Endlich ist es so weit! Die Tour de France 2015 steht vor der Tür. Im Folgenden findet ihr eine Übersicht über alle 21 Etappen, unsere Favoriten auf das Gelbe Trikot, die Übertragungszeiten im Fernsehen und vieles mehr. Exklusiv tippt außerdem Jan Ullrich bei uns den Verlauf und Ausgang der einzelnen Etappen – und erinnert sich dabei an die eine oder andere Anekdote aus seiner aktiven Zeit. Außerdem hat jede einzelne Etappe ihre eigene Seite – dort findet ihr eine ausführliche Vorschau, alle Karten und Profile und nach Ende der Etappe könnt ihr dort auch deren Verlauf nachlesen und euch über die Ergebnisse informieren.
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Tour de France 2015 – Etappe #1: Utrecht (NED) – Utrecht
- Datum: Samstag, 04. Juli
- Eurosport: 14:00 – 17:45
- ARD: 16:05 – 17:50
- Länge: 14km (Einzelzeitfahren)
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Der Start in eine Tour de France ist immer etwas ganz besonderes – für die Fahrer, die monatelang daraufhin gearbeitet haben, aber natürlich auch für die ausrichtende Stadt. Utrecht wird heute Kopf stehen! Meine allererste Tour de France startete 1996 ebenfalls in Holland, ins Hertogenbosch, etwas weiter südlich. Das war ein Riesending für mich! Dieses Jahr gibt es keinen Prolog, das heutige Einzelzeitfahren gilt als erste Etappe. Mit 14 komplett flachen Kilometer wird es kaum für große Abstände sorgen, und die Spezialisten werden sich ärgern, dass es kein zweites, längeres Einzelzeitfahren mehr gibt. Ich drücke Tony Martin die Daumen, dass er hier ins Gelbe Trikot fährt.
Tour de France 2015 – Etappe #2: Utrecht (NED) – Zeeland (NED)
- Datum: Sonntag, 05. Juli
- Eurosport: 13:15 – 17:45
- ARD: 14:45 – 17:35
- Länge: 166km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Diese Etappe betrachte ich mit gemischten Gefühlen. Sicher, wenn die Fahrer an der Küste entlangfahren, gibt es spektakuläre Bilder. Aber sehr wahrscheinlich verstärkt ein starker Wind die große Nervosität, die zu Beginn einer Tour sowieso schon herrscht. Keiner der Favoriten will durch eine Windkante Zeit verlieren, alle werden vorne fahren wollen, und es wird Stürze geben. Ich hoffe, dass keiner der Favoriten auf diese Weise ausscheidet. Im Rennen wird nach einem hektischen Auftakt eine Fluchtgruppe das Weite suchen, die die Sprinterteams aber rechtzeitig zurückholen. Die schnellen Männer wie Mark Cavendish, André Greipel, Nacer Bouhanni, Alexander Kristoff oder – wenn er am Start steht – Marcel Kittel werden den Sieg unter sich ausmachen.
Tour de France 2015 – Etappe #3: Antwerpen (BEL) – Huy (BEL)
- Datum: Montag, 06. Juli
- Eurosport: 13:15 – 17:45
- ARD: 16:05 – 17:25
- Länge: 154km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Die Tour de France besucht Belgien und erweist Eddy Merckx die Ehre. Er wurde im Juni 70 Jahre alt, sein Geburtsort wird bei Kilometer 47 passiert. Bei der Fahrt vom flämischen in den wallonischen Teil Belgiens wird sich eine Ausreißergruppe in Szene setzen, aber die Teams der starken Puncheure werden sie nicht entkommen lassen. Zu groß ist für Alejandro Valverdo, Joaquim Rodriguez oder auch Michał Kwiatkowski die Chance, heute am steilen Schlussanstieg ins Gelbe Trikot zu fahren. An der Mûr de Huy mit ihren bis zu 23 Prozent Steigung werden wir auch zum ersten Mal die Top-Favoriten auf den Gesamtsieg vorne sehen. Aber selbst wenn einer von ihnen keinen guten Tag erwischen sollte, werden die Abstände gering sein.
