Radreisen: Für passionierte Fahrradfahrer sind es quasi paradiesische Umstände: Das andere Holland ist eine Traumregion für Radtouren. Es lockt eine abwechslungsreiche Natur, die mal aus saftigen, schier endlosen grünen Wiesen besteht. Dann geht es durch Schatten spendende, nach Pinien und Moos duftende Wälder. Und in der ebenso malerischen wie artenreichen Auenlandschaft der Flüsse stößt man auf Störche, Greifvögel und auch mal auf Wildpferdherden. Hinzu kommt, dass es kaum irgendwo sonst eine so perfekt ausgebaute Infrastruktur für Fahrradfahrer gibt: feinste Radwege, die größtenteils baulich vom übrigen Straßenverkehr getrennt sind – Fahrradvergnügen pur!
Doch was verbirgt sich denn eigentlich hinter dem Namen das Andere Holland? Die Antwort: Holland, das sind tatsächlich einzig und allein die beiden niederländischen Provinzen Nord- und Südholland im Westen des Landes. Doch unser Nachbarland hat so viel mehr zu bieten als nur diese beiden Provinzen. In der niederländischen Grenzregion gibt es eine Vielzahl „anderer” spannender Ausflugstipps und Urlaubsziele, die die meisten Deutschen noch nicht kennen. Das Andere Holland beginnt aus Sicht Nordrhein-Westfalens praktisch vor der eigenen Haustür. Denn die Region, die sich so nennt, umfasst die beiden Grenzprovinzen Gelderland und Overijssel, vom Ruhrgebiet aus in nur einer Autostunde zu erreichen.
Nationalpark Hoge Veluwe
Wer abwechslungsreiche Landschaften liebt, der ist im Nationalpark Hoge Veluwe genau richtig. Er liegt nordwestlich von Arnheim, etwa eine halbe Stunde hinter der deutschen Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Bei einer Tour durch den Park erleben Sie ganz unterschiedliche Landschaftstypen, so geht es durch Laub-, Nadel- und Mischwälder, über feuchte und trockene Heidefelder und durch Flugsandlandschaften. Ihnen stehen dabei rund 40 km an Radwegen zur Verfügung – auf 5.400 Hektar Fläche. Mit etwas Glück begegnen Sie auf Ihren Streifzügen durch die Natur vielleicht sogar Rothirschen, Wildschweinen, Mufflons und Rehen. Markenzeichen des Parks sind übrigens die weißen Fahrräder, die witte fietsen, die überall im Park gratis genutzt werden können. Kinderräder und Erwachsenenräder mit Kindersitzen vorne und hinten gibt es ebenso umsonst. Selbstverständlich kann man aber auch die eigenen Räder mitbringen. Der Park verfügt über drei Eingänge, in Otterlo, Hoenderloo und Schaarsbergen. Der Haupteingang mit dem Besucherzentrum befindet sich in Otterlo. Eine Tageskarte kostet für Erwachsene übrigens € 11,30, für Kinder € 5,65.
Das Schöne am Hoge Veluwe ist, dass hier Natur, Kultur und Architektur miteinander zu einem besonderen Erlebnis verschmelzen und auch Kulturfreunde voll auf ihre Kosten kommen. Denn das mitten im Park gelegene Kröller-Müller-Museum ist ein kulturelles Highlight. Es verfügt mit 87 Gemälden über die zweitgrößte Van-Gogh-Ausstellung der Welt. Zudem sind zahlreiche Werke moderner Meister wie Claude Monet, Georges Seurat, Pablo Picasso und Piet Mondriaan zu sehen. Im weitläufigen Skulpturengarten können Sie zudem Plastiken von Aristide Maillol, Jean Dubuffet, Marta Pan und anderen entdecken. Auch Architektur-Fans kommen nicht zu kurz: Sie sollten sich unbedingt die Museumsgebäude von Henry van de Velde und Wim Quist, die Pavillons von Rietveld und Van Eyck im Skulpturengarten und das Jagdhaus St. Hubertus im Park ansehen.
Der Park geht übrigens auf den wohlhabenden Kaufmann Anton Kröller und seine deutsche Ehefrau Helene Müller zurück, die das Gebiet 1909 als Jagdrevier kauften. Sie ließen das riesige Gebiet umzäunen, setzten europäische Mufflons und Hirsche aus und beauftragten den bekannten Architekten Hendrik Petrus Berlage, der Familie einen Wohnsitz zu errichten: Der entwarf das Jagdhaus St. Hubertus, das mehr an ein modernes Schloss als ein Jagdhaus erinnert. Da Helene Müller leidenschaftliche Sammlerin zeitgenössischer Kunst war, sollte der Park die Kunst auf harmonische Weise integrieren. Das bildete die Grundlage für diesen einmaligen Naturpark. 1935 kaufte ihnen der niederländische Staat dann die Kunstsammlung ab.
Königliches Apeldoorn
Ganz in der Nähe des Parks wartet ein weiteres Highlight auf Sie, das Königliche Apeldoorn. Diese malerische Stadt mit ihren 170.000 Einwohnern bildet quasi das regionale Zentrum der Veluwe mit wunderbaren Möglichkeiten, durch Geschäfte zu bummeln und in Cafés und Restaurants einzukehren. Überall in der Stadt stößt man übrigens auf Geschäfte, über deren Eingängen das Königliche Siegel prunkt: Die Auszeichnung „Hoflieferant“ ist Unternehmen vorbehalten, die mindestens hundert Jahre alt sind, in der Region einen sehr guten Ruf genießen und bei denen die Oranier selbst regelmäßig einkaufen.
