Test / E-Bike: Das Diamant Opal+ ist ein vielseitiges E-Bike mit kräftigem Bosch Performance CX Motor und integriertem Akku. Dank seiner durchdachten Komponentenwahl kann es in unterschiedlichen Einsatzbereichen überzeugen.
Das Opal+ ist gewissermaßen der Alltags-Allrounder im mittlerweile ausgesprochen umfangreichen E-Bike Portfolio des Traditionsherstellers. In diesem Einsatzgebiet und dem Preisbereich bis 3.500 Euro gibt es mittlerweile eine schier unendliche Auswahl an Modellen; umso mehr gilt es, sich von der Masse abzuheben. Dem Opal+ gelingt das schon auf den ersten Blick mit seiner sehr stylisch-schlichten, aber keineswegs langweiligen Optik. Verantwortlich dafür ist natürlich primär der sehr schön gestaltete Alu-Rahmen, der neben dem aktuellen Bosch Performance CX Motor auch einen integrierten Powertube Akku mit 500 Wh beherbergt. Komplettiert wird das Antriebssystem durch das bewährte Intuvia-Display, das technisch ein wenig in die Jahre gekommen sein mag, aber mit einfacher Bedienbarkeit, vielen Infos und exzellenter Ablesbarkeit in der Praxis noch immer überzeugen kann.
Der eine oder andere mag sich an der Akku-Größe stoßen: Ja, der Bosch CX Motor ist auch mit einem 625 Wh Akku erhältlich, doch zum einen ließe sich dieser am Opal+ problemlos nachrüsten (Platz hierfür bietet das Unterrohr genug), zum anderen: Für Alltagsfahrten genügt unserer Erfahrung nach die 500 Wh Variante. Zumal diese auch handfeste Vorteile mitbringt. Da wäre natürlich einerseits der Preis von knapp 3.400 Euro der angesichts des gebotenen Gesamtpakets ausgesprochen attraktiv ist. Andererseits ist der Powertube 500 Akku auch knapp ein Kilogramm leichter als die größere Variante. So ist es unter anderem auch dem Akku zu verdanken, dass das Opal+ mit 26,4 kg zu den leichteren Rädern in seiner Klasse zählt.
Neben der von uns getesteten Modellvariante mit Trapezrahmen ist das Diamant Opal+ auch ganz klassisch mit einem horizontalen Oberrohr oder auch als Tiefeinsteiger mit besonders niedrigem Durchstieg zu haben. Gemeinsam haben alle Rahmenformen die Option auf einen Range Extender: Der 500 Wh Zusatzakku findet auf dem Unterrohr Platz und verdoppelt die Akkukapazität – damit steht dann auch der ausgedehnten Wochenendtour abseits der Steckdose nichts mehr im Weg.
Eine der größten Veränderungen zum vorigen Modelljahr findet sich in der Schaltung des Opal+: Hier setzt Diamant nun auf eine Shimano Nexus 5 Nabe, die die Nexus 7 des Vorgängers ersetzt. Das klingt zunächst nach Downgrade – fünf Gänge statt sieben. Doch weit gefehlt, denn die Nexus 5 ist die erste speziell für E-Bikes entwickelte Nabenschaltung von Shimano. Zwar muss man mit etwas weniger Bandbreite zurechtkommen (206% vs. 244%), das Innenleben der Nabe ist jedoch so robust ausgelegt, dass sie die vollen 85 Nm Drehmoment des CX Motors verträgt. Das war bzw. ist bei der Nexus 7 nicht der Fall, weshalb hier der kräftige Bosch Motor deutlich gedrosselt werden müsste. Eine klare Verbesserung zum Vorgänger also!
Um dem Allround-Charakter des Diamant Opal+ Rechnung zu tragen steckt im Steuerrohr eine Federgabel mit 60 mm Federweg. Diese ist freilich nicht dafür ausgelegt, um Geschwindigkeitsrekorde im Gelände aufzustellen, sondern soll vor allem den Komfort auf schlechten Straßen, auf Pflastersteinen oder Schotter verbessern. Wer das nicht möchte, kann die Gabel über einen Drehknopf auch blockieren. Für zusätzlichen Komfort sorgen auch die 55 mm breiten 27,5 Zoll Reifen von Schwalbe, die neben einem Pannenschutz auch einen Reflektorstreifen für bessere Sichtbarkeit mitbringen.
Rahmen | Alu |
Federgabel | Suntour XCR32 60mm |
Antrieb | Bosch CX 4.Gen |
Akku | 500 Wh |
Laufräder | Bontrager Kovee |
Reifen | Schwalbe Marathon Almotion 55mm |
Schaltwerk | Shimano Nexus 5 |
Schalthebel | Shimano Nexus Revo 5 Drehgriff |
Kurbel | Alu 38 Zähne |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Shimano MT200 |
Sattelstütze | Bontrager SSR |
Sattel | Selle Royal Vivo Moderate Ergo |
Vorbau | Bontrager verstellbar |
Lenker | Bontrager Riser |
Solide sind die MT200 Bremsen von Shimano, die sich gut dosieren lassen und bei Bedarf auch ordentlich zupacken können – auch wenn es sicherlich kräftigere Bremsen auf dem Markt gibt. Punkten können die hydraulischen Stopper durch ihre einfache Wartung und die geringe Defektanfälligkeit. Überzeugen kann die Ausstattung des Opal+ auch in der B-Note: Der verstellbare Vorbau ist hochwertig und verwindet sich auch unter größter Anstrengung kaum. Die helle LED Beleuchtung kommt auch mit komplett dunklen Umgebungen gut zurecht. Ebenfalls positiv: Diamant verbaut einen Kettenspanner, um die Kette auf Zug zu halten. Wenngleich optisch nicht so elegant wie horizontale Ausfallenden hat diese Lösung im Alltag nur Vorteile: Ein- und Ausbau des Hinterrads ist deutlich einfacher, zudem sitzt es deutlich sicherer im Hinterbau.
Das berühmte Haar in der Suppe haben wir jedoch auch beim Diamant Opal+ gefunden: Da wäre zum einen der Ketten- bzw. Hosenschutz, der uns ein wenig halbherzig erscheint. Ja, es ist ein Vorteil, dass man sich das Hochkrempeln der Hose spart, um den Bund vor unschönen Öl-Flecken zu bewahren. Aber dann hätten wir uns gefreut, wenn Diamant einen komplett geschlossenen Kettenkasten verbaut hätte: Dieser würde nämlich auch die Kette und den Antrieb vor Wasser und Schmutz schützen und damit den Wartungsaufwand verringern. Außerdem wollen die Kunststoff-Schutzbleche nicht so recht zum ansonsten so hochwertigen Rad passen. Auch wenn wir funktional nichts auszusetzen haben – Radschützer aus Metall wären schön gewesen.
Das Fahrverhalten des vielseitigen E-Bikes gibt sich genau so, wie wir uns das von einem Rad in dieser Klasse wünschen: Unaufgeregt und unauffällig. Der Rahmen ist angenehm steif, beginnt auch bei hohem Tempo nicht zu flattern und lässt – auch dank der Federgabel – dennoch den notwenigen Komfort nicht vermissen. Mit dem Bosch CX Motor hat man Kraft en Masse und wir waren die meiste Zeit in den zahmeren Eco- und Tour Modi unterwegs, die nicht nur bedeutend leiser sind als die höheren Unterstützungsstufen, sondern auch den 500 Wh Akku schonen. Die Nexus 5 Schaltung bot uns immer eine ausreichend große Bandbreite und machte auch beim Schalten unter Last keinerlei Probleme.