Tour de France 2015 – Etappe #4: Searing (BEL) – Cambrai
- Datum: Dienstag, 07. Juli
- Eurosport: 14:15 – 17:45
- ARD: 16:05 – 17:25
- Länge: 221km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Die Tour erreicht französischen Boden und feiert dies gleich mit einer ganz schwierigen Etappe: Heute warten sieben Abschnitte mit Kopfsteinpflaster, sogenannte Pavés. Auf diesen insgesamt 13,3 Kilometer kann man die Tour nicht gewinnen, wohl aber verlieren. 2004 wurde Mitfavorit Iban Mayo Opfer einer ähnlichen Etappe. Ich bin gespannt, ob Vincenzo Nibali seine hervorragende Leistung aus dem Vorjahr bestätigt, als er bei infernalischen Verhältnissen alle Konkurrenten hinter sich ließ. Insbesondere Fliegengewicht Nairo Quintana wird froh sein, wenn er im Ziel keine Zeit verloren hat. Ich würde John Degenkolb den heiß ersehnten Etappensieg wünschen, aber alle werden den Roubaix-Sieger belauern. Einen Zufallssieger wird es jedenfalls nicht geben, zumal es mit 223 Kilometern auch der längste Tag der diesjährigen Tour de France ist.
Tour de France 2015 – Etappe #5: Arras – Amiens Métropole
- Datum: Mittwoch, 08. Juli
- Eurosport: 14:15 – 17:45
- ARD: 16:05 – 17:25
- Länge: 189km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Die Streckenplaner versprechen sich vom heutigen Kurs mit seinen vielen Richtungswechseln einen attraktiven Rennverlauf. Natürlich muss man immer aufmerksam sein, woher der Wind kommt, aber ich bin mir sicher: Heute gibt es einen Massensprint und keine bösen Überraschungen für die Anwärter auf den Gesamtsieg. Ich wünsche dem aufstrebenden Team Bora Argon 18 einen Etappensieg, und warum sollte es für ihren Sprinter Sam Bennett nicht heute in Amiens klappen? Seine gute Form hat er mit zwei Etappensiegen bei der Bayernrundfahrt bewiesen und schon bei der Katar-Rundfahrt Nacer Bouhanni und Peter Sagan das Hinterrad gezeigt.
Tour de France 2015 – Etappe #6: Abbeville – Le Havre
- Datum: Donnerstag, 09. Juli
- Eurosport: 14:15 – 17:45
- ARD: 16:05 – 17:25
- Länge: 191km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Spektakuläre Bilder sind heute garantiert! Das Peloton fährt an den steilen Kreideklippen der Normandie entlang. Auf der Küstenstraße ist das Meer fast immer in Sichtweite. Entsprechend ist mit starkem Seitenwind zu rechnen und leider auch wieder dem ein oder anderen Sturz. Solche Etappen sind nicht zu unterschätzen für die Favoriten, denn man muss ständig aufmerksam sein, muss sich sich gut im Feld bewegen und darf gleichzeitig nicht das Essen und Trinken vergessen. Der Hügel auf dem letzten Kilometer könnte bei den athletischen Sprintern wie André Greipel oder Marcel Kittel für dicke Beine sorgen. Dies könnte eine Ankunft für Alexander Kristoff sein.
Tour de France 2015 – Etappe #7: Livarot – Fougères
- Datum: Freitag, 10. Juli
- Eurosport: 14:15 – 17:45
- ARD: 16:05 – 17:25
- Länge: 190km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Zu meiner Zeit bestand die erste Tour-Woche mehrheitlich aus Etappen wie dieser: flach bis wellig durch´s Landesinnere, um die 200 Kilometer lang, ein oder zwei Sprintwertungen. Wenn man auf´s Gesamtklassement fährt, sind das die Tage, die du einfach runterreißen musst: keine Zeit verlieren, nicht stürzen, immer genug essen. Für die Sprinter hingegen ist das heute ein wichtiger Tag, danach gibt es für sie längere Zeit nichts zu holen. Sie werden ihre Teams arbeiten lassen, um Ausreißer rechtzeitig zurückzuholen. Marc Cavendish und Peter Sagan sind dieses Jahr in sehr guter Form. Ich rechne, dass beide mindestens eine Etappe für sich entscheiden werden.