Die „Krönung“ Apeldoorns bildet aber ohne Zweifel Paleis Het Loo, die einstige königliche Sommerresidenz der Oranier. Bereits im Jahre 1689 ließ Willem III, Statthalter der Niederlande und König von England, das prächtige Gebäude als Lustschloss errichten. Seitdem haben immer Mitglieder des Hauses Oranien in Apeldoorn gelebt. Das führte dazu, dass sich ab 1850 viele Beamte und Politiker aus Den Haag in Apeldoorn eine Villa oder Wohnung mit Garten zulegten. Und das ist auch der Grund, warum sich Apeldoorn binnen kurzer Zeit von einem Bauerndorf zu einer Villenstadt mit vielen Grünanlagen, Gärten und Parks entwickelte. Den schönsten und prächtigsten Garten kann natürlich Paleis Het Loo vorweisen: Die einzigartigen symmetrischen Barock-Gärten, die imposanten Brunnen und Stallungen laden jederzeit zu einem Besuch ein. Und auch von innen hat das beeindruckende Schloss viel zu bieten: Seit 1984 dient es als Museum und kann auf verschiedenen, buchbaren Palastrouten besichtigt werden. Das Schloss ist gerade vier Jahre lang aufwändig restauriert worden und wird im April feierlich wiedereröffnet.
Heide
Wer gern durch wunderschöne Heidelandschaften radelt, sollte in den Nationalpark De Sallandse Heuvelrug & Twents Reggedal in der Provinz Overijssel kommen. Hier findet man die wunderschönen Heidelandschaften, die in den Niederlanden ein ganz besonderes und seltenes Stück Natur verkörpern. Der Name heuvel rug, übersetzt „Hügelrücken“, ist hier Programm. Denn in den sonst so flachen Niederlanden ist dieser Nationalpark mit seinen insgesamt 26 Hügeln ein echtes Unikum. Die Hügel werden von den Niederländern stolz als „Berge“ bezeichnet, so gibt es etwa den Hellendoornse Berg, den Haarlerberg oder den Holterberg. De Grote Koningsbelt, was so viel heißt wie der „Großer Gürtel des Königs“, erhebt sich immerhin 75,5 m über den Meeresspiegel. Doch es geht gar nicht wirklich um die Höhe der Hügel oder „Berge“, sondern um das Gefälle, das den Waldwegen und Heidefeldern eine zusätzliche Dimension gibt und immer wieder zu überraschenden Aussichten führt.
Es handelt sich übrigens mit gut 5.000 Hektar um eines der größten zusammenhängenden Trockenheidegebiete Europas. Und wie fast überall in den Niederlanden gilt auch in diesem Nationalpark: Wandern und Fahrradfahren erwünscht! Von Enschede aus bringt der Zug Sie in knapp 30 Minuten zum Bahnhof Nijverdal. Von dort aus können Sie Ihre Fahrradtour durch den Park beginnen.
Unterwegs lohnt ein Zwischenstopp bei der Sternwarte Hellendoorn. Dort können Sie durch verschiedene Teleskope einen atemberaubenden Blick aufs Firmament werfen oder das Planetarium besuchen. Das Prunkstück der Sternwarte ist die große Kuppel, in der die Teleskope untergebracht sind. Sehenswert sind auch die Sonneninstrumente, die in keiner anderen Sternwarte in den Niederlanden zu finden sind.
Wasser
Wer gerne am Wasser entlang radelt und dabei Natur genießen möchte, kommt im IJsseldelta im Anderen Holland auf seine Kosten. Das Ijsseldelta liegt an der Mündung des Flusses IJssel und ist umgeben von den drei historischen Hansestädten Zwolle, Kampen und Hasselt. Diese außergewöhnlich schöne Region ist geprägt von Deichen, Poldern, Prielen und Wassergräben – allesamt Zeugen eines jahrhundertelangen Kampfes zwischen Mensch und Zuiderzee. Heute ist das Ijsseldelta ein vielfältiges Naherholungsgebiet, das sich wunderbar zum Fietsen eignet. Und wer unterwegs Rast machen kann, kommt in den Hansestädten voll und ganz auf seine Kosten: Die perfekt erhaltenen historischen Innenstädte locken mit schnuckeligen, kleinen Läden und Boutiquen und einer abwechslungsreichen Gastronomie. Und oberdrein gibt es Historie pur. Denn kaum irgendwo sonst können Sie so viel prächtige Hansegeschichte auf einmal genießen: Wandeln Sie an eleganten Kaufmannsresidenzen und perfekt erhaltenen Packhäusern aus dem 17. Jahrhundert vorbei, schlendern Sie über mittelalterliche Marktplätze und durch enge Gassen. In den Hanzesteden fühlen Sie sich in die Vergangenheit zurückversetzt.
Kontakt und Infomaterial:
www.das-andere-holland.de/sehen-erleben/radfahren
Nationalpark Hoge Veluwe: https://www.das-andere-holland.de/entdecken/natur-pur-und-nationalparks-im-anderen-holland/nationalpark-de-hoge-veluwe
Kröller-Müller-Museum: Kröller-Müller Museum | Das Andere Holland (das-andere-holland.de)
Apeldoorn/Paleis Het Loo: Paleis Het Loo | Das Andere Holland (das-andere-holland.de)
Nationalpark Sallandse Heuvelrug: De Sallandse Heuvelrug | Nationalpark im anderen Holland | Das Andere Holland (das-andere-holland.de)
Hansestädte: https://www.holland-hanse.de/
Für weitere Auskünfte: https://www.das-andere-holland.de/kontakt
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