MTB: Am Sonntag, den 15.09.2019, lud der mehrmalige Trialweltmeister Marco Hösel zum etwas anderen Endurorennen ein. Bereits zum fünften Mal hatte er es geschafft, ein Rennen auf die Beine zu stellen, was den Trialsport und das klassische Enduro fahren verbindet. Der Clou des Rennens? Auf jeder Sonderprüfung gab es sogenannte No-Feet-Zonen. Das sind Bereiche, in denen man die Füße lieber auf dem Pedal lassen sollte, sonst erhält man Strafsekunden.
Da ich weniger als eine halbe Stunde von Thalheim entfernt wohne, fühlte ich mich schon fast schlecht, dass ich noch nie beim Technical Enduro Race gestartet bin. In diesem Jahr war es das erste Mal soweit. Um 08:30 Uhr betrat ich das Trialgelände des Motorsportclubs Thalheim. Dort fand die erste als auch die sechste und somit letzte Sonderprüfung statt. Langsam dämmerte es mir, worauf ich mich eingelassen hatte. Technisch anspruchsvolle Trialprüfungen lagen vor mir. Wie man sich vielleicht denken konnte. waren das reine No-Feet-Stages. Neben den meisten für mich bekannten Gesichtern waren unter den Startern auch Stars der Szene wie beispielsweise Max Hartenstern oder Hannes Hermann.
Um 09:30 Uhr fiel nach einer kurzen Unterweisung der Startschuss. Im schlimmsten Falle konnte ich drei Minuten auf sechs Sonderprüfungen verlieren. Das galt es natürlich tunlichst zu vermeiden. Also schaute ich mir die Stage 1 gründlich an und analysierte die anderen Fahrer.
Stage 1:
Stage 1 war gespickt mit off-camber Passagen und verschiedenen Hindernissen, welche es ohne dabei den Fuß abzusetzen zu überwinden galt. Das gelang mir sehr gut. Wider Erwarten flüssig fuhr ich über die mir in den weg gelegten Baumstämme und Betonrollen. Dabei setzte ich nicht einmal den Fuß ab. Mein Freund Toni hingegen wählte bergauf den falschen Gang und rutschte vom Pedal, sodass er die ersten Strafsekunden kassierte.
Anders als bei normalen Endurorennen schauten wir uns nach unserem Lauf noch die restlichen Fahrer an. Erst, als der letzte Fahrer der E-Bike-Wertung seinen Lauf gemacht hatte, ging es für alle Fahrer weiter. Dadurch kommt ein sehr entspanntes Tourengefühl auf und man hat die Möglichkeit, mit allen Fahrern ins Gespräch zu kommen.
Stage 2:
Die zweite Wertungsprüfung war eine der schnellsten und zugleich steilsten Prüfungen des Tages. Nach dem Start folgten einige Kurven auf ebenen Boden. Danach musste ein Forstweg überquert werden. Von da an wurde der Trail deutlich steiler und verlief zur ersten No-Feet-Zone, einem „RockRoller“. Übersetzt bedeutet das, dass es ein Stein ist, auf dem man mit Schwung hochfährt, um dann mit Schwung auf der anderen Seite weiter in Richtung Tal zu fahren. Nach einem kurzen Anstieg folgte die entscheidende Schlüsselstelle, eine steile und zugleich felsige Abfahrt zum Ziel der Sonderprüfung. Zu allem Überfluss war hier noch eine Spitzkehre eingebaut, die man hinter sich bringen musste. Auch hier musste ich nirgends den Fuß absetzen. Im Nachhinein betrachtet hätte ich mit Streckenvorkenntnissen bedeutend mehr Gas geben können. Aber das ist nun mal echtes Enduro: blind so schnell wie möglich fahren.