Tour de France 2015 – Etappe #8: Rennes – Mûr de Bretagne
- Datum: Samstag, 11. Juli
- Eurosport: 16:00 – 17:45
- ARD: 14:30 – 17:55
- Länge: 179km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Das Finale ist schwer und favorisiert Puncheure wie Alejandro Valverde. Der Schlussanstieg über zwei Kilometer und im Schnitt sieben Prozent Steigung wird für viele Sprinter zu viel des Guten sein. Die Favoriten auf den Gesamtsieg werden aufmerksam fahren und sich vielleicht sogar ein wenig testen, nennenswerte Abstände wird es aber nicht geben. Wichtig ist heute vielmehr, auf den kleinen Sträßchen der Bretagne in keine Stürze verwickelt zu sein. Bei „meiner“ Tour 1997 erwischte es Toni Rominger, der sich wenige Kilometer vor der damaligen Zielankunft in Plumelec bei einem Sturz das Schlüsselbein brach und danach seine Karriere beendete.
Tour de France 2015 – Etappe #9: Vannes – Plumelec
- Datum: Sonntag, 12. Juli
- Eurosport: 15:00 – 17:45
- ARD: 15:45 – 17:30
- Länge: 28km (Mannschaftszeitfahren)
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Beim Mannschaftszeitfahren wird die Zeit für jedes Team nach dem fünften Fahrer genommen. Das bedeutet für die sportlichen Leiter viele taktische Überlegungen: Wer fährt wann vorne, welche Fahrer powern sich am Anfang aus, wer darf zurückfallen, wer muss bis zum Ende vorne dranbleiben? Das Mannschaftszeitfahren kommt diesmal erstaunlich spät. Wenn ein Team nur noch sechs Mann im Rennen hat, weil durch Stürze und Verletzungen bereits Fahrer aufgeben mussten, bedeutet dies ein großes Handicap. Dann verlierst du als Klassementsfahrer Zeit, auch wenn du selbst bis hierhin alles richtig gemacht hast. Somit gehört auch ein Quäntchen Glück dazu. Eins ist sicher: Starke Zeitfahrer werden bei dieser Tour nicht bevorzugt, so wenig Kampf gegen die Uhr gab es selten.
Tour de France 2015 – Etappe #10: Tarbes – La Pierre Saint-Martin
- Datum: Dienstag, 14. Juli
- Eurosport: 14:15 – 17:00
- ARD: 15:10 – 17:10
- Länge: 167km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Die erste Bergetappe! Heute werden die Top-Favoriten die Karten auf den Tisch legen müssen. Man wird noch nicht sicher sagen können, wer die Tour de France gewinnen wird, wohl aber, wer in der Gruppe der Favoriten schwächelt. Ich vermute, dass ein Team – vermutlich Sky – die Verantwortung übernehmen und geschlossen in den steilen Schlussanstieg hineinblasen wird. Das Feld wird sich schnell verkleinern, und dann gilt es: Wer bleibt dran, wer kann vielleicht sogar attackieren, wer muss abreißen lassen? Ich bin gespannt, welcher Fahrer neben den häufig genannten Nibali, Froome, Quintana und Contador uns überraschen wird. Thibaut Pinot, Tejay van Garderen und Louis Meintjes haben ihre gute Form in diesem Jahr schon unter Beweis gestellt.
