Test Wahoo Elemnt Bolt 3: Die dritte Auflage des kompakten Radcomputers bietet mit hochauflösendem Farbdisplay, optimiertem GPS-Empfang und diversen neuen Features ein Nutzungserlebnis, das sich gerade im Vergleich zum ersten Bolt extrem verbessert hat. Wer das neue Modell ausprobiert hat, wird den Vorsatz, dem Bolt 1 treu zu bleiben, garantiert über Bord werfen, zumal der Elemnt Bolt 3 alle positiven Aspekte des Vorgängers übernommen hat.
Der erste Wahoo Elemnt Bolt, vorgestellt im Jahr 2017, konnte mich gerade im Vergleich zu den von mir bis dahin genutzten GPS-Radcomputern rundum überzeugen. Als Navigations-Muffel gefiel mir die Fokussierung aufs Wesentliche: die Anzeige von Fahr- und Streckendaten, die einfache Bedienung, die guten Individualisierungsmöglichkeiten sowie das kinderleichte Set-up.
Der Wahoo Bolt 1 erfüllte seinen Zweck so gut, dass die zweite, deutlich verbesserte Version ein wenig an mir vorbei ging. Nach sechs Jahren im Einsatz machen sich bei meinem Bolt 1 jedoch erste Ermüdungserscheinungen breit – kleine „Artefakte“ auf dem Bildschirm und eine nicht mehr ganz so verlässliche Akkuleistung. Da trifft es sich, dass der US-Anbieter jüngst die dritte Version vorgestellt hat, den Wahoo Elemnt Bolt 3 – und die ist dem ersten Modell so weit voraus, dass sich das Upgrade definitiv lohnt.

Wie gehabt: Tastenbedienung statt Touchscreen
Um Bezug auf das Polit-Zitat in der Überschrift zu nehmen: Was hat der Wahoo Elemnt Bolt V3 mit seinem Vor-Vorgänger gemeinsam? Ein wichtiges Merkmal des kleinsten Computers der Marke ist, dass er nicht über einen Touchscreen verfügt. Das mag für manche ein K.o.-Kriterium sein, anderen jedoch dürfte es (wie mir) sehr gut gefallen. Denn so kann man Regentropfen abwischen, ohne dass sich die Anzeige ändert, und die Bedienung über die insgesamt sechs Tasten ist auch mit Handschuhen und ohne hinzuschauen möglich. Im Vergleich zum ersten Bolt sind die drei oberen Tasten nun erhaben statt vertieft, und die zwei Tasten rechts haben einen besseren Druckpunkt.
Ein weiteres positives Merkmal, das vom ersten Bolt übernommen wurde, sind die kompakten Ausmaße. Das Gerät misst 83 x 47 x 24 mm und ist damit gegenüber dem ersten Modell (78 x 47 x 21 mm) kaum größer geworden. Allerdings ist der Bolt nun ebenso dick wie die größeren Wahoo-Computer Ace und Roam. Die Bildschirmdiagonale ist von 2,2 Zoll auf 2,3 Zoll minimal gewachsen. Dazu kommt eine Gewichtszunahme um 24 Gramm (Bolt 1 61 g, Bolt 3 85 g); der neue, größere Halter wiegt mit 37 g 11 g mehr als der alte. Am Lenker wirkt der Wahoo Elemnt Bolt 3 damit sehr kompakt, während viele andere Modelle fast schon Smartphone-Ausmaße haben. Preislich unterbietet der Bolt 3 den größeren Elemnt Roam um 120 Euro und das Topmodell Ace um 270 Euro.
Auch die erwähnten sechs Tasten gab’s schon am ersten und zweiten Bolt – ansonsten aber ist gegenüber dem ersten Bolt alles und gegenüber dem zweiten vieles neu. Statt eines Schwarzweiß-Bildschirms mit 240 × 320 Pixeln gibt es nun ein 480×720-Display, das 16 Mio. Farben darstellen kann. Letztere sorgen für eine bessere Nuancierung der Darstellung, und auch die höhere Auflösung ist ein großes Plus bei der Kartendarstellung.
Hoch auflösendes Farbdisplay
Die zusätzliche Fläche des Displays wird zur Anzeige von Uhrzeit und Akkustand genutzt; dazu kommt ein Hörer-Symbol, wenn der Elemnt mit dem Smartphone verbunden ist. Wer scharfe Augen hat, kann sich damit das Datenfeld für die Uhrzeit sparen. Wie bisher zeigt der Bildschirm in der Standard-Ansicht bis zu neun Datenfelder an, die man individuell konfigurieren kann. Mein Standard beim Bolt 1 waren vier Felder, wobei ziemlich viel leere Fläche übrig blieb – fünf Werte anzuzeigen war nicht möglich. Beim Bolt geht das, dazu ist der oberste, groß dargestellte Wert in die Mitte des Bildschirms gerückt. Lässt man sich sieben Werte zeigen, fällt auf, dass der oberste Wert etwas kleiner ist und die sechs Zahlen in Zweierreihen dafür etwas größer gezeigt werden. Das sorgt insgesamt für eine bessere Ablesbarkeit.
Neu ist auch die Option, unterschiedliche Trainings- bzw. Fahrradprofile anzulegen. So kann man für unterschiedliche Bikes unterschiedliche Datenfelder bzw. Seiten erstellen. Das ist beispielsweise dann praktisch, wenn man am Rennrad mit Leistungsmessung fährt und am Gravelbike ohne. Mit dem alten Elemnt Bolt hatte ich im Gelände immer die große Null der Wattanzeige vor der Nase – nun kann den Platz auf dem Display zur Anzeige anderer Werte nutzen.
