Test: Das neue Wild FS der Basken von Orbea ist ein potentes E-Mountainbike mit 160mm Federweg und neuem Bosch Performance CX Motor. Das größte Highlight des flinken Allrounders ist sein Carbonrahmen, der mit einigen cleveren Features und einer gelungenen Optik zu überzeugen weiß.
Orbea Wild FS M10 Team: Die Fakten
Federweg: 160 / 160mm
Laufradgröße: 29 Zoll
Antrieb: Bosch Performance CX 4. Gen
Display / Bedieneinheit: Bosch Kiox
Akkukapazität (Testrad): 625Wh
Rahmenmaterial: Carbon
Gewicht Komplettad (Größe L ohne Pedale): 23,58kg
Zulässiges Gesamtgewicht: 134kg
Gerade einmal drei Jahre ist es her, dass die Basken von Orbea mit dem Wild FS ihr erstes echtes E-MTB der Öffentlichkeit präsentiert haben; nur etwas mehr als zwei Jahre später, also zum Ende der vergangenen Saison gab es auch schon einen Nachfolger. Das ursprüngliche Wild FS hatte nämlich zwar einige spannende Ansätze wie den integrierten externen Akku (klingt komisch – ist aber so), wirkte jedoch sowohl optisch als auch bei seiner Geometrie bereits zum Erscheinen etwas angestaubt. Ganz anders das aktuelle Modell: Das neue Wild FS ist ein topmodernes E-Fully, das es in sich hat, vollgepackt mit modernen Features und einem gelungenen Fahrgefühl.
Moderner Carbonrahmen mit cleveren Features
Sämtliche Modellvarianten des Orbea Wild FS 2020 sind mit Boschs neuem CX Motor der vierten Generation ausgestattet, der von einem Powertube 625 aus dem Unterrohr gespeist wird. Optional lässt sich auf dem Unterrohr auch noch ein Zusatzakku mit 500Wh montieren, der die Gesamtkapazität auf 1.125Wh erhöht und damit auch Touren mit weit über 100km ohne Nachladen möglich macht. Beim Rahmenmaterial gibt es unterschiedlichste Varianten: Beim von uns getesteten Topmodell bestehen Hauptrahmen und Hinterbau aus Kohlefaser, das Einstiegsmodell setzt hingegen auf einen Rahmen aus Aluminium. Dazwischen liegen zudem Ausstattungsvarianten, bei denen ein Carbon Rahmen mit einem Hinterbau aus Aluminium kombiniert wird. Egal für welche Variante man sich entscheidet – immer hat man die Möglichkeit, den Rahmen farblich auf die eigenen Wünsche anzupassen. Kostenlos! Orbeas Indivdualisierungs-Programm MyO macht es möglich.
Bei genauerer Betrachtung stechen an dem sehr schön designten Rahmen direkt einige clevere Features ins Auge. Dazu gehört der in die Kettenstrebe integrierte Geschwindigkeitssensor samt cleverer Verkabelung oder der großzügig bemessene Drehpunkt am Hinterbau, der Steifigkeit und langlebige Lager verspricht. 160mm an Federweg stehen dem Fahrer beim Orbea Wild FS M10 vorn und hinten zu Verfügung – massig Reserven auch für schweres Gelände also. Passend dazu ist die Reifenfreiheit großzügig bemessen; die bei allen Varianten verbauten 29 Zoll Laufräder passen mit Reifen bis zu 2,6″ Breite in den Rahmen.
Progressive Geometrie
Passend zum üppigen Federweg fällt auch die Geometrie des Orbea Wild FS M10 ziemlich abwärtsorientiert aus: Der Lenkwinkel ist mit 65,5° ziemlich flach, der Hauptrahmen eher lang und das Tretlager schön tief. All das verspricht ein sattes Gefühl auf dem Trail und viel Laufruhe, auch wenn es mal richtig rumpelig wird. Etwas schade: Leider ist das Orbea E-Fully nur in drei Rahmengrößen erhältlich. Wer dazwischen liegt, muss sich über Anpassungen via Vorbau oder Sattel behelfen.
