Giant Bicycles ist einer der größten Produzenten von Fahrrädern, wenn nicht sogar der Größte weltweit. Sie preisen das Reign 29 1 fast schon als die Eierlegende Wollmilchsau an – „Egal ob Bikepark oder Enduro Wochenende oder tägliche Trail Sessions in rauem Gelände“, das Bike soll alles souverän mitmachen. So sollen Anstiege, aber auch Downhills gleichermaßen kein Problem sein. Das Giant Erfahrung im Bau von Fahrrädern hat, ist ohne Zweifel wahr. Schon immer hatte Giant auch Rennfahrer unter Vertrag, die in den höchsten Klassen des Mountainbikesports an den Start gingen, und somit ihre Erfahrungen in die Serienproduktion einfließen lassen konnten. In den 90er Jahren war der Deutsche Downhill World Cup-Gesamtsieger Jürgen Beneke im Giant Downhill Team. Mit über drei Jahrzenten Rennsporterfahrung verfügt Giant somit über das nötige Wissen, was im Mountainbike-Performance Bereich gebraucht wird, um in den Top Serien, wie dem Downhill World Cup oder der Enduro World Series bestehen zu können. Wie gut diese Erfahrungen in die heutigen Serienprodukte einfließen, wollen wir uns beim Reign anschauen.
Giant Reign 29 1 – Ausstattung
Das Reign 29 1 setzt neben den Giant eigenen Anbauteilen, die im Cockpit, im Sattelbereich und bei den Laufrädern verbaut werden, voll auf einen Fox- und Shimano-Mix. Vorne arbeitet eine Fox 38 Performance Elite Federgabel mit GRIP2 Dämpfung. Die Gabel hat 170 mm Federweg und besitzt das Boost 15×110 mm Einbaumaß. Das Ganze wird von einem Giant Contact SL TR35 Lenker mit 20 mm Rise und einem Giant Contact SL 35 Vorbau kontrolliert. Hinten arbeitet der Fox Float X2 Performance Dämpfer, der mit seiner Länge von 205mm und einem Hub vom 60 mm als Trunnionmount-Variante verbaut ist und so am Rahmen einen Federweg von 146 mm möglich macht. Als Sattelstütze fungiert die Giant eigene Contact Switch Vario Stütze mit 30.9 mm Durchmesser. Je nachdem welche Rahmengröße man fährt, hat die Stütze einen unterschiedlichen Hub. Beim S-Modell 125mm, bei der Größe M sind es 150mm und bei den großen Rahmen L-XL hat man 170mm Hub zur Verfügung. Geschaltet wird mit einer Shimano Deore XT 12-fach Schaltung, die von einer Deore XT Kurbel mit einem 32er Kettenblatt angetrieben wird. Eine MRP Kettenführung soll dafür sorgen, dass die Kette dort bleibt, wo sie hingehört. Die Laufräder kommen ebenfalls aus dem Hause Giant und sind vorne mit einem Maxxis Assegai in 2.5“ Breite und hinten mit einem DHR II in 2.4“ Breite ausgestattet. Beide Reifen sind Tubeless Ready. Damit macht das Reign 29 1 in seiner eher unauffällig in grau gehaltene Lackierung schon einmal einen guten Eindruck.
Fahrwerk
Das Highlight des Bikes ist sicherlich die Fox 38 Performance Elite Federgabel mit der GRIP2 Dämpfung. Mit den Vorgaben, die man auf der Gabel findet und den Informationen, die Fox zur Verfügung stellt, kann man das Fahrwerk recht gut einstellen und hat so erst einmal ein gutes Basis-Set-Up für das eigene Körpergewicht. Allerdings ist die Gabel eher auf der strafferen Seite, was man besonders merkt, wenn es technische Trails bergauf geht und man wenig Druck auf dem Vorderrad hat und bei Wurzeln und Steinen, die im Weg sind, ein softes Ansprechverhalten fehlt und man so etwas mehr arbeiten muss. Bergab ist die Gabel aber voll in ihrem Element und steht hoch im Federweg und verrichtet ihre Aufgaben mit Bravour. Hinten sieht die Welt anders aus. Da arbeitet der Fox Float X2 Performance Dämpfer einwandfrei. Selbst wenn es auf losem Schotter berghoch geht, verliert das Hinterrad keinen Grip und man kommt ohne viel Mühe voran. Wenn man das Basis-Set-Up eingestellt hat, dann kann man sich auch noch mit dem Feintuning beschäftigen. Dabei ist es aber wie bei so vielen Dingen, weniger ist oft mehr. Das heißt ein bis zwei Klicks Veränderung jeweils sind ok, um einen merklichen Unterschied zu spüren. Wenn man aber anfängt die verschiedenen Einstellmöglichkeiten miteinander zu kombinieren, dann öffnet man schnell die Büchse der Pandora und bewegt sich oft in Richtungen, die man nicht haben will. Hier lohnt es sich immer nur in kleinen Schritten Veränderungen vorzunehmen.