Tour de France 2015 – Etappe #11: Pau – Cauterets
- Datum: Mittwoch, 15. Juli
- Eurosport: 14:15 – 17:30
- ARD: 15:10 – 17:30
- Länge: 188km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Die Kombination aus Aspin und Tourmalet ist Tour-Historie pur und in dieser Reihenfolge noch ein bisschen schwieriger zu fahren als umgekehrt. Gerade rund um den etwas entstellten Wintersportort La Mongie ist die Straße richtig steil. Heute wird es wohl eine mit starken Bergfahrern besetzte Ausreißergruppe ins Ziel schaffen. Der Tourmalet ist zu weit vom Ziel entfernt, als dass die Klassementsfahrer hier auf Angriff schalten – es sei denn, ein Favorit zeigt Schwächen, und seine Konkurrenten wollen dies ausnutzen. Die Streckenplaner haben sich mit Cauterets für eine etwas leichtere Schlusssteigung entschieden. Mit Luz-Ardiden und Hautacam wären auch andere Kaliber in Reichweite gewesen. Nichts desto trotz ist dies eine schwierige Etappe.
Tour de France 2015 – Etappe #12: Lannemezan – Plateau de Beille
- Datum: Donnerstag, 16. Juli
- Eurosport: 11:15 – 17:15
- ARD: 15:10 – 17:15
- Länge: 195km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Die längste und schwerste Pyrenäen-Etappe in diesem Jahr! Heute werden sich die Anwärter auf den Tour-Sieg einen heißen Kampf liefern und aller Voraussicht nach auch den Etappensieg unter sich ausmachen. Wenn Nairo Quintana die flachen Etappen und das Kopfsteinpflaster ohne großen Zeitverlust überstanden hat, kann er heute ins Gelbe Trikot fahren. Für ihn ist das Plateau de Beille das ideale Terrain. Ich bin mit diesem Berg nicht warm geworden. 1998 hatte ich pünktlich zu Beginn des Anstiegs Defekt, die anschließende Aufholjagd tat richtig weh und gegen Pantanis Angriff war dann nichts zu machen. 2004 konnte ich das Tempo der Gruppe um Armstrong, Basso und Klödi nicht halten. Unabhängig von meinen Erfahrungen steht außerfrage: Das Plateau de Beille gehört zu den schwersten Schlussanstiegen, die die Tour de France zu bieten hat.
Tour de France 2015 – Etappe #13: Muret – Rodez
- Datum: Freitag, 17. Juli
- Eurosport: 14:15 – 17:30
- ARD: 16:05 – 17:25
- Länge: 198,5km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Bei der heutigen Überführungsetappe nach den Bergen wird es viele Ausreißer geben, die sich etwas ausrechnen. Die reinen Sprinter werden wegen der steilen Welle im Finale vielleicht abwinken. Es läge an Fahrertypen wie John Degenkolb, Peter Sagan oder Simon Gerrans, die Nachführarbeit zu beauftragen. Wenn die Fluchtgruppe aber entschlossen ist, könnte es für sie reichen. Vielleicht ist das ein Tag für den Ausreißerkönig Thomas Voeckler oder tempofeste Fahrer wie Bob Jungles oder Tim Wellens.
Tour de France 2015 – Etappe #14: Rodez – Mende
- Datum: Samstag, 18. Juli
- Eurosport: 14:15 – 17:30
- ARD: 16:05 – 17:15
- Länge: 178,5km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Voraussichtlich erleben wir heute zwei Rennen: Vorne wird eine Ausreißergruppe um den Etappensieg kämpfen, wobei ich Rui Costa, Daniel Moreno oder auch Daniel Martin gute Chancen einräume. Hinten werden die Klassementsfahrer am steilen Schlussanstieg Ernst machen. Ich bin die Montée Laurent Jalabert, wie der Berg auch genannt wird, nie im Rennen gefahren, aber sie ist steil und hat bei den letzten Austragungen immer für Zeitabstände gesorgt – wenn auch keine großen. In jedem Fall wird es ein spannendes Finale!