Geometrie Orbea Wild FS M10 Team
SM | LG | XL | |
---|---|---|---|
Sitzrohr (in mm) | 406 | 444 | 483 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 585 | 612 | 645 |
Steuerrohr (in mm) | 100 | 110 | 125 |
Kettenstrebe (in mm) | 455 | 455 | 455 |
Radstand (in mm) | 1203 | 1232 | 1268 |
Lenkwinkel (in °) | 65,5 | 65,5 | 65,5 |
Sitzwinkel (in °) | 76 | 76 | 76 |
Reach (in mm) | 430 | 455 | 485 |
Stack (in mm) | 621 | 630 | 644 |
Zum Test hatten wir mit dem Orbea Wild FS M10 die günstigste Vollcarbon-Variante des baskischen E-MTBs. Wobei günstig hier relativ ist: Mit 6.999 Euro reißt es dennoch ein ganz schönes Loch ins Portemonnaie. Das Gewicht ist mit etwas über 23,5kg vollkommen im Rahmen dessen, was man in dieser Preis- und Leitungsklasse erwarten kann und zählt in unserem Testfeld sogar zu den eher leichten Bosch Performance CX E-MTBs. Das ist umso beachtlicher, da die Ausstattung zwar solide, insgesamt jedoch weder edel noch besonders leicht ausfällt.
Rahmen | Orbea Wild FS Vollcarbon |
Federgabel | Fox 36 Float Performance 160 |
Antrieb | Bosch Performance CX 4. Gen |
Akku | Bosch Powertube 625 |
Dämpfer | Fox DPX2 Performance Trunnion |
Laufräder | DT Swiss H-1900 Spline 30 |
Reifen VR | Maxxis Minion DHF 2.60" 120 TPI FB 3C Maxx Terra Exo+ TR |
Reifen HR | Maxxis Minion DHR II 2.60" 120 TPI FB 3C Maxx Terra Exo+ TR |
Schaltwerk | Shimano XT M8100 |
Schalthebel | Shimano SLX M7100 |
Kurbel | e*thirteen Plus Alu 160mm |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Shimano XT M8120 |
Bremsscheiben | Shimano XT M800 203/203mm |
Sattelstütze | OC2 Dropper 31.6mm |
Sattel | Selle Royal Vivo |
Vorbau | Race Face Aeffect R 35mm interface |
Lenker | Race Face Aeffect 35 20mm Rise 780mm |
Durchdachte Ausstattung mit starker Performance
Der Shimano-Antriebsmix aus aktuellen 12-fach Komponenten aus XT und SLX Reihe samt einer Kassette von Suntour bietet eine üppige Bandbreite von über 500%. Ebenfalls vom Komponentenriesen aus Japan kommt die Bremse; die neue Shimano XT Bremsen wird in ihrer 4-Kolben-Ausführung mit großen 203mm Bremsscheiben vorn und hinten kombiniert; Daumen hoch dafür, denn so dürfte man auch für längere Bikepark- oder Alpenabfahrten bestens gerüstet sein.
Apropos Abfahrt: Für die entsprechende Fahrwerks-Performance währenddessen sind Komponenten von Fox zuständig. In der Front steckt die bewährte Fox 36 Float Gabel, für den Federweg im Heck ist der DPX2 Dämpfer zuständig. Beides verbaut Orbea hier in der etwas günstigeren Performance Version, bei der man auf die erweiterten Einstellmöglichkeiten der Grip2 Dämfpung verzichten muss. Möchte man es positiv sehen: So ist das richtige Setup intuitiv und auch für Laien schnell gefunden.
Die verbauten DT Swiss H1900 Laufräder wurden speziell für die besonderen Belastungen am E-MTB entworfen und haben sich seit ihrer Markteinführung bereits vielfach bewährt. Auf den 30mm breiten, tubeless-fähigen Felgen finden auch breite Reifen wie die hier verbauten Maxxis DHF und DHRII – jeweils in 2,6″ Breite – ausreichend Halt. Schön, dass Orbea bei den Reifen nicht gespart hat und auch das Mehrgewicht der robusteren Exo+ Karkasse in Kauf nimmt. So kommt man in den Genuss einer besseren Eigendämpfung und auch Durchschläge bei niedrigem Druck sind weniger wahrscheinlich.
