Test: Das Bulls E-Core Di2 FS 27,5+ ist ein potentes 150mm E-Fully, das sich mit seiner insgesamt eher komfort-orientierten Ausstattung jedoch vor allem an Tourenfahrer richtet, die auch im Gelände genügend Reserven für schwieriges Terrain unter dem Hintern haben möchten. Ein Highlight ist zweifelsohne das harmonische Zusammenspiel zwischen Shimano Antrieb und Di2 Schaltung.
Bulls E-Core Di2 FS 27,5+: Rahmen und Antrieb
Die Eckdaten des Bulls E-Core FS Rahmens sind vielversprechend und lassen auf ein potentes, modernes E-MTB hoffen: So bekommt man vorn und hinten 150mm Federweg, breite und traktionsstarke Plusbereifung und den neuen Shimano E-8000 Antrieb. Die Zutaten stimmen also! Die E-Core Plattform von Bulls setzt konsequent auf den Motor und Antrieb aus Japan, während in den E-Stream Modellen ein Brose Antrieb steckt. Sämtliche E-MTBs haben einen Rahmen aus Aluminium und sind in zahlreichen Ausstattungsvarianten erhältlich. Beim von uns getesteten E-Core Di2 FS 27,5+ vertraut man – wie der Name schon sagt – den breiten und gerade bei E-MTBs so beliebten Plusreifen mit 2,8″ Breite. 3″ Reifen sollten auch gerade noch so in den Hinterbau passen, doch wenn es dann schlammig wird, dürften sie an den Sitzstreben streifen.
Richtig gut gelungen ist die Systemintegration des Shimano Antriebs: Nicht nur der 500Wh Akku sitzt gut versteckt im Unterrohr, sondern auch der kompakte Motor selbst fällt auf den ersten Blick kaum auf. Gerade angesichts der ohnehin voluminösen Rahmenrohre und der breiten Reifen fällt es kaum auf, dass es sich beim Bulls um ein E-MTB handelt. Diese äußerst gelungene Integration setzt sich bis zum Cockpit fort: Hier fungiert das Di2 Display der Schaltung auch als Anzeige für die Unterstützungsstufe, die auf der linken Seite per Firebolt Trigger reguliert wird.
Bulls E-Core Di2 FS 27,5+: Ausstattung
Rahmen | Bulls E-Core FS |
Federgabel | Rock Shox Yari RC |
Antrieb | Shimano Steps E-8000 |
Akku | Shimano 500Wh |
Dämpfer | Rock Shox Deluxe RT |
Laufräder | Styx Naben / Bulls AS-35P Felgen |
Reifen VR | Schwalbe Rocket Ron 2,8 Performance |
Reifen HR | Schwalbe Rocket Ron 2,8 Performance |
Schaltwerk | Shimano XT Di2 |
Schalthebel | Shimano XT Di2 |
Kurbel | Shimano FC-E8050 |
Umwerfer | |
Bremse | Magura MT5 / MT4 |
Bremsscheiben | Magura Storm 180 / 180mm |
Sattelstütze | Magura Vyron 150mm |
Sattel | Bulls |
Vorbau | Bulls 75mm |
Lenker | Bulls 740mm |
Etwas mehr als 5.000€ werden fällig für das Bulls E-MTB – damit liegt man für ein E-Fully dieser Klasse im mittleren Preissegment und bietet dafür eine sehr überzeugende Ausstattung. Besonders hervorzuheben ist hier natürlich die elektronische Di2 XT Gruppe von Shimano, die insbesondere in Kombination mit dem E-8000 Antrieb aus gleichem Hause große Vorzüge hat. Durch eine besondere Abstimmung zwischen Schaltung und Motor können damit nämlich auch Gangwechsel unter Last ermöglicht werden, da der Motor in diesem Fall kurz und kaum spürbar Leistung herausnimmt. Andere Antriebe haben hier teilweise große Probleme.
