Radsport: Was für eine Leistung des Belgiers Greg van Avermaet (BMC)! Mit einem irren Schlusssprint zum Ziel in Rodez sichert sich der 30-jährige den Tagessieg vor Peter Sagan (Tinkoff-Saxo). John Degenkolb (Giant-Alpecin) zeigt erneut eine überzeugende Leistung und wird Vierter hinter Jan Bakelants (ag2r-La Mondiale).
Bei schwül-warmen Bedingungen von deutlich über 30°C war es heute für das Peloton der Tour de France ein weitestgehend ruhiger Tag. Die 198,5km von Murez nach Rodez waren in der ersten Hälfte eher flach, danach wellig bis zum schließlich sehr schweren, knapp 7% steilen Schlussanstieg ins Etappenziel. Direkt vom Start weg gab es auch heute wieder Attacken und schnell hatte sich eine sechsköpfige Ausreißergruppe gefunden. Cyril Gautier (Europcar), Wilco Kelderman (LottoNL-Jumbo), Alexandre Geniez (FDJ), Thomas De Gendt (Lotto-Soudal), Nathan Haas (Cannondale-Garmin) und Pierre-Luc Périchon (Bretagne-Seche Environnement) fuhren an der Spitze des Feldes, ca. 3 Minuten vor dem Hauptfeld.
Dort gab für die meiste Zeit vor allem Giant-Alpecin das Tempo vor. Es war dem deutschen Team anzumerken, dass sie heute auf einen Tagessieg von John Degenkolb spekulierten, nachdem er bereits öfters in diesem Jahr daran geschnuppert hatte, es jedoch nie bis ganz nach vorn reichte. In dieser Konstellation rollte das Peloton mit einer Durschnittsgeschwindigkeit von knapp über 42km/h über den glühend heißen Asphalt. Den einzigen Zwischensprint des Tages gewann Thomas de Gendt – Greipel wurde Siebter, Sagan Zehnter.
Als das Profil zunehmend welliger wurde, stieß auch Tinkoff-Saxo an die Spitze des Hauptfeldes vor und unterstützte Giant-Alpecin in der Führungsarbeit – der Vorsprung für die Ausreißer an der Spitze schrumpfte auch sogleich. Nach den ersten beiden kategorisierten Anstiegen hatte die Fluchtgruppe nur noch etwas mehr als 1:30 Minuten Vorsprung. Nathas Haas ergriff dann die Initiative, attackierte an der Spitze und fuhr solo davon – doch nur wenige Kilometer später wird der Australier wieder gestellt. In der Folge verliert die Spitzengruppe Fahrer um Fahrer, bis zehn Kilometer vor der Linie nur noch Kelderman, De Gendt und Gautier von dem ursprünglichen Sextett übrig waren.
Das Finish hätte wirklich kaum knapper sein können. An der 1km-Marke hatte das Fluchttrio noch einen Vorsprung von knapp zehn Sekunden – er sollte nicht ausreichen. In dem wirklich steilen Finale war es dann nämlich Greg van Avermaet, der mit einem wahnsinnig langen Sprint die Ausreißer ein- und überholte. An seinem Hinterrad klebte Peter Sagan, der immer wieder versuchte, den Belgier noch zu kassieren, doch es gelang ihm nicht. 100m vor dem Ziel wurden die tapferen Ausreißer dann auch vom Rest des Feldes eingeholt. John Degenkolb konnte noch an van Avermaet und Sagan heranrücken, war jedoch im Kampf um den Sieg chancenlos und wurde Vierter. Die Favoriten, also Froome, Quintana, Nibali, van Garderen und Contador fuhren zeitgleich über die Linie. Durch seinen zweiten Platz konnte Sagan seine Führung in der Punktewertung vor dem heute weit zurückgefallenen Greipel ausbauen.
Endresultat Etappe 13 Tour de France 2015
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1.,Greg van Avermaet,BMC,04:43:42
2.,Peter Sagan,Tinkoff-Saxo,
3.,Jan Bakelants,ag2r-La Mondiale,00:00:03
4.,John Degenkolb,Giant-Alpecin,00:00:07
5.,Paul Martens,LottoNL-Jumbo,
6.,Chris Froome,Sky,
7.,Vincenzo Nibali,Astana,
8.,Alberto Contador,Tinkoff-Saxo,
9.,Alejandro Valverde,Movistar,
10.,Tejay van Garderen,BMC,
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[tab:Vorschau]
Die heutige Etappe von Muret nach Rodez im Südosten Frankreichs ist eine erste, kleinere Verschnaufpause für die Fahrer nach den strapaziösen Bergetappen der Vortage. Doch auch wenn sicherlich der eine oder andere Fahrer im Peloton zu diesem Zeitpunkt wir oftmals in den Vorjahren lieber eine komplett flache Etappe haben würde, haben sich die Streckenplaner für 2015 etwas anderes einfallen lassen. Das wellige Profil vor allem im letzten Drittel der Etappe wird sicherlich wieder zu einigen qualvollen Gesichtsausdrücken im Feld führen.
Das Profil ist eigentlich wie gemacht für eine starke Ausreißergruppe und somit dürfen wir als Zuschauer wohl von der ersten Pedalumdrehung an mit Attacken im Feld rechnen. Sollte es nämlich einer Gruppe gelingen, früh eine große Lücke zu reißen, könnte es heute bis ins Ziel reichen, zumal die Klassementfahrer heute nach den Strapazen der Vortage eher weniger daran interessiert sein werden, Nachführarbeit zu leisten. Diese liegt eher in der Verantwortung von Fahrern wie Sagan oder Degenkolb, die heute sicherlich auch eine Chance auf den Tagessieg haben werden.
[tab:Karten und Profile]
Etappenprofil
Letzte 5 Kilometer
[tab:TV und Stream]
TV
Freitag, 17. Juli, 14:15 – 17:30 Uhr
Freitag, 17. Juli, 16:05 – 17:25 Uhr