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Das Orbea Wild FS M10 auf dem Trail
Wirklich auffällig ist der enorm plüschige Hinterbau, der sehr sensibel anspricht und recht großzügig Federweg freigibt. Auf Forstwegen oder leichteren Trails bügelt er noch so kleine Unebenheiten und Vibrationen komplett aus. Wer es damit in der Abfahrt jedoch krachen lassen möchte, könnte etwas Gegendruck und Feedback vermissen; dieses Defizit tritt aber ebenso wie die etwas überforderte Dämpfung des Fox Performance Fahrwerks erst dann auf, wenn man das Rad im Grenzbereich bewegt. Bereits in gemäßigtem Gelände trat bei unserem Testbike jedoch leider der klappernde Akku in den (akustischen) Vordergrund.
Die 12-fach Schaltgruppe aus dem Hause Shimano hinterließ einen tadellosen Eindruck und gab weder bei Ergonomie noch bei der Performance Anlass zur Kritik. Spannend ist die verbaute Kassette: Diese kommt nämlich nicht von Shimano, sondern von Sunrace. In der Praxis konnten wir keinerlei Einbußen bei der Schaltqualität feststellen und auch die Bandbreite ist mit 510% ebenso gut wie bei Shimano.
Mit seiner wirklich gelungenen Geometrie, die den Fahrer schön mittig im Rad platziert, dem gutmütigen Fahrwerk und großer Laufruhe vermittelt das Wild FS Team sehr viel Sicherheit und bügelt den einen oder anderen Fahrfehler mit beeindruckender Contenance aus. Die XT Bremse mit 4-Kolben Sattel und großen 203mm Scheiben vorn und hinten ist zuverlässig und packt ordentlich zu, auch wenn sie nicht ganz so viele Reserven besitzt wie die Konkurrenz von Magura.
Die von Orbea gewählte Reifenkombination auf den großen 29 Zoll Laufrädern mit Maxxis DHF vorn und DHRII hinten, beide mit der Exo+ Karkasse ist so an sehr vielen aktuellen E-MTBs dieser Federwegsklasse zu finden. Kein Wunder: Für uns bietet diese Kombination die vielleicht beste Mischung aus Grip, Rollwiderstand, Gewicht und Pannenschutz.
Gute Klettereigenschaften und viel Bodenfreiheit
Ähnliche Qualitäten beweist das E-MTB der spanischen Schmiede auf dem Weg nach oben. Der Bosch CX Motor macht bei Bedarf richtig Dampf, ohne dabei die nötige Feinfühligkeit vermissen zu lassen. Dank der mit 165mm recht kurzen Kurbelarme hat man auch in technischen Passagen ausreichend Bodenfreiheit; ein kluger Schachzug von Orbea, auch weil der Hinterbau im Sitzen für unseren Geschmack etwas zu tief im Federweg steht. Schön ist die hauseigene Halterung für das Kiox Display. Dieses sitzt gut geschützt neben dem Vorbau – auch wenn es hier etwas außerhalb des Sichtfelds liegt, muss man sich im Falle eines Sturzes weniger Gedanken darum machen, als bei der klassischen Anbringung auf der Ahead-Kappe.
Ein kleiner Wermutstropfen beim Wild FS ist die begrenzte Größenauswahl: Kaufinteressenten bleibt lediglich die Wahl zwischen drei Rahmengrößen. Hier sind also gegebenenfalls Anpassungen beispielsweise über die Vorbaulänge notwendig.
Der große Velomotion E-MTB Test 2020: Testfelder, Einzeltests und Hintergründe
Wir haben uns der gewaltigen Aufgabe gestellt, 57 E-Mountainbikes gewissenhaft und objektiv zu testen. Mit unseren beiden großen Testfeldern „Highend“ und „Bestseller“ hatten wir eine riesige Bandbreite an unterschiedlichen Rädern.
Unser Testfazit
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