Test: S-Pedelec der Flyer U-Serie im Dauertest. Der durch eine Straßensperrung erzwungene Umstieg aufs E-Bike machte Testfahrer Stefan Treml viel Freude – kein Wunder angesichts des schnellen S-Pedelecs der Flyer U-Serie, das er mehr als 1.000 Kilometer fuhr und sich so eine wirklich profunde Meinung erlauben darf.
Die viermonatige Vollsperrung der Bundesstraße 11, die Deggendorf im Donautal mit den Ortschaften des vorderen Bayerischen Walds verbindet, zwang so manchen Berufspendler zum Umdenken. Umständliche Umwege in Kauf nehmen, mit der „Waldbahn“ fahren oder das Fahrrad nehmen? Velomotion-Tester Stefan Treml entschied sich für letzteres. Und da die 300 Meter Höhenunterschied zwischen Wohnort und Arbeitsstelle auch für den geübten Radfahrer auf Dauer etwas zu viel waren, versuchte sich Treml an einem S-Pedelec der Flyer U-Serie.
Flyer U-Serie als Pendler-E-Bike
Für Velomotion eine großartige Gelegenheit ein Flyer U-Serie 7.70 HS intensiv zu testen. Das S-Pedelec mit dem innovativen Zweigang- Automatikgetriebe, kombiniert mit Zehngang-Kettenschaltung – ist ein wertiger, sportlich anmutender Bolide, der mit 21 Kilo zudem (für ein S-Pedelec) ansprechend leicht ist. Starrgabel, voluminöse Semi-Slicks und das typische Versicherungskennzeichen, damit bietet das Flyer die typische Optik schneller-Urban-Bikes. Hinzu kommt der elegante, teilintegrierte Akku des Panasonic-Mittelmotors, dazu der spezielle Tastenblock links am Lenker mit der Schaltwippe für das zweistufige Getriebe, das natürlich auch manuell bedient werden kann.
Fünf Wochen dauerte Stefan Tremls erste Testphase mit dem Flyer U-Serie – will heißen 25 Arbeitstage mit je 20 km Anfahrts- und Heimweg, insgesamt gut 1.000 Kilometer. Eine für den Verkehr freigegebene, für Autos allerdings blockierte Forststraße bot sich als Trasse an – auch nach Ende der Vollsperrung eine mögliche Alternativroute. In Richtung Deggendorf galt es nur rund 50 Höhenmeter zu bewältigen, die mit dem starken Mittelmotor regelrecht „überflogen“ werden konnten. Auf einer längeren, nur minimal abfallenden Geraden und bei der Einfahrt nach Deggendorf fuhr Treml sein Flyer U-Serie voll aus – anders als so manches S-Pedelec, etwa die typischen Bosch-Modelle, sind beim Schweizer E-Pionier echte 45 km/h drin. Stefan Treml war selbst erstaunt, als er nach den ersten zwei, drei Fahrten feststellte, dass er nur wenig mehr als eine halbe Stunde zum Job brauchte. Viel schneller geht es mit dem Auto auch nicht.
1.000 km mit der Flyer U-Serie – bei Wind und Wetter
Auch zurück nach Gotteszell ging’s mit der Flyer U-Serie ziemlich flott. 300 Höhenmeter sind kein Pappenstiel, mehr als 40 Minuten brauchte der Test-Pendler für die 20 km jedoch trotzdem nicht – und das, wie Treml betonte, ohne verschwitzt zuhause anzukommen. Wobei er das Bike auch ordentlich forderte: „Ich fuhr das Flyer meist auf der Stufe Automatik oder High“, erklärt er, „beim S-Pedelec finde ich die Stufe Eco nicht wirklich sinnvoll“.
Klar, bei einem schnellen E-Bike steht die Geschwindigkeit im Vordergrund, doch die Flyer U-Serie hatte noch so manch anderen Vorzug zu bieten. Den besonders leisen Lauf des Mittelmotors zum Beispiel, dazu die insgesamt gute Funktion der Automatikschaltung, die Getriebestufe und Unterstützungsmodus selbsttätig und im gefühlt optimalen Augenblick wechselte. Freilich nicht ganz geräuschlos; im manuellen Betrieb dauerte es außerdem manchmal ein bisschen, bis sich der größere Gang einlegen ließ. Im Automatik-Betrieb überraschte das Bike seinen Testfahrer mit einem ungewöhnlichen Feature: Ein Vibrieren im Lenkergriff kündigt den Schaltvorgang an.
Flyer U-Serie – schnelles Bike mit tollen Features
Das große Display des Antriebs mit seinen zahlreichen Funktionen sprach den Testfahrer ebenso an wie die stimmige Optik des Sporttourers, der auch nach 1.000 Kilometern bei teils ungemütlichen Bedingungen nichts von seiner Attraktivität eingebüßt hatte.
