
Für den Kontakt zwischen Bike und Fahrer sorgen Ritchey Komponenten. Als Sattel wird ein Ritchey WCS Streem Carbon verbaut, der nur 145 Gramm auf die Waage bringt und trotzdem einen guten Komfort bietet. Auch das Cockpit kommt komplett vom Ritchey. Lenker und Vorbau kommen aus der WCS Trail Serie. Der Vorbau wurde mit 60mm nicht allzu kurz gewählt und der Carbonlenker bietet mit 780 mm Breite und 15 mm Rise eine angenehme Sitzposition. Ergänzt wird der Lenker mit leichten Ritchey Silikon Griffen, die guten Grip und Dämpfung bieten dürften.
So aufgebaut bleibt die Waage ohne Pedale bei 12,5kg stehen – trotz des insgesamt robusten Aufbaus. Ich würde sagen: Mission erfüllt. Jetzt muss sich das Bike nur noch auf dem Trail beweisen.
Aufgrund von Winter und Verletzung blieb es bisher nur bei ersten Abstimmungsfahrten und ich freue mich das Bike in den kommenden Wochen ausführlich für euch zu testen. Außerdem werden noch einzelne Teile in den nächsten Wochen näher vorgestellt und auch zum Gesamteindruck wird es nochmal ein Update geben. Seid gespannt!