Wie gesagt verfügt der dritte Wahoo Elemnt Bolt über ein erheblich besseres Display und damit auch über eine viel detailreichere Kartendarstellung. Aber wie profitieren Nutzer wie ich davon, die es nicht so mit Routenplanung und Navigation haben, sondern einfach drauf los fahren?
Detailreiche Karte und optimierter GPS-Empfang
Gerade auf unbekanntem Terrain ziemlich. Erst einmal zeigt das vorinstallierte Kartenmaterial alle möglichen Straßen, Wege und Pfade an. Dazu markieren farbige Pfeile Steigungen. Wer die Kartendarstellung wählt, kann also immer sehen, was auf den nächsten paar Hundert Metern kommt – etwa eine enge Kurve oder eine Kreuzung –, und sich durch eine angepasste Fahrweise darauf einstellen. Gerade auf kurvigen Abfahrten, die man zum ersten Mal oder selten befährt, ist das ein sehr hilfreiches Feature.

In diesem Zusammenhang macht sich auch der im Vergleich zum ersten Bolt extrem verbesserte Satellitenempfang bemerkbar. Die Karte läuft ohne jegliche Aussetzer mit; auch in engen Tälern oder dichtem Wald, wo mir beim Bolt 1 regelmäßig Nullwerte für die Geschwindigkeit angezeigt wurden, werden verlässlich Daten angegeben. Den optionalen Geschwindigkeitssensor fürs Laufrad, der beim ersten Bolt noch durchaus sinnvoll war, braucht man beim neuen Gerät definitiv nicht mehr.
Die „Summit“-Funktion erleichtert das Klettern
Ein weiteres praktisches Merkmal des Bolt 3 ist die „Summit“-Funktion mit optimiertem Höhenprofil auf der Steigungsseite. Der Computer zeigt das Profil der kommenden sechs Kilometer an, wobei unterschiedliche Steigungsprozente farblich markiert sind. Grün steht für Steigungen bis 3,9 %, Orange für 4 bis 7,9 % und Rot für alles ab 8 %. Flache Abschnitte werden in Hellblau angezeigt. Wer einen Berg fährt, den er/sie nicht (gut) kennt, kann also immer einigermaßen einschätzen, was die kommenden Kilometer bereithalten, wo man sich kurz erholen kann oder wo man sich auf eine Rampe gefasst machen muss.
Das Besondere an der Summit-Funktion ist, dass man für ihre Nutzung keine Routen aufspielen muss – sie lässt sich sofort und überall nutzen. Der neue Bolt zeigt auf der Karte außerdem Straßennamen, „Points of Interest“ und mehr an – um herauszufinden, wo man sich gerade genau befindet, muss man also nicht mehr das Smartphone zücken. Der Kartenausschnitt lässt sich allerdings nicht verschieben, man kann nur ein- bzw. auszoomen.
Einfaches Set-up mit dem Smartphone
Extrem simpel ist nach wie vor die Einrichtung des Geräts. Die Elemnt-App braucht man dazu nicht mehr, stattdessen die Wahoo-App, über die auch die Trainer der Marke laufen. Das Smartphone wird durch Einscannen eines QR-Cddes gekoppelt; danach kann man die gewünschten Funktionen einrichten, zu denen auch das Anzeigen von Anrufen und Textnachrichten gehört. Die Datenfelder ordnet man an, indem man die jeweiligen Werte auf dem Smartphone in die gewünschte Position zieht. Natürlich lässt sich der neue Elemnt Bolt wie seine Vorgänger mit Trainingsplattformen wie Strava verbinden und kann unterwegs Strava-Segmente und die gefahrenen Zeiten anzeigen. Das Gerät erkennt auch Musik-Apps auf dem Smartphone, wenn diese aktiv sind. Wer im Anstieg Motivation braucht, kann diese mit dem Elemnt Bolt in gewissem Umfang bedienen.
Die farbigen Status-LEDs der Vorgängermodelle fehlen am Bolt 3 – was sie anzeigten, kann nun auf dem Bildschirm dargestellt werden. Hardwareseitige Verbesserungen gibt’s auch beim Akku, der nun für bis zu 20 Betriebsstunden gut sein soll, außerdem ist die Mini-USB-Buchse einer zeitgemäßen USB-C gewichen. Einen neuen Halter gibt es natürlich auch, wobei Wahoo den Adapter selbst nicht geändert hat. Der Elemnt Bolt 3 wird etwas weiter vor dem Lenker platziert; wer das nicht so schön findet, kann den alten Halter weiterverwenden. Umgekehrt passt der Bolt 1 aber nicht an den neuen Halter. Dieser verfügt an der Unterseite über einen Deckel – wird er abgenommen, lässt sich mutmaßlich Zubehör wie eine Leuchte montieren.
Nicht alles anders, aber vieles besser – auf die dritte Generation des Wahoo Elemnt Bolt trifft das definitiv zu. Wer wie ich vom Bolt 1 wechselt, kommt mit dem neuen Modell auf Anhieb zurecht – und findet schnell Gefallen an den zahlreichen optimierten und neuen Funktionen. Auch wer nicht aktiv navigieren und Routen planen will, kann die bessere Karte und die Summit-Funktion gut gebrauchen.Wer einen Bolt 1 mit Bildschirmfehlern und nachlassendem Akku ersetzen will, ist mit dem Nach-Nachfolger also gut beraten.










