Test Posedla Joyseat 2.0: Das böhmische Manufakturprodukt wird mit hohem Aufwand angepasst und gefertigt und ist entsprechend ausgepreist. Ist der Joyseat dann am Rad, gefällt er mit sehr guter Passform und hohem Komfort, auch wenn er erstmal etwas fester wirkt.
Bereits konventionelle 3D-Sättel können durch ihr spezielles Material mit besonders hohem Komfort aufwarten, doch nutzen sie das volle Potenzial der neuartigen Technologie wirklich aus? Beim 3D-Druck ist die Formgebung nicht von einer Gussform oder ähnlichem abhängig; einmal programmiert, kann jede denkbare Struktur oder Form erzeugt werden, solange sie eine gewisse Größe nicht überschreitet. Und natürlich kann der virtuelle Bauplan für ein Objekt variiert werden, sodass jedes „gedruckte“ Produkt eine leicht abgewandelte, individuelle Form aufweisen kann.
Der 3D-Druck bietet sich für Maßsättel an
Man ahnt schon, wo das hingeht: Auf der Produktionsseite ist es nicht weit bis zu individuellen 3D-Sätteln, wie sie schon von mehreren Herstellern angeboten werden. Deutlich aufwendiger ist freilich der Weg dahin. Das zeigt der Posedla Joyseat 2.0, angeboten von einem innovativen Unternehmen aus Tschechien. Dessen Sättel sind echte Manufakturprodukte, die auf Bestellung von Hand gefertigt werden und genau auf den Nutzer zugeschnitten sind. 490 Euro muss man dafür anlegen, wobei eine 60-tägige Geld-zurück-Garantie eine gewisse Sicherheit verspricht, mit dem Maßsattel glücklich zu werden.
Nach Nordböhmen muss man nicht reisen, um sich den Posedla Joyseat 2.0 anpassen zu lassen. Erst einmal bestellt man den Sattel online, wobei man bereits eine Vorauswahl trifft: Zur Wahl stehen Ausführungen für Rennrad, Gravelbike, Zeitfahrrad und MTB. Nach kurzer Zeit bringt der Paketbote eine mittelgroße Pappkiste vorbei, darin das „Smiling Butt Kit“. Dies ist eine Art Kissen aus einem speziellen Schaumstoff, mit dem man einen Abdruck seiner Sitzfläche fertigt. Dieser muss nicht zurückgesandt, sondern nur aus bestimmten Winkeln fotografiert werden. Zusammen mit Angaben zu Gewicht, Größe, Jahresfahrleistung usw. erhält der Hersteller damit alle Informationen, um die perfekte Sattelform zu ermitteln. So sind Breiten von 130 bis 170 mm möglich, außerdem unterschiedlich feste Polsterungen. Über die große Aussparung verfügt allerdings jeder Joyseat; typisch ist auch die eher breite, hohe Nase.
Posedla Joyseat 2.0: Leichter Sattel mit fester Polsterung
Hat man den Sattel nach etwa sechs Wochen in der Hand, fällt neben dem geringen Gewicht (in unserem Fall 178 Gramm) die recht feste Polsterung auf. Die Oberfläche erscheint eher geschlossen, das Material wirkt außen fast wie Leder. Das in die Sattelschale integrierte Carbongestell ist mit eine Skala zur Feineinstellung versehen.
Posedla gibt an, dass der Maßsattel einige Zeit eingefahren werden muss; Velomotion-Tester Eduard Buyler war freilich von der ersten Fahrt an hochzufrieden mit Passform und Komfort des individuell angepassten Produkts. Ob der Poseda Joyseat 2.0 in allen Fällen bequemer ist als ein konventioneller 3D-Sattel, sei dahingestellt – die Chance, auf Anhieb einen passenden Sitz zu finden, ist jedenfalls ziemlich hoch.