Das Rennen in Winter Park Colorado weist einige sehr große Unterschiede zu den vorherigen Rennen der EWS auf. Zuallererst die Austragung in einem Bikepark anstatt auf einer natürlichen alpinen Strecke, wie dies in Europa der Fall war, und dann die Höhenlage. Morgens waren die klimatischen Bedingungen eher warm und feucht mit Gewittern im Verlaufe des Nachmittags.
Das Rennformat unterschied sich ebenfalls leicht, da die Veranstaltung über drei anstatt zwei Tage ausgetragen wurde. Mit täglicher Erkundung und Wettkampf. Dies bedeutete, dass wir das gesamte Wochenende über entweder im Rennen, auf Erkundung oder im Bett waren!
Tag 1
Wertungsprüfung 1
Eine richtig lange Wertungsprüfung, mit Sprüngen und sehr anstrengenden Teilabschnitten. Ich gehe die erste Wertungsprüfung des Wochenendes immer etwas angespannt an. Der Stress verschwindet aber mit Beginn des Wettkampfs. Aufgrund von Knieschmerzen zog ich es vor, die Aufwärmphase zu verkürzen. Von Beginn meines Runs an merkte ich, dass ich nicht wirklich in einer guten Verfassung war. Als ich den ersten Anstieg erreichte, war ich mir im Klaren, dass ich nicht über meine übliche Leistungskraft verfügte. Die Sprünge waren ganz nett, aber ich fand nicht in meinen Rhythmus und wurde schließlich 11.
Wertungsprüfung 2
Weniger Tretarbeit und mehr DH-Bikepark mit einem Teilabschnitt im Rock Garden. Eine kurze aber spaßige Wertungsprüfung. Die Einheimischen kannten sie gut, da es sich um eine der Hauptstrecken des Bikeparks handelte. Ich fühlte mich um einiges besser und konnte die gesamte Strecke über einen guten Flow beibehalten, um schließlich 5. zu werden.
Den Rest des Tages verbrachte ich mit der Erkundung der 3. Wertungsprüfung. Ein langer Tag im Sattel. Ein unerlässlicher Bestandteil der Ausrüstung, um die Erkundungen bestmöglich zu nutzen: Die Fahrradkamera. Meine wird auf eine zentral am Parachute angebrachte abnehmbare Halterung montiert. Der Parachute ist übrigens der leichteste Integralhelm der Welt. Ein Juwel!
Tag 2
Der Start war um 8 Uhr am Morgen und begann vom Paddock aus mit einer zu befahrenden Transferteilstrecke, die uns vor Wiederaufnahme des Wettkampfes mit der Wertungsprüfung 3 über einen ordentlichen Anstieg zur Erkundung der Wertungsprüfungen 4 und 5 führte.
Wertungsprüfung 3
Es war eine natürliche Strecke, die oben sehr technisch war. Danach kamen Abschnitte, bei denen es darauf ankam, eine gute Geschwindigkeit beim Durchfahren der Felsen beizubehalten und schließlich der Schluss mit Vollgas über einen Waldweg. Keine Fehler und ein gutes Feeling. Ich wurde 4.
Wertungsprüfung 4
Die kürzeste Wertungsprüfung des Wochenendes, etwas mehr als 1’25’’ Rennzeit, aber mit vielen Fallen mit Bäumen, die nur darauf warteten, sich im Lenker zu verfangen und engen Kurven, in denen es schwierig war, eine gute Geschwindigkeit beizubehalten. Mir gelang es nicht, das passende Tempo zu finden, und ich war froh, als ich die Ziellinie sah. 18., das tut weh!
Wertungsprüfung 5
Eine lange und technischere Version der 4. inmitten eines Waldes. Die Bäume waren zu einem großen Teil geschlagen und es lagen wild durcheinander Stämme herum. Während ich zum Start sprintete, blieb ich mit meinem Hinterrad an etwas hängen und ich wäre beinahe hingefallen. Ich entging gerade noch einem Sturz. Das wäre beinahe in die Hose gegangen. Der Rest meines Laufs war sehr mäßig und ich landete auf dem 13. Platz.
Ich war enttäuscht von meinem Tag, aber es war schon wieder Zeit für die Seilbahn zur Erkundung der Wertungsprüfungen 6 und 7 des darauf folgenden Tags. Es wartete eine Menge Arbeit auf mich, um die Hoffnung zu bewahren, noch etwas Zeit aufzuholen.
Tag 3
Der Tag begann mit der Wertungsprüfung 6, der anstrengendsten des Wochenendes. Es gab wirklich lange flache Teilabschnitte im Wald, bei denen ständig die Gefahr bestand, mit dem Lenker bei der kleinsten Unachtsamkeit hängen zu bleiben, vor allem mit ansteigender Müdigkeit. Kurz vor der Schlussabfahrt auf einem Waldweg sorgte ein Streckenteil mit viel Tretarbeit für eine hohe körperliche Erschöpfung.
Leider kamen wir bei diesem Run an eine Unfallstelle. Eine Fahrerin hatte sich verletzt, aber auf einem derart schnellen Teilabschnitt war es undenkbar, ohne vorherige Warnung anzuhalten. Später wurden die anderen Fahrer vor der Unfallstelle gestoppt.
Im Paddock wurde darüber diskutiert, ob alle die Wertungsprüfung nochmals absolvieren sollten, oder nur jene, die angehalten wurden. Meine Beine waren zu schwach, um sie nochmals zu absolvieren, aber ich beschloss aus Fair-Play-Gründen, sie wie alle anderen Fahrer, die ebenfalls nicht angehalten wurden, nochmals zu fahren.
Wie ich es erwartet hatte, fehlte mir die Kraft. Ohne jegliche Vorwarnung rutschte mein Vorderrad weg und ich fand mich auf dem Boden wieder. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich sollte eigentlich Zeit gutmachen, nicht verlieren! Ich wurde 10. Ich hatte die Nase voll!
Letzte Wertungsprüfung
Die Wertungsprüfung mit DH des Wochenendes. Ich war entschlossen, alles in die Waagschale zu werfen. Ich zog neue Reifen auf, meine Ausrüstung war top und ich war wieder guten Mutes! Als ich in die Wertungsprüfung startete, hatte ich umgehend ein Gefühl von „das geht kaum noch besser“. Man ist immer auf der Suche nach diesem Gefühl, aber leider findet man es nur zu selten! Urteilsspruch: Dritter, eine gute Art und Weise das Rennen zu beenden!
Noch so ein schwieriges Wochenende! Höhen und Tiefen und letztendlich ein 5. Platz, der es mir erlaubt, 3. in der Saisonwertung zu bleiben. Die Regelmäßigkeit ist wirklich der Schlüssel, um im oberen Wertungsbereich zu bleiben. Nun gut, das ist die Theorie. Dann kommt aber noch die Praxis!!
Jetzt stehen zwei Testtage mit Trek und Fox an und dann geht es in zwei Wochen weiter in Whistler.
Fotos: Jérémie Reuiller