Die Laufräder sind eine der wichtigsten Komponenten am Mountainbike und besonders am E-MTB enormen Kräften ausgesetzt. Crankbrothers hat mit der Synthesis-Reihe einen speziellen Ansatz entwickelt, der mit ungleichen Laufrädern für Front und Heck die perfekte Balance aus Grip, Kontrolle und Stabilität finden will. Wir haben dem neuen Synthesis Alloy 2.0 E-MTB Laufradsatz in der Top-Ausführung mit Industry Nine Naben eine Saison lang auf den Zahn gefühlt, um herauszufinden, ob das Konzept in der Praxis aufgeht.
Das Synthesis-Konzept: Vorne nachgiebig, hinten steif
Wer sich die Laufräder von Crankbrothers ansieht, dem fällt schnell auf: Vorder- und Hinterrad sind nicht identisch. Hinter diesem Ansatz, den der Hersteller „Synthesis Tuned Wheel System“ nennt, steckt eine klare Philosophie. Das Vorderrad soll für maximalen Grip und Kontrolle in Kurven sorgen und dabei Unebenheiten schlucken. Es ist deshalb bewusst „weicher“ oder nachgiebiger ausgelegt. Erreicht wird dies durch eine geringere Speichenanzahl – in diesem Fall 28 – und eine breitere Felge mit 31 mm Innenmaulweite. Das größere Volumen soll dem Reifen erlauben, sich besser an den Untergrund anzupassen und die Traktion zu erhöhen.
Das Hinterrad hingegen ist auf Stabilität und Präzision bei hohen Geschwindigkeiten ausgelegt. Als „steifes“ Gegenstück zum Vorderrad konzipiert, muss es die Hauptlasten und die Antriebskräfte des Motors aufnehmen. Hier verbaut Crankbrothers 32 Speichen und eine etwas schmalere Felge mit 29,5 mm Innenmaulweite. Diese Konstruktion soll für eine bessere Spurtreue sorgen und verhindern, dass das Rad unter Last seitlich flext.
Was ist neu an der Version 2.0?
Mit der zweiten Generation seiner Alu-Laufräder hat Crankbrothers an einigen entscheidenden Stellschrauben gedreht, um vor allem die Haltbarkeit zu verbessern. Die Felgen werden nun aus einer 6069-Aluminiumlegierung gefertigt, die laut Hersteller eine signifikant höhere Zug- und Streckfestigkeit aufweist als das Vorgängermaterial.
Zusätzlich erhalten die Felgen ein „Shot Peen“-Finish. Bei diesem Verfahren wird die Oberfläche mit kleinen Partikeln beschossen, was das Material verfestigt und widerstandsfähiger gegen Rissbildung machen soll. Das Ergebnis ist eine matte, robuste Optik, die auch die Langlebigkeit erhöht. Ein weiteres wichtiges Update ist das neue, breitere Felgenprofil mit verstärkten Seitenwänden. Dieses Design zielt darauf ab, die gefürchteten „Pinch Flats“ (Quetschungen des Reifens zwischen Felge und Hindernis) zu reduzieren und die Stoßfestigkeit bei Durchschlägen weiter zu erhöhen.
Crankbrothers ist von der Robustheit der neuen Felgen so überzeugt, dass sie eine lebenslange Garantie darauf gewähren.
Zwei Naben zur Wahl
Die Synthesis Alloy 2.0 Laufräder sind mit zwei verschiedenen Nabenoptionen erhältlich. Die preisgünstigere Variante setzt auf die hauseigene „CB Ratchet“-Nabe mit einem soliden Eingriffwinkel von 10 Grad. Die von uns getestete Top-Version kommt hingegen mit den hochwertigen Industry Nine 1/1 Naben. Diese in den USA gefertigten Naben sind für ihre Langlebigkeit und ihren schnellen Kraftschluss bekannt. Mit einem sehr geringen Eingriffwinkel von nur 4 Grad versprechen sie eine nahezu verzögerungsfreie Kraftübertragung.
Die Crankbrothers Synthesis Alloy 2.0 E-MTB Laufräder im Praxistest
Für den Test haben wir die E-MTB-Version mit I9 Naben in einer Mullet-Konfiguration (29 Zoll vorne, 27,5 Zoll hinten) mit XD-Freilauf in ein E-Enduro mit 170 mm Federweg montiert – ein echtes Härtetest-Szenario. Die Laufräder mussten sich über eine ganze Saison beweisen: auf den Hometrails, in Bikeparks wie am Geißkopf und auf den anspruchsvollen Strecken alpiner Regionen wie dem Vinschgau und Finale Ligure.
Das von uns nachgewogene Gewicht lag bei 1.071 Gramm für das Vorderrad und 1.154 Gramm für das Hinterrad. Das ist für einen stabilen E-MTB-Alu-Laufradsatz ein ordentlicher, wenn auch kein rekordverdächtiger Wert. Hier steht klar die Haltbarkeit im Vordergrund. Der Preis von knapp 900 Euro für den Satz geht in Ordnung angesichts der großzügigen Garantie und den kostspieligen I9 Naben.
Unauffällig im besten Sinne
Auf dem Trail zeigte sich schnell der Charakter des Laufradsatzes: Er ist im besten Sinne des Wortes unauffällig. Vom ersten Tag an verrichteten die Laufräder ihren Dienst absolut problemlos und zuverlässig. Das Zusammenspiel aus dem traktionsstarken Vorderrad und dem steifen Hinterrad vermittelt viel Sicherheit. In Kurven lenkt das Rad präzise ein, ohne nervös zu wirken, und bei schnellen, ruppigen Passagen hält das Heck stoisch die Spur.
Besonders beeindruckend war die Robustheit. Trotz einiger heftiger Durchschläge, bei denen wir mit einem Reifenschaden oder einer Delle in der Felge rechneten, zeigten sich die Felgen völlig unbeeindruckt. Auch am Ende des langen Testzeitraums war die Speichenspannung noch exzellent, und die Laufräder liefen ohne nennenswerte Höhen- oder Seitenschläge rund.
Die Industry Nine 1/1 Naben: Leise und blitzschnell
Ein besonderes Lob verdienen die Industry Nine 1/1 Naben. Im Vergleich zu den bekannteren und deutlich lauteren Hydra-Naben desselben Herstellers ist der Freilauf der 1/1 angenehm leise. Der extrem schnelle Kraftschluss mit nur 4 Grad Eingriffwinkel ist jedoch ein klarer Vorteil, der sich vor allem in technischen Uphills bemerkbar macht. Wenn man kurz antreten muss, um eine Stufe zu überwinden oder die Pedalstellung zu korrigieren, greift die Nabe sofort und ohne spürbares Spiel. Das sorgt für Kontrolle und Effizienz in anspruchsvollem Gelände.