Ebenfalls zu überzeugen weiß das Fahrwerk: Im Hinterbau steckt der neue Rock Shox Deluxe RT Dämpfer, in der Front die steife Allroundgabel Yari. Mitgedacht hat man bei der Bremsanlage, die aus Süddeutschland von Magura kommt. Während man am Vorderrad mit dem Leistungsstarken MT5 Vierkolbensattel für die nötige Verzögerung sorgt, reichen am ohnehin schnell blockierenden Hinterrad die zwei Kolben des MT4 Sattels. Wir finden jedoch, dass an einem E-MTB dieser Federwegsklasse die 180mm Bremsscheibe am Vorderrad etwas unterdimensioniert ist. Gerade schwere Fahrer sollten hier eventuell über einen Tausch auf eine 203mm Scheibe nachdenken. Auch von Magura ist die Variostütze Vyron, die 150mm Hub bietet und per Elektronik kabellos angesteuert wird – das hat natürlich den Vorteil, dass sie konkurrenzlos einfach zu (de-)montieren ist. Dass diese Technologie jedoch auch ihre Schattenseiten hat, mussten wir auf dem Trail erfahren – dazu jedoch später mehr.
Solide Kost gibt’s bei den Laufrädern, die aus den hauseigenen STYX Naben und robusten 35mm breiten Alufelgen von Bulls bestehen. Für etwas Naserümpfen sorgen die Reifen: Nicht nur kommt vorn wie hinten der zwar leicht rollende aber nicht sonderlich gripstarke Rocket Ron zum Einsatz, sondern darüber hinaus auch in der günstigen Performance Gummimischung, die gerade im Nassen sehr schnell an ihre Grenzen kommt. Ebenfalls nicht ganz zur ansonsten so durchdachten Ausstattung passen die sehr weichen Ergogriffe und der satte 75mm lange Vorbau.
Bulls E-Core Di2 FS 27,5+: Auf dem Trail
Zunächst einmal ist die Sitzposition auf dem Bulls E-MTB ein wenig gewöhnungsbedürftig: Das liegt insbesondere am doch recht langen Vorbau für ein Rad mit 150mm Federweg und zugleich an der verhältnismäßig hohen Front. Wir hatten angesichts der Daten auf dem Papier ein sportliches All Mountain erwartet, doch zunächst fühlt sich das E-Core Di2 FS 27,5+ eher nach einem gemütlichen Tourenrad an. Erwartungsgemäß überzeugend zeigt sich die Kombination aus Shimanos E-8000 Antrieb und der Di2 Schaltung: Der Trail Unterstützungsmodus des Motors vermittelt dank dynamischer Steuerung ein sehr natürliches Fahrgefühl und das Zusammenspiel mit der elektronischen Schaltgruppe ist nahezu perfekt. Hier gibt es wahrlich kaum etwas zu meckern.
Der kraftvolle Motor drückt das Bulls Bike auch steile Rampen nach oben, doch hier haben wir teilweise ziemliche Mühe, das schnell steigende Vorderrad am Boden zu halten. Das ist durchaus etwas verwunderlich angesichts der eher langen Kettenstreben, könnte aber seinen Ursprung in der hohen Front haben. Hat man sich jedoch einmal daran gewöhnt und verlagert das Gewicht rechtzeitig, lassen sich auch fiese Steilstufen bezwingen.
In der Abfahrt zeigt das E-Core dann zwei Gesichter: Das Fahrwerk konnte uns restlos überzeugen. Der Hinterbau vermittelt ausreichend Feedback, ist nicht zu plüschig, aber dennoch komfortabel. Die Gabel kann hier nicht ganz mithalten, liefert aber dennoch eine für die allermeisten Fahrer mehr als ausreichende Performance. Weniger überzeugend zeigte sich jedoch die ungünstige, frontlastige Sitzposition, der man jedoch mit einem kürzeren Vorbau und einem breiteren Lenker entgegenwirken könnte. Auch die sehr weichen Griffe boten in der einen oder anderen haarigen Situation nicht so viel Halt, wie wir uns gewünscht hätten. Ähnliches gilt für die Reifen: Die günstige Gummimischung und der dünn profilierte Vorderreifen sind für ein Rad der Klasse des E-Core unterdimensioniert. Die Vyron Variostütze machte einen ordentlichen Job, doch die Verzögerung beim Betätigen des Lenkerhebels bis zur Reaktion der Stütze macht schnelles Reagieren auf das Terrain fast unmöglich. Positiv zeigten sich dagegen die Bremsen und auch die 180mm Scheibe an der Front bereitete uns keine Probleme.