Allgemein: Seit über 20 Jahren ist Panasonic aktiv auf dem E-Bike-Markt. Die wenigsten wissen jedoch, dass die Japaner schon sehr viel länger Fahrräder produzieren und das Zweirad sogar entscheidenden Anteil an der Erfolgsgeschichte des Technik-Giganten hat. Wir haben dem Panasonic Campus vor den Toren Münchens einen Besuch abgestattet.
Nur die wenigsten dürften an E-Bikes oder Fahrräder denken, wenn sie den Namen Panasonic hören. Das ist keine allzu große Überraschung, denn der Technik-Gigant aus Japan ist in unzähligen Bereichen aktiv und spielt dabei nicht selten ganz vorn mit: Von Akkuzellen beispielsweise für E-Autos über Foto- und Videokameras bis hin zu industriellen Anwendungen. Fahrräder und E-Bikes nehmen jedoch eine Sonderstellung im Konzern ein und haben entscheidenden Anteil am Erfolg des Unternehmens – zumindest indirekt.
Von der Lampenfassung zum Technik-Giganten
Nachdem das Unternehmen nämlich 1918 unter dem Namen des Gründers Matsushita ins Leben gerufen wurde und vor allem Lampenfassungen vertrieb, begann die Erfolgsgeschichte in den 20er Jahren mit einer batteriebetriebenen Fahrradlampe. Das Produkt war revolutionär, denn bis dahin nutzte man für Fahrräder entweder herkömmliche Kerzen oder Öllampen als Beleuchtung. Im Vergleich damit hielt die neue, elektronische Lampe über zehn Mal so lang durch, war heller und robuster. In den Jahren und Jahrzehnten danach folge ein raketenhafter Aufstieg von Matsushita, vor allem im Bereich der Haushaltsgeräte. Der Name Panasonic tauchte dabei in den 50ern erstmalig auf, um Audioprodukte unter einem für den internationalen Markt ansprechenderem Namen zu verkaufen. Bis 2008 war Panasonic dabei übrigens „nur“ eine Marke der Matsushita Electric Industrial Co, bis diese dann in Panasonic Global umbenannt wurde.
Panasonic mit Fahrrädern ab den 50er Jahren
Aber zurück zum Fahrrad: In der japanischen Heimat verkaufte man unter der Marke National ab den 50er Jahren sehr erfolgreich unterschiedlichste Fahrräder – vom Alltagsbike bis hin zum Rennrad. Anfang der 70er Jahre begann man unter dem Namen Panasonic Räder zunächst in die USA, danach auch nach Europa zu exportieren. Bereits zu dieser Zeit wagte man sich außerdem vorsichtig an das Thema E-Bike: 1979 stellte man der Öffentlichkeit ein Fahrrad mit Akku und Elektroantrieb vor. Aus heutiger Sicht hatte das Rad mehr mit einem Mofa als mit einem Fahrrad gemein, dennoch leistete es wichtige Pionierarbeit. Bis zu einer echten Serienproduktion im Bereich E-Bike sollten dann aber dennoch fast zwei Jahrzehnte vergehen, bis Panasonic 1996 einen der ersten echten Mittelmotoren für Fahrräder präsentierte.
Panasonic 26V: Ein echter E-Bike-Pionier
Dessen Maximalleistung von 60Nm erscheint aus heutiger Sicht natürlich ganz schön dünn und die niedrige Betriebsspannung von 26 V brachte auch ihre Herausforderungen mit sich, man muss sich aber mal vor Augen halten: Dieser Motor erschien 15 Jahre vor dem ersten Bosch Classic Line Mittelmotor! Im Jahr 2000 startete man dann den Vertrieb in Europa und fand hier vor allem in den E-Bike-Pionieren von Flyer einen starken Partner. Das erste echte Erfolgsmodell der Schweizer, die C-Serie setzte auf eben diesen Panasonic 26V Antrieb. Damals war das E-Bike natürlich noch ein absolutes Nischenprodukt und die Entwicklung entsprechend etwas langsamer als man es heute kennt. Deshalb hat es dann auch eine ganze Weile gedauert, bis ein echter Nachfolger für den ersten Panasonic-Motor kam: 2012 war es soweit – dabei erhöhte sich die maximale Leistung auf ca. 70Nm, die Betriebsspannung wurde auf 36 V erhöht, außerdem wurden die Akkus deutlich kleiner und leichter. Im Gegensatz zum Vorgänger gab’s hier jetzt außerdem auch einen Geschwindigkeits- und Kadenzsensor für ein deutlich verbessertes Unterstützungsverhalten. Mittlerweile boten übrigens auch zahlreiche weitere Fahrradhersteller E-Bikes mit Panasonic-Motor an, darunter KTM,Raleigh oder Kettler.
Stetige Entwicklung und neue Ideen
Nur vier Jahre nach der Umstellung auf 36 V folgte dann mit dem Panasonic X1 oder Multispeed-ein Motor, der seiner Zeit weit voraus war und heute leider ein wenig in Vergessenheit geraten ist. In dem für heutige Verhältnisse zugegebenermaßen ziemlich großen Gehäuse steckte nämlich nicht nur die bekannte und bewährte Motortechnik, sondern auch eine Getriebeschaltung. Richtig gehört: Fast zehn Jahre bevor es das Thema Motor-Getriebe-Einheit mit der Pinion MGU in die breite Masse geschafft hat, hatte Panasonic – zumindest aus technischer Sicht – ein sehr ähnliches Produkt im Programm. Ja, okay, der Panasonic X1 oder Multispeed Antrieb hatte nur zwei Gänge und eine ziemlich geringe Bandbreite von 141%. Das war jedoch auch aus dem Einsatzgebiet geboren, denn damals sah man dieses sogenannte Multi-Speed-Assist System vor allem als Ersatz für den damals noch gut bekannten Umwerfer und dachte den Motor in Kombination mit einer Schaltung am Hinterrad.
Der nächste große Schritt folgte dann 2020, als man mit den GX-Antrieben auf eine komplett neue Motortechnik umstellte, die bis heute Bestand hat. Der jüngste dieser Motoren, der GX Ultimate Pro kam 2022 auf den Markt und ist bis heute einer der leistungsstärksten Mittelmotoren, die wir getestet haben – trotz seines verhältnismäßig geringen Gewichts von 2,9 kg. Sollten euch die Details zu dem Motor interessieren, verweise ich dabei auf unseren ausführlichen Test hier auf dem Kanal. Dort findet ihr alle Infos, Prüfstandswerte wie Leistung und Verbrauch und natürlich auch subjektive Testeindrücke aus der Praxis. Irgendwie schließt sich hier dann auch der Kreis, ihr findet die neuen Panasonic-Antriebe nämlich vor allem im Portfolio von Flyer – die Kooperation hat also bis heute Bestand, rund zwei Jahrzehnte nach der alt-ehrwürdigen C-Serie.
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