Test: Das Scott Spark ist eines der erfolgreichsten Modelle im Mountainbike XC-Weltcup und dennoch hat sich der namhafte Bikehersteller dazu entschieden das Rad komplett zu überarbeiten und keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Mit insgesamt 21 neuen Spark Modellen startet Scott in die Saison 2022. Unterteilt wird die beliebte Modellreihe in die Kategorien XC und Trail (Tuned). Besonders ins Auge beziehungsweise nicht mehr sticht dabei der Dämpfer, denn dieser ist von außen nicht mehr zu erkennen, da er in die Rahmenkonstruktion integriert wurde. Wie sich das neue Scott Spark fährt und ob durch die Neuauflage eines der schnellsten Bikes noch schneller werden konnte, haben wir für euch eingehend getestet.
Für die Saison 2022 hat Scott die Spark Bike-Kollektion komplett überarbeitet. Die 21 Modelle umfassende Serie beinhaltet sowohl kompromisslose XC Race-Modelle als auch Trail-Bikes mit kurzen Federwegen. Beide Kategorien basieren zwar auf dem selben Rahmen, unterscheiden sich aber durch den Aufbau und die Ausstattung. Im Vergleich zum Spark RC kommt das 900er mit Trail-orientierten Parts. Verbaut sind in diesem Fall eine Gabel mit längerem Federweg, ein breiterer Lenker, Trail-fokussierte Reifen sowie ein größerer Dämpfer. Letzterer lohnt eines genauen Blickes: Auffällig unauffällig ist dieser von außen unsichtbar in der Rahmenkonstruktion integriert – sowohl beim RC als auch beim 900er. Der Dämpfer und alle Einstellungen sind trotz Integration von außen leicht zugänglich.
Laut Scott konnte durch die integrierte Federungstechnologie die Fahrwerkcharakteristik verfeinert werden, ohne dass dies zu Lasten des Gewichts geht. Die Entwickler wollten bei der Konzeption des Rahmens vor allem ineffiziente Bewegungen verhindern. Gemeint sind damit vorrangig seitlich zur Richtung des Federwegs wirkende Kräfte. Die Rahmenkonstruktion um den Dämpfer herum konnte nach Angaben durch den integrierten Dämpfer härter gestaltet werden. Bewegungen werden damit reduziert und gleichzeitig wird eine effizientere Kraftübertragung ermöglicht – so der Hersteller. Unterstützend kommt am Sattelrohr-Drehpunkt ein größeres Lager zum Einsatz. Die integrierte Federungstechnologie bietet aber noch einen weiteren Vorteil: Der Dämpfer konnte weiter unten im Rahmen platziert werden, wodurch der Schwerpunkt tiefer liegt.
Für Scott stellt das eingelenkige Layout der Federung für technische Crosscountry-Rennen und schnelle, schwungvolle Singletracks das Maß aller Dinge dar. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass die Spark Modelle genau auf diesem Layout basieren. Laut Hersteller verfügt das Layout der Federung über eine sehr spezifische und erwiesenermaßen kinetische und weniger ungefederte Masse. Die Verwendung eines Flex-Drehpunkts an der Sitzstrebe sei eine ideale Lösung für Bikes in dieser Federweg-Range, so Scott weiter. Sowohl das Spark RC als auch das Spark 900 sind entweder mit einem FOX Nude 5T Dämpfer oder einem RockShox bzw. X-Fusion NUDE 5 Dämpfer mit 120 mm Federweg hinten und einer Kombination mit dem TwinLoc Federungssystem erhältlich. Vorne werkelt abhängig vom Einsatzbereich XC oder Trail eine 120 bzw. 130 Millimeter Federgabel.
Bezüglich der Geometrie haben sich die Entwickler für wissenschaftliche Fakten und nicht für Trends entschieden. Hierfür wurde eng mit SWISS BIOMECHANICS zusammengearbeitet, insbesondere mit dem SCOTT SRAM MTB Racing Team. Ziel war es, für das RC und das 900 eine ähnliche Pedalposition zu erreichen. Durch die integrierte Verstellfunktion des Steuerwinkels kann der Hersteller beim 900 eine längere, Trail-optimierte Federgabel wählen bzw. für das RC eine Gabel mit etwas weniger Federweg, wodurch sich beim Rennen eine aggressivere Position einnehmen lässt. Das neue Spark verfügt zudem über eine komplett neue Fraser iC Kombi von Syncros. Die Kabel verlaufen unter dem Lenker und um die Seiten des Vorbaus herum, bevor sie im Steuersatz mit integrierten Kunststoffteilen verschwinden. Alle Lenker und Vorbauten bieten mehrere Optionen für Computer-, Licht- und Kamerahalterungen.