Stage 3:
Stage 3 war die flowigste Wertungsprüfung. Direkte nach dem Start fuhr man von einer schnellen langgezogenen Links- direkt in eine enge Rechtskurve. So kurvig wie der Start war auch die gesamte Prüfung. Der einzige Knackpunkt war wieder einmal die No-Feet-Zone. Aus voller Fahrt musste man als Fahrer 90 Grad rechts abbiegen und eine steile Kante hoch. Zu allem Überfluss lag dort auch noch eine Wurzel quer. Ich kam gut durch die ersten Kurven und scheiterte dann fast an der Schlüsselstelle. Ich musste stehen bleiben und die Wurzel hochhüpfen. Dabei ließ ich viel Zeit liegen, musste allerdings nicht den Fuß absetzen. Im Nachhinein betrachtet bin ich mir nicht sicher, ob ich so wirklich schneller war oder einfach hätte die Strafsekunden kassieren sollen. Wie dem auch sei, den Rest der Sonderprüfung meisterte ich sehr gut. Im Ziel erwartete mich eine Verpflegungsstation mit leckeren süßen Kleinigkeiten.
Stage 4:
Weniger als 500 Meter vom Ziel der letzten Wertungsprüfung entfernt war der Start der vierten Sonderprüfung. Diese war steil und hatte eine Spitzkehre nach der anderen. Alle Spitzkehren waren selbstverständlich in eine No-Feet-Zone integriert. Ich vermasselte es in der letzten Kurve. Durch einen Fußabsetzer bekam ich fünf Strafsekunden aufgebrummt. Noch schlimmer traf es meinen Freund Toni. Er musste zwar nicht den Fuß absetzen, stürzte jedoch in einer der letzten Kurven und zerstörte sich den Schalthebel. Zum Glück konnten wir diesen notdürftig reparieren, sodass er das Rennen weiterfahren konnte.
Stage 5:
Nach dem alle Fahrer die Wertungsprüfung 4 gemeistert hatten, fuhren wir in Richtung Trialgelände, wo am Morgen alles begann. Unweit von dort startete die vorletzte Prüfung. Von Beginn an wurde es spannend. Man musste durch eine Mulde fahren, in der es in der Ausfahrt zwei Linien gab. Es wurde schnell klar, dass die vorerst als schwierig eingestufte äußere Linie, die sinnvollere von beiden war. Danach ging es über einige nicht einfach zufahrende Skinnies hinab ins Tal. Nach mehreren sehr schön zu fahrenden U-Turns ging es über eine letzte kurze wurzelige Steilpassage ins Ziel. Toni und ich kamen zwar völlig außer Atem, aber dafür sehr rund und schnell ins Ziel.
Stage 6:
Die letzte Stage ähnelte der ersten. Es war eine anspruchsvolle Trialprüfung, die vorher zu Fuß besichtigt werden durfte. Ich meisterte wieder alle Schlüsselstellen mit Bravour. Später musste ich leider den Fuß an der wohl einfachsten Stelle der Prüfung absetzen und kassierte das zweite Mal fünf Strafsekunden. Toni beendet die letzte Wertungsprüfung fehlerfrei.
Trotz kleiner Fehler war es ein perfekter Tag auf dem Bike. Uns wurden sechs anspruchsvolle Endurotrials geboten, die ihrem Namen alle Ehre machten. Außerdem war es sehr schön, dass alle gemeinsam von Prüfung zu Prüfung gefahren sind und wir uns somit auf der Strecke anfeuern konnten.
Am Ende des Tages wurde ich Siebter in der Pro Class. In der Riders Class wäre ich damit Vierter geworden. Max Hartenstern hat die Pro Class Wertung überlegen gewonnen. Mit meinem 7. Platz bin ich überaus zufrieden, auch wenn ich an einigen Stellen im Nachhinein schneller hätte fahren können. Toni war mit seinem neunten Platz in der Riders Class bei seinem ersten Endurorennen ebenfalls zufrieden.
Fazit:
Nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall wieder beim Technical Enduro Race in Thalheim an den Start gehen. Ich kann das Endurorennen nur weiterempfehlen. Wer auf technische Singletrails und eine absolut lässige Atmosphäre steht, der wird in Thalheim im wunderschönen Erzgebirge sein Traumrennen finden.
ACHTUNG:
Aufgrund des Formats ist das Rennen auf 50 Teilnehmer begrenzt. Also haltet euch ran und sichert euch vorzeitig einen Startplatz.