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RadsportTour de France

Radsport: Tour de France 1. Woche: Deutsche Achterbahnfahrt und ein neuer (alter) Topfavorit

13. Juli 2015 by Michael Faiß

 

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Radsport: Wie die Zeit vergeht. Schon ist die erste Woche der Tour de France 2015 wieder Geschichte. Wir möchten den heutigen Ruhetag nutzen, um nochmals auf die vergangenen acht Tage zurückzublicken. Aus deutscher Sicht gab es viel zu feiern, doch auch einen herben Rückschlag, der Kampf um Gelb ist bereits in vollem Gange und auch ansonsten gab es allerhand Highlights.



Kampf um Gelb – Froome in Pole-Position

Beim Rennen um das Maillot Jaune und damit den Gesamtsieg geht Chris Froome vom Team Sky sicherlich als Favorit in die nun anstehenden schweren Pyrenäenetappen. Der Toursieger von 2013 macht von den Klassementfahrern den momentan gefestigtesten und stärksten Eindruck und fährt folgerichtig auch im Gelben Trikot. Auch seine Helfer sind allesamt hervorragend in Form – der beim Giro so enttäuschende Richie Porte arbeitet enorm viel und auch Routinier Geraint Thomas reibt sich für sein Team und seinen Kapitän auf. Doch war es das eine ums andere Mal in den vergangenen Tagen offensichtlich, dass Froome sich nicht behütet von seinen Helfern ins Ziel ziehen ließ und allein auf die Stärke des Teams vertraute. Immer wieder übernahm er die Verantwortung, gab Anweisungen und pushte seine Kollegen nach vorn.

froome

Eine große Enttäuschung ist bisher der Auftritt von Vorjahressieger Vincenzo Nibali (Astana). Eine allzu große Überraschung ist sein bisher eher schwaches Auftreten dennoch nicht, denn seine bisherige Saison war bisher ohnehin eher durchwachsen gewesen und hinter seiner Form stand mehr als nur ein Fragezeichen. Doch bereits im letzten Jahr ging er mit ähnlichen Vorzeichen in die Tour und triumphierte letztendlich in Paris.



nibali

Es scheint in diesem Jahr allerdings so, als würde er seine Beine nicht mehr rechtzeitig finden, um noch entscheidend in die Gesamtwertung eingreifen zu können. Nicht nur die über zwei Minuten Rückstand auf den Führenden Froome dürften ihm und seinem Team zu denken geben, sondern insbesondere seine Probleme auf den schwierigen Etappen nach Huy oder zur Mur de Bretagne. Während er in Huy an der Mur noch mit Mühe und Not den Anschluss an die Spitzengruppe halten konnte, musste er im Finish der achten Etappe an der Mur de Bretagne seine Mitkonkurrenten auf den letzten Kilometern ziehen lassen. Keine guten Vorzeichen für Nibali, jetzt, da die richtig schweren Bergetappen noch warten.

Die Velomotion Favoritenwatch



1.Fabio Aru85:36:13
2.Joaquim Rodriguez00:0:57
3.Rafal Majka00:01:09
4.Nairo Quintana00:01:42
5.Esteban Chaves00:03:10
6.Tom Dumoulin00:03:46
7.Alejandro Valverde00:06:47
8.Mikel Nieve00:07:06
9.Daniel Moreno00:07:12
10.Louis Meintjes0:10:26

Auch die übrigen Favoriten werden sich nun in den kommenden Tagen enorm strecken müssen, um Froome noch einmal gefährlich werden zu können. Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) liegt etwas über eine Minute zurück, Nairo Quintana (Movistar) knapp zwei. Letzterer könnte aber vielleicht nun in den Pyrenäen noch am ehesten seine stärken Ausspielen und Froome auf die Pelle rücken. Tejay van Garderen von BMC lauert zwar lediglich 12 Sekunden hinter dem Briten an der Spitze, doch das Hochgebirge war noch nie das Gelände, wo sich der US-Amerikaner am wohlsten fühlte. Es ist wahrscheinlich, dass er sich in den kommenden Tagen aus dem Titelrennen verabschieden wird.

Freud und Leid für die deutschen Fahrer

Aus deutscher Sicht verlief die erste Tourwoche eigentlich durchaus erfreulich. Unter dem Strich stehen drei Etappensiege – zwei Mal durch André Greipel (Lotto-Soudal), ein Mal durch Tony Martin (Etixx-QuickStep) – und zwischenzeitlich waren Martin und Greipel mehrere Tage in Gelb und Grün unterwegs. Auch John Degenkolb ist gut gestartet, auch wenn ihm die großen Erfolge (bisher) noch fehlen. Doch die letzten vier Tage sorgten für einige Dämpfer aus deutscher Sicht.



martin_greipel

Die deutsche Achterbahn bei der diesjährigen Tour de France begann mit dem Einzelzeitfahren zum Tourauftakt. Tony Martin war als frisch gebackener deutscher Zeitfahrmeister an den Start gegangen und wurde auch international als Favorit gehandelt. Der 30-jährige zeigte eine starke Leistung, wurde aber vom erneut bärenstarken Australier und ehemaligem Stundenweltrekordhalter Rohan Dennis geschlagen – die Enttäuschung war entsprechend groß. Am zweiten Tag kam der erste große Erfolg: André Greipel sprintete in Zelande souverän zu seinem ersten Etappensieg vor Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) und Fabian Cancellara (Trek). Der nächste Dämpfer kam am dritten Tag, als Tony Martin an der Mur de Huy in allerletzter Sekunde das Gelbe Trikot an Fabian Cancellara verlor. Doch tags darauf kam der große Moment des deutschen Etixx-Profis: Im Finale der schweren Etappe mit vielen Pavés fuhr er per Soloflucht zum Tagessieg und übernahm das Gelbe Trikot.

martin



Souverän verteidigte Martin in der fünften Etappe das begehrte Trikot – außerdem gewann der in Grün fahrende Greipel seine zweite Etappe. Im deutschen Blätterwald prangten seit langer Zeit wieder Radsportschlagzeilen auf den Titelseiten, die sich mit dem Sport an sich beschäftigten. Doch wie schnell sich die Stimmung drehen kann, zeigten die folgenden Tage: Tony Martin leistete sich im Etappenfinale in Le Havre am sechsten Tag einen Fahrfehler und schied mit Schlüsselbeinbruch aus der diesjährigen Tour aus. Am folgenden Tag verlor Greipel dazu noch das Gründe Trikot an den immer stärker werdenden Sagan. Zwei empfindliche Dämpfer, die jedoch nicht über die insgesamt richtig gute Vorstellung der deutschen Fahrer hinwegtäuschen sollten.

Der große Schreckmoment

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Der schlimmste und wohl folgenreichste Moment der bisherigen Tour war der üble Massensturz während der dritten Etappe nach Huy. Auf einer leicht abschüssigen Straße verlor William Bonnet (FDJ) die Kontrolle über sein Vorderrad und stürzte bei einer Geschwindigkeit von über 60km/h.

Mehrere Dutzend andere Fahrer konnte nicht ausweichen und knallten mit voller Wucht auf den harten Asphalt. Bonnet brach sich einen Halswirbel, wurde inzwischen allerdings operiert und wird die Verletzung ohne Spätfolgen überstehen.Für zahlreiche andere Fahrer war dieser Sturz der frühe Endpunkt der diesjährigen Tour. Darunter auch Fabian Cancellara, Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) und Simon Gerrans (Orica-GreenEdge).



Opfer des Massensturzes der dritten Etappe

Stichworte:NewsTour de France

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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