S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|
Stack | 622 | 622 | 631 | 640 |
Reach | 423 | 451 | 488 | 511 |
Oberrohrlänge | 574 | 601 | 640 | 666 |
Steuerrohr | 100 | 100 | 110 | 120 |
Sitzrohr | 431 | 431 | 464 | 496 |
Kettenstreben | 439 | 439 | 439 | 439 |
Radstand | 1191 | 1220 | 1262 | 1289 |
BB-Drop | 27 | 27 | 27 | 27 |
Lenkwinkel | 64,6 | 64,6 | 64,6 | 64,6 |
Sitzwinkel | 76,5 | 76,5 | 76,5 | 76,5 |
Giant Reign 29 1 – Erster Eindruck
Im Großen und Ganzen ist das Bike top und erfüllt alle Erwartungen, die man an ein modernes Mountainbike stellt. Aber trotzdem ist es nicht schlecht, wenn man sich ein paar Details näher anschaut. Die verbauten Giant eigenen Anbauteile wie Lenker, Vorbau, Sattel und Sattelstütze verrichten ihren Job genauso gut, wie vergleichbare Teile von anderen Anbietern. Schön ist auch, dass Giant unter den Vorbau mehrere Spacer verbaut hat. So kann man das Bike je nach Terrain oder Vorlieben anpassen und den Vorbau in der Höhe variieren. Die Griffe sind etwas gewöhnungsbedürftig. Sie sind schön dünn, haben aber über den gesamten Griff verteilt einzelne Lamellen, die den Griff etwas „weicher“ machen. Doch selbst wenn man fest zugreift hat man immer ein leicht schwammiges Gefühl in der Hand. Vorteil bei den Griffen ist aber, dass, wenn man ohne Handschuhe fährt, man selbst mit schwitzenden Händen immer einen festen Griff hat und die Hände nicht abrutschen, da die Lamellen für eine Art Ventilation sorgen.
Bei den Schalt-Bremsgriffen ist es so, dass man dadurch, dass der Schalthebel am Bremsgriff montiert ist, ein „aufgeräumtes“ Cockpit hat. Das Ganze hat aber den Nachteil, dass man den Schalthebel nicht separat einstellen kann und so immer einen Kompromiss eingehen muss, wenn es um die Erreichbarkeit des Schalthebels und des Bremsgriffs vom Griff aus geht.
Die Shimano XT Schaltung funktioniert einwandfrei, präzise und ohne Probleme zu bereiten. Was etwas genervt hat, waren die Bremsen. Am Anfang haben sie je nach Geschwindigkeit und Bremshärte gequietscht. Wenn man glaubte, dass das Quietschen ein Ende hatte, wurde man wieder eines Besseren belehrt.
Und sonst so?
Das Bike ist einfach zum Spaß haben gebaut. Auch wenn Giant angibt, dass es für Anstiege gemacht ist, so kann man sagen, dass mit dem Fox Fahrwerk und speziell mit der 38er Fox Federgabel der spaßige Bereich erst dann anfängt, wenn es bergab und sehr, sehr heftig zur Sache geht. Das Bike hat Nehmerqualitäten vom Feinsten und die verbauten Teile machen alle Sinn. Ob es die Maxxis Reifen sind, die am Boden kleben oder die Shimano Komponenten. Alles harmoniert miteinander und ergibt ein schönes abgerundetes Paket.