E-Performance: Schneller, höher, weiter – dieses Prinzip gilt auch bei modernen E-Bikes. Nicht umsonst hat die Entwicklung neuer Antriebsstränge und Akkusysteme dazu geführt, dass selbst die Alpengipfel nun für den Durchschnittsradler zu erreichen sind. Trotz aller Fortschritte leidet der geneigte E-Biker unter der penetranten Angst, dass die Akkukapazität nicht ausreicht. Unter dem Begriff „Reichweitenangst“ ist das Phänomen auch den Herstellern längst bekannt.
Reichweitenangst ist typisch deutsch
In den Anfängen des E-Bikes hatten die Akkus der Pedelecs gerade einmal 200 Wh. Dementsprechend gering war die Reichweise. Mittlerweile liegt der Durchschnitts-Akku bereits bei rund 500 Wh. Leistungsstarke Modelle bringen es sogar auf 600 bis 700 Wh. Und selbst hier ist noch nicht Schluss. Mancher Hersteller baut bereits auf modulare Systeme, deren Reichweite sich durch einen zusätzlichen Akku erweitern lässt.
Dabei scheint es, dass es für E-Biker gar nicht genug Reichweite sein kann. Das zumindest bestätigt Thomas Leicht, Leiter der E-Bike-Sparte des Automobilzulieferers Brose. Er geht sogar noch etwas weiter und attestiert deutschen E-Bikern trotz enormer Akku-Größen eine ausgeprägte Reichweitenangst. Rein tiefenpsychologisch ist es vielleicht der gleiche Mechanismus, der so manchen Zeitgenossen im Frühjahr zum Hamstern von Nudeln und Toilettenpapier getrieben hat.
Ist die Reichweitenangst überhaupt begründet?
Hand aufs Herz: Ein E-Bike mit einer Akku-Kapazität von 500 Wh reicht für den Löwenanteil aller Alltagsradler aus. Ob für die Fahrt zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Kindergarten – selbst auf der höchsten Unterstützungsstufe macht das Gefährt nicht schlapp. Nur, wer sein Bike extrem auslastet, stößt man an die Grenzen der Akkukapazität. Und das ist nur bei langen E-Mountainbike- und E-Rennrad-Touren mit anspruchsvollem Profil der Fall.
Selbst dann besteht noch die Möglichkeit, einen weiteren Akku im Trekking-Rucksack mitzuführen. Dank der effizienten Technik sind die Akkus auch bei Weitem nicht mehr so schwer, wie noch vor einigen Jahren. Im Grunde genommen ist die German Angst vor dem Stehenbleiben damit ziemlich unbegründet. Immerhin lässt sich ein E-Bike zur Not auch noch mit reiner Pedalkraft bewegen – das vergessen viele.