Tour de France 2015 – Etappe #15: Mende – Valence
- Datum: Sonntag, 19. Juli
- Eurosport: 14:15 – 17:30
- ARD: 15:00 – 17:35
- Länge: 183km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Wie die heutige Etappe verläuft, hängt in hohem Maße davon ab, wie viele Sprinter noch dabei sind und wie die Etappensiege verteilt sind. Es ist die letzte Chance auf einen Massensprint vor dem großen Finale in Paris, dazwischen liegen nur noch Bergetappen. Wer ist noch hungrig, wer hat die Beine? Cavendish, Kittel, Bouhanni, Greipel und Co. müssten auf einem Terrain, das Ausreißern entgegen kommt, ihre Teams konsequent arbeiten lassen. Der Rennausgang hängt auch davon ab, wie im Tal der Rhone der Wind steht.
Tour de France 2015 – Etappe #16: Bourg-de-Péage – Gap
- Datum: Montag, 20. Juli
- Eurosport: 14:15 – 17:30
- ARD: 16:05 – 17:25
- Länge: 201km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Vermutlich ergeht es uns heute wie in Mende: Vorne kämpfen bergfeste Ausreißer um den Etappensieg, hinten attackieren die Favoriten auf den Gesamtsieg. Gerade Alberto Contador wirft gerne mal den Fehdehandschuh hin, wenn er gute Beine hat. Der Col de Manse bietet dafür ein gutes Terrain, man sollte aber seine kurvige Abfahrt auf schlechter Straße definitiv nicht unterschätzen. Ich hab nur eine Erinnerung an diese Strecke, und die ist nicht schön: 2003 gehörte der untere Teil der Abfahrt zu jener Tour-Etappe, bei der Joseba Beloki schwer stürzte und Lance Armstrong ins Feld ausweichen musste. Ich fuhr wenige Positionen dahinter. Für Beloki hat es mir wahnsinnig leid getan, er ist danach nie wieder so richtig in Tritt gekommen…
Tour de France 2015 – Etappe #17: Digne-les-Bains – Pra Loup
- Datum: Mittwoch, 22. Juli
- Eurosport: 14:15 – 17:30
- ARD: 15:10 – 17:25
- Länge: 161km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Die erste von drei Bergankünften in den Alpen, nach bereits drei Bergankünften in den Pyrenäen. Die Tour de France 2015 ist wirklich schwer! Heute hoffe ich in erster Linie, dass alle gesund das Ziel erreichen und es keine Stürze gibt. Die Abfahrt vom Allos hat es wirklich in sich. Und bei der Dauphine hat Romain Bardet mit Mut und hohem Risiko ein Beispiel gegeben, das heute vielleicht Nachahmer findet: Er attackierte unmittelbar vor der Passhöhe, fuhr die Abfahrt auf der letzten Rille und verteidigte den herausgefahrenen Vorsprung auch im Schlussanstieg. So ein Wagemut kann funktionieren, kann bei einem Fahrfehler aber auch furchtbar schief gehen. Riesige Abstände bei den Top-Favoriten erwarte ich heute noch nicht.
Tour de France 2015 – Etappe #18: Gap – Saint-Jean-de-Maurienne
- Datum: Donnerstag, 23. Juli
- Eurosport: 14:15 – 17:30
- ARD: 15:10 – 17:30
- Länge: 186,5km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Bereits die ersten Meter führen bergauf – da muss man sich vor Etappenbeginn richtig gut warmgefahren haben. Für die Top-Favoriten ist dies wohl die harmloseste der diesjährigen Alpenetappen, sofern man so etwas überhaupt sagen kann. Der Glandon ist weit vor dem Ziel und die Serpentinen von Montvernier werden wohl keine großen Abstände ermöglichen. Eine Ausreißergruppe wird sich heute durchsetzen, vielleicht etwas für Pierre Rolland, Edvald Boasson Hagen oder Mathias Frank. Nicht unterschätzen darf man, wie anstrengend lange Abfahrten in den Alpen sein können. Vom Glandon beispielsweise geht es 20 Kilometerlang bergab, oben auf sehr schmaler, sehr steiler Straße. Das verlangt Konzentration bis in die Haarspitzen, unten muss man erstmal durchatmen, essen und trinken.
