Markt: Der kleine schwedische Hersteller Standard Highwheels wurde 2013 gegründet und ist die einzige Schmiede, die heutzutage noch Hochräder herstellt. Auch wenn die Szene klein ist, besteht sie fast ausschließlich aus Liebhabern – man glaubt bei Standard jedenfalls fest an den eigenen Erfolg. Wir haben auf der Berliner Fahrradschau am Stand vorbeigeschaut.
Hochräder – einige werden sich unter dem Begriff nichts vorstellen können, andere kennen die heutzutage exotisch anmutenden Ungetüme vielleicht von alten Fotos, einige wenige haben vielleicht auch bereits eines dieser Räder in natura gesehen. Die wenigsten werden bereits einmal auf einem der mehr als 50″ großen Räder Platz genommen, geschweige denn damit ein Rennen bestritten haben. Doch auch wenn die Szene der Hochrad-Liebhaber überschaubar ist, so besteht sie doch zum großen Teil aus echten Fans, die nicht selten große Aufwendungen, zeitlich und finanziell, auf sich nehmen, um ein solches Rad ihr Eigen nennen zu können.
Meist handelt es sich bei den Hochrädern nämlich entweder um Eigenbauten oder aufwändig restaurierte Originalmodelle aus der Zeit vor 1900. Der schwedische Hersteller Standard Highwheels ist mit seinem Produktionsstart in diesen Tagen der einzige Hersteller, der neue Hochräder herstellt – zu günstigen Preisen. Während die Eigenbauten oder die restaurierten Oldtimer nämlich nicht selten die 5.000€ Marke knacken, beginnen die Preise für die Standard Hochräder bei 1.250€
Im Grunde genommen besteht ein Hochrad aus ähnlichen Komponenten wie ein modernes Fahrrad – zumindest tragen sie oft den selben Namen. Es dominiert natürlich die überdimensionierte Gabel, die Platz für das Vorderrad (bis 56″) bieten muss. Der Stahlrahmen schmiegt sich an dieses Rad an und mündet in Bodennähe in der hinteren Gabel, in der sich das kleine Hinterrad dreht. Der Antrieb erfolgt direkt am Vorderrad, ohne Schaltung, ohne Übersetzung, ohne Freilauf. Das macht das Fahren vor allem bei hohen Geschwindigkeiten durchaus zur Herausforderung: Bei den Hochradrennen werden nicht selten Geschwindigkeiten von 40km/h und mehr erreicht, was gleichzeitig einer Kadenz von über 150rpm entspricht.
Wie groß das Vorderrad ist, ist primär von der Größe des Fahrers abhängig und variiert von 48″ bis 56″ – die entsprechenden Reifen bestehen wie „in den guten alten Zeiten“ aus Vollgummi. Lenker, Sattel, Kurbel, Naben – eigentlich sämtliche Komponenten an den Hochrädern sind Spezialanfertigungen und werden von Standard Highwheels in Schweden hergestellt. Natürlich gibt es dort auch das entsprechend passende Zubehör wie Vintage-Satteltaschen. Generell hat man sich bei der Gesamtkonstruktion an den originalen Hochrädern vom Ende des 19. Jahrhunderts orientiert, wenngleich man natürlich teils moderne Komponenten wie Hohlraumalufelgen verwendet.
Nun mag sich der eine oder andere zweifellos fragen, für welchen Zweck und für wen diese Räder produziert werden. Doch allein der Andrang am Stand auf der Berliner Fahrradschau war wohl Bestätigung genug für die Herren von Standard Highwheels, dass sie mit ihren exotischen Rädern einen Nerv getroffen haben. Die Schweden sind ohnehin überzeugt von ihrem Projekt und glauben fest an den Erfolg – vielleicht können sie sogar für ein kleines Revival sorgen und wir sehen mehr Hochradrennen – auch hierzulande? Das Event während der Fahrradschau war eher die Ausnahme, doch vor allem in England erfreuen sich derartige Rennen wachsender Beliebtheit.
Wer nun Interesse an den Hochrädern bekommen hat, dem sei die Offizielle Webseite der Schweden ans Herz gelegt. Dort gibt es nicht nur reichlich Informationen zu den Rädern, sondern auch zur Szene, zur Geschichte und zu den Veranstaltungen mit Hochrad-Beteiligung.