Als wahres Highlight empfand Treml den extrem hellen Supernova-Strahler, der bei abendlichen Fahrten im Frühsommer auch bei hohem Tempo stets gute Sicht bot. Die angenehm sportliche Sitzhaltung und die leicht laufenden Reifen machten die täglichen Pendeltouren zudem sehr komfortabel, wobei unser Pendler nach einigen Fahrten mit der optional angebotenen Suntour-Parallelogrammfederstütze liebäugelte.
Frei von Kritik kann die schöne, schnelle Flyer U-Serie allerdings auch nicht bleiben: „Es kam vor, dass der Motor bei hohen Außentemperaturen – an die 30 °C – im Fahrmodus Automatik heiß lief und sich abschaltete. Er braucht dann einige Minuten um wieder abzukühlen“, berichtet unser Velomotion-Fahrer. Im Testzeitraum passierte das insgesamt drei Mal.
Flyer U-Serie – nicht ganz frei von Tadel
Ist der schnelle U-Flyer das perfekte Pendler-Mobil? Was die Motorleistung angeht, bestimmt; allerdings vermisste Stefan Treml einige Features, die an E-Bikes der Kategorie „Urban“ nun mal nicht vorgesehen sind. Einen Gepäckträger etwa, außerdem eine Federgabel, zumal sich bei Dauergeschwindigkeiten um 40 km/h auch kleine Macken im Straßenbelag deutlich bemerkbar machen. Auch der mit 432 Wattstunden eher kleine Akku der Flyer U-Serie passte nicht so recht zu den Testbedingungen – wenn Treml das Bike voll ausfuhr, reichte die Akku-Kapazität gerade so für den Heimweg. Ohne Motorunterstützung erwies sich das Rad übrigens als kaum fahrbar – hier wirkte sich das Getriebe nachteilig aus.
Nicht ganz so elegant, aber für den Langstrecken-Dauereinsatz besser geeignet wäre die Flyer RS-Serie: ebenso schnell, dabei mit optionalem 648-Wh-Akku deutlich ausdauernder und komfortabel gefedert. Und der Gepäckträger zum Einhängen einer Packtasche ist an der RS-Serie standardmäßig montiert. Einzig auf das innovative Zwei-Stufen-Getriebe muss man beim Trekking-Modell verzichten, außerdem aufgrund der anderen Geometrie mit längerem Radstand ein Stück weit auf den sportlichen Charakter.
Flyer U-Serie – S-Pedelec und das Problem mit der StVO
Außerdem ist da noch die Sache mit der Straßenverkehrsordnung: Als verantwortungsvoller Mensch schob Stefan Treml „sein“ Flyer U-Serie natürlich durch die (für Radfahrer freigegebene) Deggendorfer Fußgängerzone – nicht nur für den Fotografen. Dass viele für Radler optimale Abkürzungswege mit einem schnellen E-Bike nicht benutzt werden dürfen, macht diese Fahrzeugkategorie für die meisten Nutzer uninteressant – auch für unseren Testfahrer. „Ein Rad, das ich beispielsweise auf einer Familientour gar nicht nutzen kann, wäre für mich nicht sinnvoll – gerade zu diesem Preis“, so Treml. „Ein normales E-Bike mit maximal 25 km/h wäre für meinen Arbeitsweg dagegen zu langsam.“
Die Problematik ist bekannt: Radfahrer, die Tag für Tag längere Strecken auf sich nehmen, können meist aus eigener Kraft 25 km/h fahren – ein normales E-Bike macht für sie also wenig Sinn. Die schnellen Modelle (von denen viele die erlaubten 45 km/h freilich ohnehin dauerhaft nicht erreichen) sind wiederum zu unflexibel, weil nur auf Autostraßen erlaubt – und mit 40 Sachen im Berufsverkehr über die stark befahrene B11 zu fahren wäre für Stefan Treml nicht nur kein Vergnügen, sondern auf Dauer auch ziemlich gefährlich.
E-Bike-Dilemma: 25 km/h ist zu langsam und S-Pedelec zu umständlich!
Wünschenswert wäre also eine Zwischenstufe – etwa eine E-Bike-Klasse, die bis 30 oder 35 km/h unterstützt und (vielleicht mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung) auch auf Radwegen erlaubt ist. Oder auch eine Unterstützungsbegrenzung bei 20 Meilen pro Stunde wie in den USA, was der sinnvollen Geschwindigkeit von 32 km/h entsprechen würde. Wie so etwas funktionieren kann, macht die Schweiz vor: Dort dürfen/müssen auch S-Pedelecs Radwege benutzen; mit abgeschaltetem Motor dürfen sie dazu Strecken benutzen, die für Mofas verboten, aber für normale Fahrräder erlaubt sind. Würde der Gesetzgeber eine solche Fahrzeugklasse zulassen, stünde schon bald ein neues E-Bike in Stefan Tremls Garage.