Tour de France 2015 – Etappe #19: Saint-Jean-de-Maurienne – La Toussuire
- Datum: Freitag, 24. Juli
- Eurosport: 13:30 – 17:45
- ARD: 15:10 – 18:00
- Länge: 138km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Eine Hammer-Etappe! Erneut geht es gleich nach dem Start bergauf, oben am ersten Berg sind die Sprinter abgehängt und müssen Vollgas fahren. So kurze Etappen in den Bergen mit vielen Höhenmeter laden zu einem Generalangriff ein. 1997 attackierte Festina geschlossen auf einer ähnlichen Etappe und machte mir das Leben im Gelben Trikot richtig schwer. Heute wird es eine Fluchtgruppe geben, in der sich die Anwärter auf das Gepunktete Trikot des besten Bergfahrers duellieren. Ob Rafael Majka seinen Titel verteidigen kann, hängt stark von den Aufgaben ab, die er für Alberto Contador zu verrichten hat. Ich vermute, dass heute die Favoriten auf den Gesamtsieg auch um die Etappe kämpfen werden.
Tour de France 2015 – Etappe #20: Modane – L’Alpe d’Huez
- Datum: Samstag, 25. Juli
- Eurosport: 13:15 – 17:00
- ARD: –
- Länge: 110,5km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Eine noch kürzere Etappe als gestern – je nach Streckenführung. Auch wenn es wegen Straßensperrungen am Galibier über den Col de la Croix de Fer gehen sollte, wird es eine schwere Etappe! Nach Alpe d´Huez wird es ein Ausscheidungsfahren der Favoriten geben, und ich glaube nicht, dass eine Ausreißergruppe sich wird behaupten können. Gut möglich, dass das Gelbe Trikot ganz vorne ankommt und den Etappensieg einheimst oder großzügig verschenkt. Alpe d´Huez lässt sich gut fahren, 18 bis 20 kmh stehen da meist auf dem Tacho. Oben steht der Tour-Sieger fest. Von Alpe d´Huez gleich am nächsten Tag auf die Champs-Élysées, das gab es bei der Tour noch nie!
Tour de France 2015 – Etappe #21: Sèvres – Paris
- Datum: Sonntag, 26. Juli
- Eurosport: 16:15 – 19:30
- ARD: 17:20 – 19:30
- Länge: 109,5km
- Ausführliche Etappenvorschau
Jan Ullrich meint: Die Schlussetappe ist etwas ganz besonderes. Der Stress fällt von dir ab, du genießt tatsächlich die Rennkilometer. Man schwätzt, gratuliert sich, macht Pressefotos. Diese Tour d´honneur hat mir immer besonders gut gefallen. Wenn man auf den Rundkurs am Arc de Triomphe einbiegt, stehen dir die Haare zu Berge, du fröstelst geradezu vor lauter Gänsehaut. Die Menschenmassen, der Jubel, die überwältigende Stadt Paris, das sind unvergessliche Momente für dich als Fahrer. Die letzten Runden wird auch noch mal richtig Rennen gefahren und am Ende gibt es einen Sprint Royale. Mehrheitlich ist das aber ein Tag zum Genießen. Ich bin sehr gespannt, wer in Gelb auf die Zielgerade kommt!
[tab:Favoriten]
Die erste Tour-Woche macht es mit windanfälligen Etappen und Kopfsteinpflaster unmöglich, einen Rennverlauf vorher zu sagen. Diese sechs Kandidaten für die vorderen Plätze der diesjährigen Tour de France sollte man aber auf dem Schirm haben.
Der Madrilene hat es sich zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr das seltene Double aus Giro- und Toursieg zu holen. Mit seinem Triumph in Mailand vor wenigen Wochen hat er den ersten Teil seiner Mission schon erfolgreich abgeschlossen. Dass er alle Voraussetzungen für den Tour-Sieg erfüllt, steht außer Frage. Entscheidend wird sein, wie gut er sich von den Anstrengungen des Giro d´Italia erholt hat. Er selbst sagt, der Sieg in Italien habe ihn mehr Kräfte gekostet als erhofft.