Neben den Carbon-Modellen hält Scott auch die Alu-Modelle Spark 950, 960 und 970 bereit, die die gleichen Eigenschaften wie die Carbon-Ausführungen aufweisen, aber natürlich entsprechend preiswerter sind. Die Preisspanne reicht somit von 2.399,00 Euro bis hin zu 12.999,00 Euro für die Top-Bikes der Serie. Komplettiert wird die neue Spark Bike-Kollektion zudem durch spezielle Contessa Modelle. Vier der neuen Spark Modelle, ein RC Modell und drei 900er, wurden speziell für Frauen entwickelt. Diese Modelle verfügen über frauenspezifische Kontaktpunkte und spezielle Gabel- und Dämpfereinstellungen für Fliegengewichte.
Das neue Scott Spark RC im Test
Wir hatten das große Vergnügen als eine der ersten auf dem neuen Scott Spark Platz nehmen zu dürfen. Mit dem Slogan „Fast is Fun“ bewirbt Scott sein neustes Highlight gerade, wir waren also sehr gespannt, ob man mit diesem Bike wirklich so schnell unterwegs sein kann und dementsprechend auch viel Spaß hat.
Mit dem Spark RC in der Weltcup Variante, waren wir natürlich bestens ausgerüstet. Dennoch ging es für uns erst einmal ganz gemütlich los, um uns an das neue Bike zu gewöhnen. Viel Eingewöhnungszeit braucht man aber gar nicht, denn sobald die Sattelhöhe eingestellt war, passte uns das Race-Fully wie angegossen und vermittelte das Gefühl, als wären wir nie auf einem anderen Rad gesessen. Somit war auch schnell klar, dass es bald mit der ruhigen Fahrweise vorbei sein wird, denn das Scott Spark RC läd auf jedem Profil zum Gas geben ein.
Durch das ansprechende Zusammenspiel von sportiver Geometrie, geringem Gewicht und guter Kraftübertragung kommt man extrem schnell auf Tempo und hat jede Menge Spaß beim Beschleunigen nach den Kurven. Aber auch das Klettern fällt einem auf dem neuen Spark nicht besonders schwer, denn auch hier weiß es seine Qualitäten auszuspielen und uns kraftvoll sowie zügig nach oben zu bringen.
Mittels neukonzipiertem TwinLoc Hebel kann man nach wie vor sehr intuitiv und zuverlässig zwischen Vollfederung und Traction-Mode für leichteren Untergrund oder Offroad-Anstiege wählen oder die Federung/Dämpfer komplett feststellen und das Bike wie ein ungefedertes MTB fahren. Dies machte uns das Leben natürlich auf Asphalt oder Kletterabschnitten deutlich leichter, da kaum bis keine Energie im Rad verloren geht, sondern direkt in Vortrieb umgewandelt wird.
Durch die neue Rahmenkonstruktion, bei welcher der Dämpfer direkt in den Rahmen integriert werden konnte, erhält man nicht nur eine sehr ansprechende und cleane Optik, sondern der Dämpfer liegt im Rahmen weiter unten, was für einen tieferen Schwerpunkt sorgt. Hierdurch erhält man nicht nur auf unruhigen Abschnitten ein nochmal sichereres und ruhigeres Fahrgefühl, sondern ist gerade auch auf technischen Passagen deutlich agiler unterwegs. In Kombination mit der Vollfederung scheut das Scott Spark RC kaum einen Trail und bietet jede Menge Fahrspaß, egal ob auf flowigen oder etwas raueren Abschnitten.
Für sportive Fahrer und alle die sich nicht entscheiden wollen eine ideale Plattform, um schnell oder etwas leichter bergauf zu fahren und es anschließend bergab richtig krachen zu lassen. Für Marathon und Langstreckenfahrer dürfte es zudem interessant sein, dass man am neu entworfenen Rahmen jetzt zwei Flaschenhalter anbringen kann. Inwiefern der Dämpfer aufgrund der Integrierung im Rahmen und der daraus resultierenden fehlenden Belüftung heiß werden könnte, konnten wir in unserem Test nicht beurteilen. So viel steht aber fest, bei uns hat Bike inklusive Ausstattung bestens funktioniert und keinen Raum zum Meckern gelassen.
Bilder: Julian Oswald/ Jochen Haar