Schon vor einigen Wochen präsentierte Conway mit den eWME Bikes die Elektro-Varianten ihrer erfolgreichen und etablierten Conway WME Enduro Bikes. Im Rahmen der Eurobike Media Days hatten wir nun endlich Gelegenheit, das spannende eMTB auf den passenden Trails für einen kurzen Testride zu entführen. Wir nahmen auf dem eWME 727+ Platz, dem Topmodell der Reihe, das zukünftig auch in einer Variante mit Plusbereifung kommt. Ebenso wie das etwas günstigere 627 bietet es vorn und hinten üppige 160mm Federweg und damit ordentlich Reserven für ruppiges Gelände. Das 427 kommt dagegen wie das 327 mit 140mm Federweg und einer nicht ganz so abfahrtslastigen Geometrie für den Traileinsatz. Gemeinsam haben sämtliche Ausstattungsvarianten den Antrieb: Hier setzt man bei Conway auf den im letzten Jahr vorgestellten Shimano E-8000 E-MTB Antrieb.
Unser Testbike zeigt allein optisch schon, wo die Reise hingeht. Die bulligen Reifen, der mächtige Alu-Rahmen und der flache Lenkwinkel locken uns auf schnellstem Wege in Richtung Trail. Apropos Lenkwinkel: Die Geometrie des eWME ist modern und würde auch so manchem nicht-motorisierten Enduro gut zu Gesicht stehen. Der Reach ist schön lang, der Lenkwinkel wie bereits erwähnt ordentlich flach und die Kettenstreben fallen für E-MTB Verhältnisse mit 435mm extrem kurz aus.
Ein kleines optisches Manko ist der auf dem Unterrohr sitzende Akku. Hier gewöhnt man sich immer mehr an die integrierten Varianten, die es bei immer mehr Herstellern zu sehen gibt. Durch das angepasste Decal- und Farbdesign kaschiert Conway diesen kleinen optischen Nachteil jedoch elegant. Die sonstige Ausstattung ist hochwertig und dem Preis von 5.699€ angemessen. Das RockShox Fahrwerk aus Pike RC und Monarch Plus trifft auf einen Antrieb aus dem Hause Shimano. Hier entschied man sich für die elektronische Di2 Variante der XT Schaltung, die in Kombination mit dem Shimano Motor ihre Vorteile voll und ganz ausspielen kann – dazu jedoch später mehr.
Conway eWME 727: Erste Impressionen vom Trail
Kurz vor unserem vereinbarten Testride verdunkelte sich der Himmel und ein sommerlicher Wolkenbruch brach über Südtirol herein. Davon ließen wir uns jedoch nicht abschrecken – im Gegenteil: Jetzt konnte das Conway erst recht zeigen, aus welchem Holz es geschnitzt ist. Unser Testtrail war zwar mit knapp 600 Höhenmetern nicht besonders lang, bot aber von jeglichem Terrain etwas, auch wenn der Schwerpunkt insbesondere auf engen Kurven und steilen Anliegern bestand. Eben genau das Terrain, wo E-MTBs in der Vergangenheit wegen ihres langen Radstands und ihrem etwas trägeren Fahrverhalten nicht immer zu überzeugen wussten.
Eins vornweg: Das Conway eWME 727 machte uns riesig viel Spaß. Dank der kurzen Streben und der dadurch kompakten Abmessungen ließ es sich spielerisch durch enge Kurven zirkeln und fühlte sich hier ganz und gar nicht nach „E-Bike“ an. Der Shimano Motor verweilte die meiste Zeit im tollen Trail-Modus, der abhängig von der Kraft auf dem Pedal die Unterstützung dynamisch anpasst. Das Zusammenspiel mit der XT Di2 Schaltung ist einfach nur grandios und ermöglicht sogar Gangwechsel unter Last auf der höchsten Unterstützungsstufe. Möglich macht es die sehr gute Abstimmung der Shimano-Komponenten, die beim Gangwechsel kurz und nicht wahrnehmbar die Unterstützung herunterfährt.
Das Fahrwerk des Conway E-MTBs ist gutmütig und insgesamt eher plüschig denn straff, was aber ganz gut zum Charakter und zur Ausrichtung des Bikes passt. Richtig gut funktioniert übrigens der Fender für den Dämpfer. Da sich das Federelement eigentlich direkt in der „Schmutzschussbahn“ des Hinterreifens befindet, haben die Konstrukteure hier ein kleines Schutzblech angebracht, das auch bei den ziemlich schlammigen Bedingungen unseres Tests einen richtig guten Job machte und die empfindliche Kolbenstange vor Schmutz und Steinen schützte. Einen ähnlichen Zweck verfolgt die Kunststoffabdeckung unter dem Kompakten Motor, die den Antrieb vor umherwirbelnden Steinen schützen soll. Das funktioniert auch sehr gut, doch durch den Hohlraum zwischen Motor und Abdeckung entsteht hier immer ein lautes Klacken, wenn ein Stein dagegenknallt, das auf Dauer ganz schön nerven kann.
Wir starteten unseren Test mit einem vollen Akku und knallten unseren Testtrail abwechselnd nach oben und nach unten: Erst nach über 1.800hm war es dann soweit, und der Akku war ganz leer. Ein beachtlicher Wert, der für die meisten Touren vollkommen ausreichen dürfte – insbesondere da wir das Bike deutlich mehr beanspruchten, als wir es im täglichen Einsatz tun würden.