Bei der viertägigen Route du Sud zeigte er sich aber schon wieder in Siegeslaune und gewann nicht nur die Königsetappe vor Nairo Quintana, sondern auch die Gesamtwertung. Für Contador sprechen seine enorme taktische Schlauheit und seine Erfahrung aus 13 Grand Tour-Teilnahmen. Er weiß genau, wie er seine Kräfte einteilen muss und wie er seinen Konkurrenten auch auf vermeintlich unscheinbaren Etappen Zeit abknöpfen kann. Allerdings könnten bei ihm nach Wochen in Top-Form in der schweren dritten Tour-Woche die Lichter ausgehen.
Nachdem er 2012 stärkster Fahrer der Tour de France war und die Ausgabe 2013 in souveräner Manier für sich entschied, waren sich die Experten einig, dass Chris Froome die Frankreichrundfahrt auf lange Zeit dominieren würde. Im Vorjahr verlor er aber früh Zeit und schied nach mehreren Stürzen mit Knochenbrüchen aus. Bei der Vuelta wurde er dann von Alberto Contador geschlagen. In diesem Jahr zeigt seine Formkurve bergauf, und er gewann nach ambitioniertem Kampf eine spannende Dauphiné-Rundfahrt gegen Tejay von Garderen.
Mit dem extrem berglastigen Parcours der Tour 2015 haderte er zunächst und liebäugelte mit einem Giro-Start. Nun stellt er sich der Herausforderung Tour und setzt dabei auf ein bärenstarkes Team Sky. Der in Kenia geborene und in Südafrika aufgewachsene Froome muss aber erst noch zeigen, dass er mit den Windkanten- und Kopfsteinpflasteretappen der ersten Woche zurechtkommt. In den Bergen wird er mit seinem unorthodoxen Fahrstil zur Attacke blasen.
Der zurückhaltende Kolombianer lässt Taten statt Worte sprechen: 2013 wurde er bei seiner ersten Tour-Teilnahme Gesamt-Zweiter hinter Chris Froome, gewann die Etappe nach Semnoz sowie das Weiße Trikot des besten Jungprofis und die Bergwertung. 2014 entschied er als erster Kolumbianer den Giro d´Italia zu seinen Gunsten und bestätigte damit sein herausragendes Talent für dreiwöchige Rundfahrten. In dieser Saison zeigte er mit dem Sieg bei Tirreno-Adriatico gute Frühform. Danach bereitete er sich in seiner Heimat auf 2.700 Metern Höhe auf die Tour vor.
Zurück in Europa zeigte er als Zweiter der Route du Sud, dass mit ihm zu rechnen sein wird. Für den fliegengewichtigen Kletterer wird es von entscheidender Bedeutung sein, die Kopfsteinpflaster-Etappe so gut wie möglich zu überstehen. Er inspizierte die Strecken im Frühjahr und nahm als Training an einigen kleineren Klassikern in Belgien teil. Die schweren Bergetappen in Pyrenäen und Alpen sind ihm auf den Leib geschneidert. Wenn er den Fuß der Berge ohne großen Zeitverlust erreicht, ist er der heißeste Tipp für den Sieg.
Der Titelverteidiger ließ sich bisher nicht in die Karten gucken. Beim Critérium du Dauhiné fuhr er taktisch klug, distanzierte Chris Froome an einem Tag deutlich und streifte sich das Gelbe Trikot über. Dann konnte oder wollte er mehrfach das Tempo des Briten nicht mitgehen und fiel in der Gesamtwertung weit zurück. Ob er pokert oder ob seine Form noch Defizite aufweist, ließ sich nicht eindeutig feststellen. Auch im Vorjahr zeigte er bei der Dauphiné hier und da Schwächen, war aber pünktlich zur Tour de France in Top-Form.
