Radsport Highlights: Heute gilt Tom Dumoulin als einer der stärksten Klassementfahrer. Doch das war nicht immer so. Erstmals seine Qualitäten bei einer dreiwöchigen Rundfahrt konnte er bei der Vuelta a Espana 2015 unter Beweis stellen. Für ein echtes Highlight sorgte er auf der neunten Etappe.
Dumoulin hält mit und attackiert sogar
Als Tom Dumoulin ankündigte, künftig bei großen Landesrundfahrten um den Gesamtsieg kämpfen zu wollen, trauten ihm dies nur wenige zu. Dass der Niederländer es ernst meinte, zeigte er den Radsportfans bei der Vuelta a Espana 2015. Schon nach der fünften Etappe konnte er für einen Tag das Leadertrikot erobern. Doch sein Meisterstück gelang ihm auf dem neunten Teilstück. Die Etappe führte über 168,3 Kilometer von Torrevieja zum Cumbre del Sol in Benitachell. Der Schlussanstieg war 4,1 Kilometer lang und im Durchschnitt 8,9 Prozent steil. Bei Steigungen von bis zu 19 Prozent war dieses Finish alles andere als geeignet für einen schweren Zeitfahrer, wie Tom Dumoulin einer ist. Doch zum Erstaunen aller konnte der Niederländer nicht nur mit den besten Bergfahrern mithalten, sondern sogar in die Offensive gehen.
Froome und Rodriguez hatten ihn schon
2,7 Kilometer vor dem Ziel setzte der damals 24-Jährige seinen zweiten Angriff. Eine Lücke ging auf und die Kontrahenten warfen sich gegenseitig Blicke zu. Doch anstatt lange zu taktieren, gingen sie sofort auf die Verfolgung. Schließlich kannten sie den Stand in der Gesamtwertung und wussten, dass Tom Dumoulin mittlerweile tatsächlich ein ernstzunehmender Konkurrent um das Rote Trikot war. Nachdem ein Angriff von Rafal Majka scheiterte, lösten sich Chris Froome und Joaquim Rodriguez. Der Vorsprung von Tom Dumoulin sank immer weiter in sich zusammen. Rund 500 Meter vor dem Ziel konnten ihn die beiden schließlich einholen, überholen und sogar stehen lassen. Als Chris Froome erneut das Tempo verschärfte, schien der Etappensieg vergeben.
Der Klassementfahrer Dumoulin war geboren
Die Zuschauer trauten ihren Augen nicht. Sie sahen den gerade noch distanzierten Tom Dumoulin im Hintergrund immer größer werden. Völlig unerwartet konnte der Niederländer die Lücke wieder schließen, an Rodriguez und Froome vorbeifahren – und das Rennen gewinnen. Mit seinem ersten Profisieg – abgesehen von Zeitfahren – fuhr sich Tom Dumoulin wieder ins Rote Trikot. Am Ende der Rundfahrt sollte er zwar nur Sechster werden, doch allen war klar: Mit diesem Kerl ist in Zukunft auch bei großen Landesrundfahrten zu rechnen. 2017 gewann er den Giro d’Italia. Im Jahr darauf wurde er Zweiter beim Giro und der Tour de France.