Nach eigener Angabe ist er besser in die Saison gestartet als im Vorjahr. Die wenigen Zeitfahrkilometer bei der diesjährigen Tour kommen ihm zugute, auf dem Kopfsteinpflaster glänzte er bereits im Vorjahr. Die Frage wird sein, ob er in den Bergen mit den Allerbesten mithalten und eigene Akzente setzen kann. Und über Astana schwebt das Damoklesschwert der jüngsten Doping-Verdächtigungen, die Nibali zwar nicht persönlich betreffen, aber seine Konzentration beeinflusst haben dürften.
Der junge Franzose wurde im Vorjahr Dritter und gewann das Weiße Trikot des besten Jungprofis. Dabei zeigte er eine attraktive, offensive Fahrweise und bestätigte nach durchwachsenen Jahren seine hervorragende Leistung von 2012. Die mentale Blockade, die ihn bei Abfahrten hemmte, hat er ebenfalls überwunden. In der unmittelbaren Tour-Vorbereitung setzte er bereits ein deutliches Ausrufezeichen, als er die Königsetappe der Tour de Suisse auf den Rettenbachferner gewann. Im gleichen Rennen zeigte er aber auch, warum man ihm den ganz großen Coup nicht recht zutrauen mag: Im Gelben Trikot fahrend ließ er sich von der Konkurrenz Tag für Tag einige Sekunden abknöpfen und verlor die Rundfahrt schließlich im abschließenden Einzelzeitfahren. Das bergige Profil der diesjährigen Tour liegt ihm jedoch, und er wird den ein oder anderen Akzent setzen wollen – nicht zuletzt für das französische Publikum, das seit 30 Jahren auf einen Tour-Sieg wartet.
Nach zwei fünften Plätzen bei der Tour – erzielt in den Jahren 2012 und 2014 – will Tejay van Garderen nun höher hinaus. Seine Zeitfahrstärke wird er angesichts der diesjährigen Streckenplanung nur eingeschränkt ausspielen können. Umso wichtiger sind seine herausragenden Kletterfähigkeiten. Diese stellte er zuletzt mit einem bärenstarken Auftritt bei der Dauphiné-Rundfahrt unter Beweis: Er trug mehrere Tages das Gelbe Trikot des Spitzenreiters, zeigte sich an den Anstiegen offensiv und musste sich erst am letzten Tag nach zähem Kampf Chris Froome geschlagen geben. Sein Auftritt sollte ihm viel Selbstvertrauen gegeben haben. Unterstützt von einer starken Mannschaft ist er – je nach Rennverlauf – durchaus ein Kandidat für das Tour-Podium.
[tab:Streams und TV]
TV
In Deutschland haben Radsportfans in diesem Jahr bei der Tourübertragung und -berichterstattung wirklich die Qual der Wahl. Wie bereits in den vergangenen Jahren wird Eurosport wieder täglich live von der Tour de Franceberichten. Erstmals seit langer Zeit wird die Tour aber auch wieder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen sein, genauer gesagt in der ARD. Auch hier gibt es jeden Tag Livebilder vom Peloton. Schaut man sich die Übertragungszeiten an, wird klar, dass für Radsportfans auch in diesem Jahr kein Weg an Eurosport vorbei führt – nirgendwo wird mehr und länger aus Frankreich berichtet.
Internetstreams
Auch bei den Internetstreams hat man in diesem Jahr die Wahl: In Deutschland frei empfangbar ist der Livestream der ARD. Wer auch unterwegs nichts verpassen möchte, kann auf die Live TV App von Das Erste zurückgreifen, die für Apple und Android verfügbar ist.
Auch Eurosport bietet seinen Fans einen Livestream über den Eurosport Player, der sowohl im Browser, als auch für alle Mobilgeräte verfügbar ist. Im Gegensatz zum Angebot der ARD werden hier jedoch Kosten fällig: Ein 1-Monats Abo schlägt mit 6,99€ zu Buche – durchaus verkraftbar für eingefleischte Radsportfans.
Wer die Tour im Ausland verfolgen möchte und dort keine Bilder im TV zu sehen sind, der kann sich wie immer auf www.cyclingfans.com umsehen. Dort werden alle international empfangbaren Internetstreams zur Tour de France zusammengetragen.